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Nach 17 Jahren im Bundesgefängnis kehrt Edwin Alexander in das Leben seiner Tochter Paige und ihres Teenager-Sohns Finn zurück - gerade als Paige versucht, ihren Lebenstraum vom Kauf eines Eigenheims zu verwirklichen.
Paige (Kerry Washington) hat sich aus der Misere gearbeitet. Trotz zahlreicher Rückschläge in ihrem Leben steht sie recht gut da und ist kurz davor, ihr erstes eigenes Haus für sich und ihren Teenagersohn Finn (Faly Rakotohavana) zu kaufen. Doch dann holt die Vergangenheit sie in der Dramedy Unprisoned ein... Die Serie ist seit heute bei Disney+ zu streamen.
Paige ist Beziehungscoach, eine Profession, die sie aktuell unter anderem über Live-Videos auf ihren Social-Media-Kanälen auslebt. Sie hat ihr Leben gerne unter Kontrolle und macht dabei einen halbwegs guten Eindruck. Ihr Auto ist schick, ihr Sohn für einen Teenager recht gut erzogen, ihre Wohnung zwar klein, aber der erste Hauskauf steht unmittelbar bevor. Doch ihre Beziehung zu dem erfolgreichen, aber emotional abwesenden Will steht unter keinem besonders guten Stern und auch eine andere Baustelle in ihrem Leben steht zu Beginn der Pilotepisode vor der heißen Phase.
Denn Paige hat einen kriminellen Vater, der die meiste Zeit ihres Lebens hinter Gittern verbracht hat. Nun wird er wieder einmal entlassen und die pflichtbewusste Tochter holt ihn ab, ohne jegliche Illusionen jedoch. Die Erfahrung hat sie gelehrt, dass er schnell wieder im Bau landen wird und ihren Sohn will sie diesem emotionalen Durcheinander ohnehin nicht aussetzen.
Das ist nämlich besonders verzwickt, weil ihr Vater Edwin (Delroy Lindo) ein Charmeur vor dem Herrn ist, der nur einen Augenaufschlag braucht, um eine Frau im Supermarkt um den Finger zu wickeln und sie dazu zu bringen, seine Einkäufe zu bezahlen.
Doch mit dieser Ader kann er bei Paige nach all den Jahren nicht mehr landen. Sie holt ihn aus dem Gefängnis ab, erfüllt seinen Wunsch, einen Kaffee trinken zu gehen. Doch den Enkel will sie nicht vorstellen und Ratschläge will sie auch nicht hören.
Nach den ersten Erledigungen bringt sie ihn zu Nadine (Brenda Strong). Sie ist seit vielen Jahren seine On-off-Beziehung, die beiden verbindet ein Hang zur Wollust und zur moralischen Flexibilität. In der Pilotepisode erfahren wir nur am Rande, dass auch Nadine ihren Teil zu Paiges Erziehung beigetragen hat. Diese wäre jedoch lieber in ihrer Pflegefamilie geblieben, wo sie sechs Jahre an der Seite ihrer adoptierten Schwester verbracht hat.
Mit etwas schlechtem Gewissen liefert sie den Vater schließlich bei seinem alten Kumpel Fox ab, bei dem die Zukunft schon vorgezeichnet scheint. Das Ende der Episode geht dann jedoch in die andere Richtung, denn er taucht vor der Tür des frisch gekauften Hauses von Paige auf und möchte neu anfangen. Und möchte das nicht eigentlich jeder?
Kerry Washington brilliert meistens dann, wenn sie eine Figur zu spielen bekommt, die gegen widrige Umstände verzweifelt versucht, ihr Leben in eine Struktur zu bringen und zu kontrollieren. Das war bei der brillanten Problemlöserin mit desaströsem Liebesleben in Scandal so und auch bei der flüchtigen Künstlerin, die das große Geheimnis nicht entweichen lassen darf in Little Fires Everywhere. Nun hat sie mit Paige das erste Mal ihre Paraderolle in einer Serie mit einer komödiantischen Note übernommen. Das funktioniert überraschend gut, denn von Punchline-Humor sind wir in Unprisoned weit entfernt.
Stattdessen begleiten wir Paige durch ihr Leben voller Stolpersteine, hinter denen sie immer doch etwas Humor findet. Auch wenn sie in Bezug auf ihren Vater zynisch geworden zu sein scheint, glaubt sie weiterhin an das Gute. Und analysiert ihr eigenes Verhalten für uns als Therapeutin öfter mal aus dem Off und einfach direkt im Dialog mit einer anderen Figur.
Irgendwie landet der Vibe der Serie damit zwischen Dramaserie und Feel-Good-Serie. Denn auch wenn schon der Bewährungshelfer erwähnt, dass das System dafür gemacht ist, Edwin zum Scheitern zu bringen, so richtig tief scheint die Geschichte emotional nicht zu fallen. Dazu ist der Comedy-Anteil dann doch zu präsent.
Was außerdem positiv auffällt, ist die Abwesenheit von Stereotypen und Klischees. Edwins Haft wird vor allem als ein Umstand präsentiert, mit dem die Familie umgehen muss, der Auswirkungen auf die Gegenwart hat, aber nicht wie eine moralische Keule. Entgegen der üblichen Pilot-Krankheit erzählt das Drehbuch uns die Vorgeschichte nur in einer Hinsicht überdeutlich: Wenn es um Paiges Kindheit geht, schlüpft sie hin und wieder in die Rolle des Kindes, erzählt uns in Form einer Zehnjährigen ihre psychologische Diagnose über ihr erwachsenes Selbst. Das ist ebenso für den Beginn etwas zu überdeutlich und unnötig, könnte sich aber im Laufe der Serie als praktisches Element erweisen.
Die Zusammenhänge jedoch zusammenzubasteln, das traut das Drehbuch uns durchaus selbst zu. Und es erlaubt uns auch, dass wir Ungewissheit aushalten. Zum Beispiel, wieso Paige zwar nur Gutes über ihre Pflegeeltern zu sagen hat, aber sich trotzdem nicht als ihre Tochter sieht. Oder wie genau Nadine mit Paiges Erziehung und Aufwachsen zu tun hatte. Die Charaktere, ihre Hintergründe und Abgründe dürfen sich langsam entwickeln.
Edwin und sein Charme sowie Paige und ihr unbeirrbarer Kampfwille lassen ein Aufgeben nicht als Option zu. Daher sagen die beiden dann auch zum wiederholten Male, dass sie einen Neustart wagen. Ob es dieses Mal anders sein wird, wissen wir nicht, aber die beiden auf dem Weg zu begleiten, verspricht unterhaltsam und emotional zu werden.
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Hier abschließend noch der Trailer zur Serie „Unprisoned“:
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
Kerry Washington | …………… | Paige Alexander |
Delroy Lindo | …………… | Edwin Alexander |
Marque Richardson | …………… | Mal |
Faly Rakotohavana | …………… | Finn |
Jordyn McIntosh | …………… | Little Paige |
Brenda Strong | …………… | Nadine Gregory |
Jee Young Han | …………… | Esti Nelson |
Edwin Lee Gibson | …………… | Fox |
Timothy Daly | …………… | Bill |
Emma Kennedy | …………… | Kaylee |
Kelvin Witherspoon | …………… | Sadiiq |
Rachael Drummond | …………… | Sandy |
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