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The Marvelous Mrs. Maisel 1x04

The Marvelous Mrs. Maisel 1x04

Episode Staffel 1, Episode 4
(The Marvelous Mrs. Maisel 1x04)
Deutscher Titel der Episode Die Enttäuschung der Dionne-Fünflinge
Titel der Episode im Original The Disappointment of the Dionne Quintuplets
Erstausstrahlung der Episode in den USA Mittwoch, 29. November 2017 (Amazon Prime Video)
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Freitag, 26. Januar 2018
Erstausstrahlung der Episode in Österreich Freitag, 26. Januar 2018
Autor Amy Sherman-Palladino
Regisseur Amy Sherman

Midge (Rachel Brosnahan) schafft es endlich, ihr einstmals nahezu perfektes Leben hinter sich zu lassen.

Susie (Alex Borstein) zeigt ihr derweil, wie die New Yorker Comedy-Clubs funktionieren.

Rose (Marin Hinkle) findet unterdessen etwas zu viel Gefallen an Midges neuen Wohnumständen.

Diese Kritik bezieht sich auf die ersten vier Folgen der Amazon-Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ und enthält Spoiler zur ersten Folge der Dramedy.

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass es in den Hinterstübchen der Amazon Studios gewaltig am Brodeln ist. Ganz davon abgesehen, dass man bereits seit längerer Zeit nach einem ordentlichen Kracher für seinen hauseigenen Streamingdienst sucht, der ein großes Publikum locken und die Konkurrenz wie Netflix, Hulu etc. aufhorchen lässt, wurde im Zuge des aktuellen, überfälligen Großereinemachens in Hollywood auch publik, dass Studiochef Roy Price eine Produzentin der Historienserie The Man in the High Castle sexuell genötigt haben soll.

Price, ohnehin ein umstrittener Charakter, der die Projektplanung bei den Amazon Studios teilweise nach seinem persönlichen Gutdünken gestaltet hat, trat selbst von seinem Posten zurück, welcher nach wie vor vakant ist. Die Suche nach einem neuen Studiochef beziehungsweise einer neuen Studiochefin läuft derzeit auf Hochtouren, die eindeutige Tendenz ist derweil, dass fortan eine Frau die Geschicke bei den Amazon Studios leiten und sich strukturell so einiges ändern soll. Mittlerweile hat man auch einen spannenden Deal für die Zukunft eingetütet, steht uns doch irgendwann eine „Herr der Ringe“-Serie ins Haus, genau so ein Mammuttitel, bei dem Serienfans als auch Mitgestalter der Streaming-Industrie die Elbenohren spitzen.

Making an entrance

Um andere prestigeträchtige Serienprojekte der Amazon Studios steht es indes nicht so gut. Im Zuge des Weinstein-Skandals wurde so David O. Russells geplanter Mafiaepos mit Robert De Niro und Julianne Moore auf Eis gelegt. Auch Matthew Weiners The Romanoffs ist inzwischen gewaltig ins Wanken gekommen, nachdem der Mad Men-Schöpfer sich nun ebenfalls schwerwiegenden Vorwürfen wegen sexueller Belästigung ausgesetzt sieht. Gleichzeitig steht das abgesetzte Format Good Girls Revolt vor einer unerwarteten Wiederbelebung, nachdem das Ende der bei den Zuschauerschaft beliebten Retroserie nach nur einer Staffel einige unbequeme Fragen für Amazon aufwarf. Es rumort also heftig in den Büroräumen des Produktionsstudios.

Und dann steht da plötzlich am Mittwoch, den 29. November eine neue Serie in den Startlöchern, deren Timing und Prämisse angesichts der aktuellen Lage in den Amazon Studios treffender nicht sein könnte: The Marvelous Mrs. Maisel.

Die Dramedy von Gilmore Girls-Schöpferin Amy Sherman-Palladino, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Daniel Palladino auch als ausführendes Produzententeam fungiert, hat eine interessante Produktionsgeschichte hinter sich. Zu Beginn verwirrte es bei der Premiere der Pilotfolge von „The Marvelous Mrs. Maisel“ nicht wenige, dass eine renommierte Serienmacherin wie Sherman-Palladino durch den Prozess der „Amazon Pilot Season“ gehen musste, während zum Beispiel einem im TV unerprobten Woody Allen Millionen von Dollar hintergeworfen wurden, um eine mittelmäßige Serie auf die Beine zu stellen. Die Hürde der Pilotphase nahm „Mrs. Maisel“ aber mit Leichtigkeit: Die Pilotfolge, welche im März 2017 prämierte, war eine der bis dato am besten bewerteten Auftaktfolgen des Streamingstudios.

Die Geschichte über eine jüdische Hausfrau und junge Mutter im New York der 1950er Jahren, deren Vorzeigeleben sich schlagartig komplett verändert und die fortan ihrer Leidenschaft als aufstrebende Stand-up-Comedienne nachgeht, heimste durchweg positive Kritiken ein, auch hier bei Serienjunkies.de. Sherman-Palladinos unvergleichlicher Stil und der Einsatz von willensstarken, unerschütterlichen Frauencharakteren, die in maschinengewehrartigen Dialogen ihre Stellung behaupten, kamen an. Wenige Wochen nach der Premiere der ersten Folge im April 2017 erfolgte die Bestellung von zwei Staffeln auf einen Streich. Zu diesem Zeitpunkt waren die Amazon Studios noch weit von den Unruhen entfernt, die ein gutes halbes Jahr später erup­tie­ren und einen Führungswechsel in der obersten Etage mit sich bringen würden.

Good girl revolts

Und während sich die Amazon Studios gerade neu aufstellen, infrastrukturelle Veränderungen bewirken und eine neue, konkurrenzfähige Strategie im Serienbereich erarbeiten wollen, poltert eben The Marvelous Mrs. Maisel in den Laden hinein. Frech, unerschrocken, teilweise schwer gebeutelt, desillusioniert und von ihren männlichen Mitmenschen zutiefst enttäuscht, verraten und permanent degradiert - die Titelfigur steht fast schon erschreckend sinnbildlich für einen Umschwung, ob beabsichtigt oder nicht. Timing ist alles, wenn es um Comedy geht, und „Mrs. Maisel“ trifft den Nagel auf den Kopf. (Auch wenn in der Branche gemunkelt wird, dass ursprünglich das Thanksgivingfest 2017 als Startdatum angedacht war, sprich eine Woche zuvor, um in den freien Feiertagen gute Publikumszahlen zu erzielen. Ob sich Amazon im Kalender geirrt hat oder doch alles planmäßig verlaufen ist, werden wir wohl nie erfahren.)

Wie bereits erwähnt, erzählt „The Marvelous Mrs. Maisel“ die Geschichte einer jungen Frau, namentlich Miriam „Midge“ Maisel (Rachel Brosnahan), die eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben steht. Sie entstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie und hat eine exzellente Ausbildung genossen. Sie hat früh den Mann ihrer Träume gefunden, den sie bedingungslos bei dessen Bemühungen, ein richtiger Stand-up-Komiker zu werden, unterstützt. Während ihre nörgeligen Eltern Miriam nur zu gerne in ihre Rolle als Hausfrau und Mutter drängen, kümmert sie sich natürlich auch noch um ihre beiden Kinder und das Aufrechterhalten ihres erreichten gesellschaftlichen Status.

Raw and unpredictable

Miriam selbst ist aber keineswegs ein Unschuldslamm. Sie hat einen starken Willen, ist schlagfertig und äußerst zielgerichtet. Allein die gesellschaftlichen Normen der 50er Jahre und ihr direktes Umfeld sind es, die sie immer wieder ausbremsen und ihr diktieren, was sie vom Leben erwarten kann und was nicht. Die Auftaktfolge von „Mrs. Maisel“ spielt sich nahezu wie im Rausch ab: Stakkatoartig brausen wir durch das swingende, laute New York, Szenen einer scheinbar perfekten Ehe spielen sich vor unseren Augen ab, bis urplötzlich die Blase platzt: Miriam steht nach einer Affäre ihres Mannes allein da, ratlos und perplex.

Während alle um sie herum alles dafür tun, das Paar wieder zusammenzubringen, tut sich aber eine Chance für Miriam auf. Warum soll sie sich fügen, warum muss sie unbedingt wieder ihre Ehe fixen, um glücklich zu werden? Weil ihr herrischer Vater es ihr befiehlt und ihr sämtliche anderen Optionen madig macht? Weil ihre sorgende Mutter es genau so getan hat und sich mit ihrer Rolle abgefunden hat? Oder weil ihr ein jeder zu dieser Zeit ganz genau sagen kann, was sie als Frau und als alleinerziehende Mutter tun muss? Miriam findet ein Ventil, um all den Druck rauszulassen, der auf ihr lastet, der sie beschäftigt und jeden weiteren Schritt von ihr beeinflusst: Comedy.

Nach einem herrlich ehrlichen Spontanauftritt in einer rauchigen Spelunke am Ende der Pilotfolge landet Miriam zunächst im Kittchen und bekommt einen Denkzettel verpasst - doch das Fieber hat sie längst ergriffen. Die Bühne, auf der sie gnadenlos, ungefiltert, smart und lebensah die aktuellen Veränderungen in ihrem Leben auseinandernehmen und in Form von teils anzüglicher, teils aber auch einfach wunderbar authentischer Comedy darlegen kann, hat es ihr angetan. Anfänglich zögert sie noch, aber mit Hilfe von ihrer Managerin Susie Meyerson (Alex Borstein) respektive Betreiberin eben jener Spelunke, wo Miriam ihren ersten, furiosen Auftritt hatte, wird der Traum vom Dasein als gefeierte Komikerin immer präsenter und konkreter.

Rules of engagement

The Marvelous Mrs. Maisel ist keineswegs perfekt, weiß aber seine Stärken effizient und geschickt auszuspielen. In Rachel Brosnahan hat man die perfekte Besetzung für die Naturgewalt namens Miriam Maisel gefunden, die sich trotz aller Hindernisse ihren Weg bahnt, gleichzeitig aber auch zwischenzeitlich eine nuancierte Verletzlichkeit offenbart, was nach den jüngsten Enttäuschungen in ihrem Leben nur verständlich ist. Dann wirbelt sie aber wieder wie ein nicht zu haltendes Energiebündel durch die Geschichte. Ihre Ambitionen, ihre „Packen wir es an!“-Mentalität, die Herausforderungen, die sie gemeistert hat und jetzt meistern muss, all das trägt dazu bei, dass man innerhalb kürzester Zeit mit dem Hauptcharakter mitfiebern kann, Rückschläge mit ihr teilt und Erfolge mit ihr feiert.

Für Brosnahan, bekannt aus House of Cards oder auch dem Historiendrama Manhattan, ist dies die Rolle ihres bisherigen Lebens. Als sich einigen Monaten einige gefragt hatten, warum „The Marvelous Mrs. Maisel“ nicht direkt von Amazon bestellte wurde, gab es Stimmen im Geschäft, die vermuteten, dass der Streaminganbieter ein paar Zweifel an den Qualitäten von Rachel Brosnahan als „Leading Woman“ hatte. Immerhin steht und fällt diese Serie mit der zentralen Performance der Titelfigur, die zugleich dynamisch, energisch, sympathisch, verletzlich und vieles mehr sein muss. Sollte es jemals wirklich diese Bedenken gegeben haben, straft Brosnahan ihre Zweifler nun eindrucksvoll Lügen. Ihr beim Schauspiel und Miriam bei ihrer Entwicklung in den Episoden der Dramedy zuschauen zu dürfen, ist die Hauptattraktion dieser Serie und ein mehr als guter Grund, dem Amazon-Neustart eine Chance zu geben.

Wo sich „The Marvelous Mrs. Maisel“ indes noch schwer tut, sind viele Szenen, in denen Brosnahan abwesend ist. Der Cast um diese herum ist namhaft, ob nun Alex Borstein, Marin Hinkle, Luke Kirby oder auch Monk-Darsteller Tony Shalhoub. Zahlreiche Geschichten der Nebencharaktere, so zum Beispiel die von Miriams Mann Joel (Michael Zegen), wecken jedoch nicht wirklich das Interesse des Zuschauers. Ohnehin fühlen sich einigen Momente, die sich um den Haushalt der Familie von Miriam und die Dynamik zwischen ihr und ihren Eltern drehen, in den ersten vier Episoden etwas repetitiv an, wodurch hier und da die Erzählung ein Stück weit vor sich hinplätschert. Dies hat weniger mit den grundsoliden, teilweise urkomischen und gewollt nervtötenden Darbietungen zu tun, sondern viel mehr damit, dass die Geschichten für die Figuren im Dunstkreis des Hauptcharakters schlichtweg noch nicht ausreichend ausgearbeitet sind.

High on emotion

Sobald die Kamera aber wieder auf Miriam schwenkt und diese gemeinsam mit Querkopf Susie die Clubs der Stadt unsicher macht, um ein eigenes Comedyprogramm auf die Beine zu stellen, brummt das Geschäft wieder. In diesen Momenten gestaltet sich „The Marvelous Mrs. Maisel“ wahnsinnig schwungvoll, ja fast schon umstürzlerisch, eröffnen die Macher doch mehr als offensichtlich das Feuer auf die eingeschlafenen, rückständigen gesellschaftlichen Normen und Rollen dieser Epoche, mit denen man nur zu gerne brechen möchte. So verbirgt sich in der neuen Amazon-Serie nicht nur ein abwechslungsreiches, mitreißendes, feministisches Charakterporträt, sondern eben auch ein deutliches Ansprechen von sozialen Diskussionsthemen wie die Ungleichbehandlung der Geschlechter, was auch heute noch unseren Alltag bestimmt.

The Marvelous Mrs. Maisel avanciert schlussendlich, gewollt oder nicht, zu einer brandaktuellen Serienproduktion, die den Finger mit viel Witz, Humor und Charme in die Wunde legt und anprangert, ohne zu belehrend oder salbadernd zu sein. Es liegt ohne Frage noch einiges an Arbeit vor Amy Sherman-Palladino und ihrem Team, ein paar Unzulänglichkeiten in ihrer neuen Serie zu beheben, die Geschichten und Charaktere abseits der Hauptfigur wertiger und interessanter zu machen und gleichzeitig nicht seinen größten Vorteil einzubüßen: die wunderbare Frau Maisel. Es wird spannend zu beobachten sein, ob man diesen anspruchsvollen Mittelweg bestreiten kann. Bis es so weit ist, kann man sich aber auch exzellent von der Hauptfigur alleine mitreißen lassen, die im Zuge der geplanten Umstrukturierungen innerhalb der Amazon Studios wie gerufen kommt und unfreiwillig zur fiktiven Galionsfigur dieses Unterfangens aufsteigen könnte.

Eben die richtige Frau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Trailer zu „The Marvelous Mrs. Maisel“:

Schauspieler in der Episode The Marvelous Mrs. Maisel 1x04

Darsteller   Rolle
Rachel Brosnahan …………… Miriam 'Midge' Maisel
Alex Borstein …………… Susie Myerson
Michael Zegen …………… Joel Maisel
Marin Hinkle …………… Rose Weissman
Tony Shalhoub …………… Abe Weissman
Bailey De Young …………… Imogene Cleary
Joel Johnstone …………… Archie Cleary
Brian Tarantina …………… Jackie
Aaron Serotsky …………… Howard Fawn
Steve Rosen …………… Marty Kahn
Carolee Carmello …………… Loretta
Nunzio Pascale …………… Ethan Maisel
Matteo Pascale …………… Ethan Maisel
Chaz Lamar Shepherd …………… Darius
Steven Cambria …………… Customer #1 (as Steven J. Cambria)
Sarah Bisman …………… Customer #2
Dillon Kondor …………… Acoustic Musician
Timothy Basom …………… Acoustic Musician
Jeffrey Litman …………… Acoustic Musician
Andrea Boehlke …………… Girl Singer
David Bluvband …………… Virgil
Patrick O'Neill …………… Oz (as Patrick O'Neill)
Jack O'Connell …………… Jerry
Berry Basile …………… Mother
Ashley Bryant …………… Janet
Alison Smith …………… Jane Jacobs
Kate Wetherhead …………… Polly
Cynthia Darlow …………… Mrs. Moskowitz
Michael X. Martin …………… Doorman
Daren Kelly …………… Elevator Operator
Holly Curran …………… Penny Pann
Tony Manna …………… Table Guy
Ambrose Martos …………… Ambrose
Bobby Sanabria …………… Band Leader
Harry Zittel …………… Lanie
Allen Lewis Rickman …………… Red Skelton
Kate Wesler …………… Dancer
Jessica Aronoff …………… Dancer
Sarah Beymer …………… Dancer
Leah Read …………… Dancer
Kathy Vandereedt …………… Dancer
Lindsey Ferguson …………… Dancer
Lauralyn McClelland …………… Dancer
Lauren Chastain …………… Dancer
Adrienne Brammer …………… Club Goer
Ashley Couture …………… Copacabana Girl
George Goulart …………… Copa Cabana Club Member
Michael Jennings …………… Copacabana Waiter
Kathryn Mayer …………… Jane Jacobs' Assistant
Juliet Perrell …………… Club goer
Lauryn Pithey-Petrie …………… Park Passerby
Michael Schwendemann …………… Comedy Club Audience
Jagger Trouant …………… Columbia Student

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