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Taylor Sheridan hat dank eines ungewöhnlichen Werdegangs eine beachtliche Karriere im amerikanischen Filmgeschäft hingelegt. Vom Nebendarsteller (Sons of Anarchy) avancierte er dank seiner Drehbücher zu solch exzellenten Filmen wie „Sicario“ und „Hell or High Water“ zum gefragten Autor und schließlich auch Regisseur („Wind River“). Sein Spezialgebiet: packende Thriller im ehemaligen Wilden Westen, die vor atemberaubender Kulisse stattfinden. Ob Texas, Mexiko oder Wyoming: Stets ist die Landschaft ein den Hauptfiguren ebenbürtiger Charakter.

Lage ist alles

In seiner ersten Serie, Yellowstone, ist nun der weite, dünn besiedelte US-Bundesstaat Montana Handlungsort. Hierzu hat Sheridan sämtliche zehn Episoden inszeniert und zusammen mit John Linson geschrieben. Seine Handschrift kann man jedoch nur an den brillanten Bildern der unvergleichlichen Schönheit Montanas ablesen. Die Geschichte hingegen ist so komplex wie selten bei Sheridan. Üblicherweise zeichnen sich seine Plots durch ihre Schlichtheit aus. Dieses Mal hat er wohl geglaubt, er müsste besonders viele Handlungsbögen aufmachen, weil er ja acht Stunden zu füllen hat.

Der anderthalbstündigen Pilotepisode ist das nicht besonders zuträglich. Es passiert darin ebenso viel, wie Figuren vorgestellt werden. Hauptcharakter ist Familienpatriarch und Ranchbesitzer John Dutton (Kevin Costner), der seine erwachsenen Kinder mit harter Hand führt und in sämtlichen politischen Verwicklungen des Staates die Finger zu haben scheint. Seine einzige Tochter Beth (Kelly Reilly) ist ganz offensichtlich die einzige, die sich etwas von seiner Härte abgeschaut hat. Unbarmherzig lässt sie Geschäfts- und Liebespartner ihren Staub fressen.

Dann gibt es da noch Jamie (Wes Bentley), der Anwalt geworden ist, was ihm sein Vater nie wirklich verziehen hat, und der dies mit der abschätzigen Bemerkung quittiert, er habe die Hände seiner (bereits verstorbenen) Mutter. Der Älteste im Geschwisterquartett ist Lee (Dave Annable), der sich am liebsten nur um die Viehzucht kümmern würde, vom Patriarch aber immer wieder dazu angespornt wird, sich auch Managertätigkeiten zu widmen. Die interessanteste Geschichte hat indes Cory (Luke Grimes), der dem väterlichen Betrieb seit langem den Rücken gekehrt hat und nun auf dem örtlichen Reservat der Ureinwohner lebt - inklusive dorther stammender Freundin und Kind.

Obwohl sie alle eigentlich gar nicht mehr auf der Ranch wohnen, wird es am Ende der Pilotepisode so weit sein, dass sie alle dorthin zurückkehren. Dazwischen passiert allerlei. Dutton führt gleich mehrere Kleinkriege, zum Beispiel gegen die Reservatsbewohner, mit denen er sich nicht einigen kann, wem eine bestimmte Rinderherde gehört. Außerdem wird die weite, unbefleckte Natur rund um sein riesiges Anwesen (es hat die Größe des US-Bundesstaates Rhode Island) von einem ehrgeizigen Bauunternehmer (Danny Huston) bedroht, der dort unbedingt eine Luxuswohnanlage errichten will. Dem weiß sich der Dutton-Klan allerdings fantasiereich zu erwehren...

Für meinen Geschmack ist die Pilotepisode von Yellowstone mit Plot und Figureneinführung zu überladen. Warum ich trotzdem weiterschauen werde? Wegen der hinreißenden Landschaftsaufnahmen, die ein Sehnsuchtsbild nach dem anderen produzieren. Ich bin letztes Jahr selbst einmal quer durch Montana (und andere Bundesstaaten) gefahren und kann bestätigen, dass es dort wirklich so fantastisch aussieht, wie hier dargestellt. Dieser Ort ist wahrlich von überwältigender Schönheit. Oder wie John Dutton es ausdrückt: „If people had all the money in the world, they'd buy a place like this.“