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The Romanoffs 1x08

The Romanoffs 1x08

Episode Staffel 1, Episode 8
(The Romanoffs 1x08)
Titel der Episode im Original The One That Holds Everything
Erstausstrahlung der Episode in den USA Freitag, 23. November 2018 (Amazon Prime Video)
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Freitag, 23. November 2018
Erstausstrahlung der Episode in Österreich Freitag, 23. November 2018
Erstausstrahlung der Episode in der Schweiz Freitag, 23. November 2018
Autoren Donald Joh, Matthew Weiner
Regisseur Matthew Weiner

Jack Edgar (JJ Feild) unternimmt als Autor einer fiktiven Romanow-Miniserie eine Zugreise von Paris nach London. Neben ihm sitzt die adrette Candace (Adèle Anderson), die gern Konversation betreibt und dem professionellen Geschichtenerzähler schließlich eine eigene Geschichte über den Zarenclan erzählt. Darin geht es um den jungen Simon (Hugh Skinner), dem man als Kind alles nahm und der nun bereit ist, Rache zu verüben.

Knapp 70 Millionen Dollar soll sich Amazon Prime Video das achtteilige Anthologie-Abenteuer The Romanoffs gekostet haben lassen. Und, wenn man bedenkt, dass die Eventserie vom Mad Men-Macher Matthew Weiner qualitativ höchstens zwischen „ganz nett“ und „ziemlich peinlich“ hin- und herpendelte, ist klar: Das Projekt ist gescheitert. Bis zur letzten Episode mit dem vielversprechenden Titel The One That Holds Everything (1x08) wollte ich warten, um das so klar zu sagen. Tatsächlich gehöre ich wahrscheinlich noch zu denjenigen, die Weiner am meisten haben durchgehen lassen...

Hätte das große Finale nun wirklich noch einmal einen besonderen Twist zutage gefördert und die vorherigen Kapitel in ein neues Licht gerückt, dann wäre The Romanoffs wohl nicht dazu verdammt gewesen, fortan als Flop in Erinnerung zu bleiben - falls sich in ein paar Jahren überhaupt noch jemand an die Miniserie erinnert. Zwar bietet Weiner in der letzten Ausgabe noch einmal einen netten kleinen Thriller in Anlehnung an Alfred Hitchcock oder Agatha Christie, aber mehr als eine beherzte Darbietung des jungen Hauptdarstellers Hugh Skinner („Mamma Mia! Here We Go Again“) lässt sich nicht daraus gewinnen.

Der Goldjunge, dem man alles wegnahm

Die Episode ist erzählerisch eine der anspruchsvollsten in The Romanoffs, da es sich um eine Geschichte innerhalb einer Geschichte innerhalb einer Geschichte handelt. Zu Beginn sehen wir den Autor Jack (JJ Field), der in Paris den Eurostar nach London betritt und darin neben einer alten Dame namens Candace (Adele Anderson) Platz nimmt. Die einzigen Elemente, die den Titel der Folge rechtfertigen, sind Jacks Rolle als Erfinder der fiktiven Romanow-Serie aus der Episode House of Special Purpose (1x03) und ein kurzer Gastauftritt der Figuren Greg (Aaron Eckhart) und Sophie (Louise Bourgoin), die wir aus The Violet Hour (1x01) kennen. Wirklich zusammengehalten wird durch diese unbedeutenden easter eggs aber gar nichts.

Soll heißen: Bis zum Finale findet Weiner keine legitime Begründung, wieso The Romanoffs ausgerechnet als Anthologieserie konstruiert sein musste - außer natürlich der Tatsache, dass ihm Amazon viel Geld dafür bot und er quasi umsonst um die halbe Welt reisen konnte. Der obligatorische Nachfahre der Zarendynastie ist diesmal der junge Simon (Skinner), der in der Geschichte auftritt, die Candace Jack erzählt. Anfangs hat man echtes Mitleid mit Jack, da seine Sitznachbarin ihn einfach nicht in Ruhe lassen will. Doch später erfahren wir den eigentlichen Grund ihrer Aufdringlichkeit...

Candace stellt uns Simon als Jungen dar, der nie und nirgends wirklich willkommen war. In seiner eigenen Familie war er immer nur ein Fremder, zumindest seit dem Tag, als seine Mutter in einem furchtbaren Feuer verbrannte. Sein Vater fand bald schon eine neue Frau, nämlich die hübsche Haushälterin Ondine (Hera Hilmar) - und Simon war schon als Kind schlau genug, um zu erkennen, dass an dem Tod seiner Mutter etwas faul war. Als Erwachsener ergriff er die Flucht vor seinem alten Leben und zog mit seinem Partner Christopher (Christopher Goh) nach Hongkong. Aber auch diese Beziehung endete in einem Trauma - besonders eindrucksvoll ist hier die Karaokeszene, in der Simon den Bangles-Hit „Eternal Flame“ singt.

Die Rache der Romanows

Doch mit jedem Rückschlag kommt Simon seinem wahren Ich ein wenig näher, denn wirklich wohlgefühlt hat sich der Junge in seiner Haut ohnehin nie, da er eigentlich eine Sie ist. Dank Gruppentherapie lernt der so oft traumatisierte Simon endlich, sich selbst zu akzeptieren und wird nun auch äußerlich zur Frau. Im Prinzip ein stolzer Moment, doch Weiner konterkariert ihn mit der größtmöglichen Demütigung: Simons letzter Konfrontation mit der bösen Stiefmutter, die ihm beziehungsweise ihr nicht einmal ein letztes Andenken an die eigene, die echte Mutter zugestehen will.

Normalerweise ist die Tragödie eines Menschen nicht auf einen einzigen Täter zurückzuführen, sondern eher auf ein komplexes Zusammenspiel gesellschaftlicher Kräfte. Doch in diesem Fall ist es deutlich leichter: Ondine ist der Grund allen Übels in Simons Leben. Nicht besonders subtil, aber so ergibt sich wenigstens die Chance für einen spannenden Rachethriller, der gegen Ende mit einer überraschend effektiven Wendung aufwarten kann. So viel sei verraten: Im großen Finale verschmelzen die verschiedenen Erzählebenen zu einer und Candace eröffnet ihm ein schockierendes Geheimnis.

Spektakuläre Finalszenen gehören mittlerweile zum Markenkern von The Romanoffs, wobei nur die wenigsten wirklich funktioniert haben, da sie trotz der langen Laufzeit der Episoden oft unvorbereitet erschienen. Im Fall von The One That Holds Everything (1x08) ist das leider nicht anders, zumal es Weiner mal wieder nicht gelungen ist, uns die Charaktere sympathisch genug werden zu lassen, damit wir wirklich mit ihnen mitfühlen können. Aber so ist eben manchmal: Trotz größter Ambitionen und all dem Talent, das hier am Werke war, kann nicht jedes Serienexperiment glücken. Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass die Amazon-Serie nur ein Ausrutscher in Weiners Karriere war - und nicht etwa sein Meisterwerk Mad Men.

Auf der letzten Seite dieser Kritik findet Ihr den Versuch einer Rangliste der einzelnen Episoden von „The Romanoffs"...

Alle Episoden von „The Romanoffs" im Ranking:

Als Anthologieserie bietet sich The Romanoffs zu guter Letzt noch für den Versuch einer Rangliste an, was die einzelnen Ausgaben betrifft. Auch dies ist natürlich nur eine persönliche Meinung. Welche Folgen haben Euch am besten gefallen?

Platz 8: Bright and High Circle (1x05)

Ja, der Tiefpunkt der Serie war ganz klar die Episode mit Andrew Rannells als Klavierlehrer, in der sich Weiner ausgerechnet zum Thema #MeToo äußern wollte. Die selbstgerechten Worte, die er dabei wählte, wirkten hier leider fehl am Platz.

Platz 7: The Violet Hour (1x01)

Es ging aber auch gleich schon ernüchternd los mit The Romanoffs. Die Auftaktepisode mit Marthe Keller als Hypochonderin machte deutlich, dass das Niveau eher auf der Höhe einer Komödie wie „Ziemlich beste Freunde“ bleibt statt eines Dramas wie Mad Men.

Platz 6: Panorama (1x06)

Ganz nett, aber alles andere als großartig war auch die Folge in Mexiko mit Juan Pablo Castaneda, die zwar viele schöne Schauwerte mit sich brachte, jedoch keine interessante Geschichte und erst recht keine glaubwürdige Charakterzeichnung an den Tag legen konnte.

Platz 5: The Royal We (1x02)

Und genau dasselbe kann man ebenfalls über das zweite Kapitel der Seriengeschichte sagen. Nicht einmal die bezaubernde Kerry Bishe kann darüber hinwegtäuschen, dass Matthew Weiner in dem Ehedrama nichts Bedeutendes zu sagen hat.

Platz 4: The One That Holds Everything (1x08)

Als Finale zwar eher ungeeignet, ist dies noch eine der spannenderen Episoden, bei der die Wendung am Ende tatsächlich überraschend kommt. Hugh Skinner kann sich ebenfalls sehen lassen, aber auch dies ist sicherlich kein Meisterwerk.

Platz 3: Expectation (1x04)

In Sachen Subtilität schlägt keine Episode die mit Amanda Peet als Ehefrau und Mutter, die ein schweres Geheimnis mit sich schleppt. Hier überzeugte ebenfalls vor allem die letzte Szene, in der es zu einer bemerkenswerten Katharsis kommt.

Platz 2: House of Special Purpose (1x03)

Diese Folge ist das genaue Gegenteil von Subtilität und vielen Zuschauern daher auch zu viel des Guten. Doch allein, um Isabelle Huppert als durchgedrehte Regisseurin zu sehen, lohnt sich der Höllenritt im Stil von David Lynch bereits.

Platz 1: End of the Line (1x07)

Vielleicht wirkt hier noch der recency bias, doch rückblickend hat mich keine Geschichte mehr beschäftigt als die der amerikanischen Adoptiveltern in Wladiwostok, gespielt von Jay R. Ferguson und Kathryn Hahn. Mein Highlight!

Kleine Randnotiz: Die Wertungen der Einzelepisoden müssen nicht unbedingt zur Rangliste passen. Manche Folgen hielten beispielsweise der späteren Zweitsichtung nicht stand. Und eine exakte Wissenschaft sind solche Kritiken sowieso nie...

Schauspieler in der Episode The Romanoffs 1x08

Darsteller   Rolle
Hugh Skinner …………… Simon Burrows
Hera Hilmar …………… Ondine
Ben Miles …………… George Burrows
JJ Feild …………… Jack Edgar
Adèle Anderson …………… Candace
Oliver Zetterström …………… Young Simon
Deirdre Mullins …………… Natalie Burrows
Rebecca Root …………… Dana
Jane Perry …………… Belinda
Christopher Goh …………… Christopher Ming
Jing Lusi …………… Kiera
Andrew Buckley …………… Doctor
Richard Glaves …………… Mikey
Martyn Ellis …………… Harold
Toby Bryant …………… Police Officer
Jude Muir …………… Schoolboy 1
Bailey Cassell …………… Schoolboy 2
Luke Amis …………… Schoolboy 3
Charles Brattan …………… Schoolboy 4
Alex Graydon …………… Young Jack
Lilia Fordham …………… Young Girl
Alexandra Naoum …………… French Woman
Lily Lai Tsz Ka …………… Hostess
Grant Crookes …………… Train Passenger
Maximilian Soper Defreitas …………… Public School boy
Marie Hamm …………… Mother
Louise Bourgoin …………… Sophie
Jo Eaton-Kent …………… Group Attendee
Aaron Eckhart …………… Greg
Damon C. Fields …………… Concerned Subway Rider
Amy Letcher …………… Daughter O
Jeanette Maskell …………… Market Visitor
Asha Patel …………… Birthday Party Guest
Jai Patel …………… Birthday Party Guest
Jatinder Rehal …………… Train Passenger
David Sullivan …………… Traveller

Was bedeutet eigentlich „TBA“ in der Anzeige bei Episodenführern?