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The Leftovers 3x02

The Leftovers 3x02

Episode Staffel 3, Episode 2
(The Leftovers 3x02)
Deutscher Titel der Episode Neutronen
Titel der Episode im Original Don't Be Ridiculous
Erstausstrahlung der Episode in den USA Sonntag, 23. April 2017 (HBO)
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Montag, 24. Juli 2017
Autoren Damon Lindelof, Tom Perrotta
Regisseur Keith Gordon

In ihrer offiziellen Tätigkeit als Betrugsermittlerin des Department of Sudden Departure reist Nora (Carrie Coon) nach St. Louis, um einen möglichen Schwindel aufzudecken, bei dem es darum geht, den Hinterbliebenen der Departed weiszumachen, dass sie ihre Nächsten wiedersehen können.

Sie begegnet dort jemand Überraschendem, der als Mittler für die Organisation dient. Vor ihrer Rückreise nach Jarden fährt Nora nach Kentucky, um dort einer alten Bekannten einen Besuch abzustatten.

Zurück in Texas, sucht sie als erstes Erika (Regina King) auf, um sich von ihr trösten zu lassen.

Welch eine wundervolle, welch eine mitreißende, traurige, witzige Episode. Wenngleich die zweite Staffel von The Leftovers als ihre bislang beste bezeichnet werden muss, so fehlte in ihr doch eine ordentliche Portion Nora Durst (Carrie Coon). Die Figur, die uns dank der Coon'schen Schauspielkunst in der ersten Staffel verzaubert hatte, wurde mit wenigen Ausnahmen - in der Episode Lens teilt sie sich das Rampenlicht mit Erika (Regina King) - in den Hintergrund gedrängt.

This is real

Scheinbar um das wiedergutzumachen, präsentieren uns die Serienschöpfer Tom Perrotta und Damon Lindelof, die hier mit ihren Namen aus dem Wu-Tang-Namensgenerator auftreten - „Tha Lonely Donkey & Specialist Contagious“ (ich bin übrigens „Shriekin' Ambassador“) -, mit Don't Be Ridiculous eine Episode, die zukünftig wohl zu den besten dieser herausragenden Serie gezählt werden wird. Dabei weiß man an ihrem Ende gar nicht, ob man lachen oder weinen soll oder beides gleichzeitig. So angestrengt ich auch darüber nachdenke, ein vergleichbares Format zu benennen, mir fällt keines ein.

Das beginnt schon mit dem Running Gag um das Verschwinden des Hauptcasts der 80er-Jahre-Sitcom Perfect Strangers (zu Deutsch: „Ein Grieche erobert Chicago“), der in dieser Episode zu einem echten Handlungsbogen gemacht wird, was zunächst wie ein Scherz erscheint, dann aber wie tödlicher Ernst für eine der Hauptfiguren. Einen ersten Hinweis darauf bekommen wir im Vorspann, der ohne Cold Open einsetzt. Die Bilder sind dieselben, allerdings wurde der bekannte Song ersetzt durch den Introsong von „Perfect Strangers“. Auch der Episodentitel ist aus der Comedy entnommen: „Don't be ridiculous“ war das Schlagwort einer Hauptfigur.

Der Schauspieler dieser Hauptfigur, Bronson Pinchot, verschwand bekanntlich an jenem verhängnisvollen 14. Oktober vor knapp sieben Jahren - zusammen mit seinen Kolleginnen Rebeca Arthur und Melanie Wilson (die übrigens an ebenjenem Oktobertag Geburtstag hat). Zurück blieb als einziges Mitglied des Hauptcasts Mark Linn-Baker, dem das so sehr zusetzte, dass er beschloss, seine Departure vorzutäuschen und in Mexiko unterzutauchen. Darüber waren wir in der zweiten Staffel aufgeklärt worden, und damals gab es keinerlei Anlass, dies für mehr als eine Wiederaufnahme eines Gags aus der ersten zu halten.

Nora (Carrie Coon) in ihrer alten Rolle als DSD-Ermittlerin © HBO
Nora (Carrie Coon) in ihrer alten Rolle als DSD-Ermittlerin © HBO

Nun aber bekommt Nora wie aus dem Nichts einen Anruf von Mark, der behauptet, er könne sie mit einer Organisation zusammenbringen, die sie mit ihrer verschwundenen Familie wiedervereinen könne. Nora ist da gerade in ihrer Rolle als Betrugsermittlerin des DSD damit beschäftigt, die angebliche Departure des Säulenmanns aus Jarden aufzuklären, dessen Ehefrau Sandy (Brett Butler) behauptet, er sei plötzlich entschwunden. Wie wir dank der ersten Einstellung wissen, ist er aber lediglich eines natürlichen Todes gestorben und von seiner Säule gestürzt.

Take some fucking control

Wer Nora kennt, der weiß, dass sie es sich zu einem ihrer Lebensziele gemacht hat, solche Lügen aufzudecken. Sie, die am 14. Oktober selbst beinahe unvergleichliches Leid erlitten hat, kann es nicht ertragen, wenn andere Menschen versuchen, anhand erfundener Geschichten Empathie zu generieren - selbst wenn diese Geschichten so harmlos sind wie bei Sandy, die ja niemandem wehtut mit der Behauptung, ihr Ehemann, der sich eigentlich von ihr an ein Kreuz nageln lassen wollte, um die Leiden Jesu nachzuempfinden, sei wundersamerweise entschwunden.

So sympathisch Nora sein kann - und daran hat Carrie Coon einen großen Anteil -, so düster ist ihre dunkle Seite. Wir haben das bereits in der ersten Staffel erfahren, als sie eine Prostituierte zu sich nach Hause einlud, damit die ihr auf die von einer schusssicheren Weste beschützte Brust schießen konnte. Ihr Trip nach St. Louis, wo sie sich mit Linn-Baker in einem Hotel treffen soll, sorgt nun dafür, dass diese dunkle Seite abermals zum Vorschein tritt - und das gleich mehrmals. Dort angekommen, versucht Linn-Baker sogleich, sie mit einer Mischung aus Begeisterung und Technogeschwurbel von der Echtheit eines Verfahrens namens LADR zu überzeugen.

Was zunächst wie ein schlechter Witz erscheint, verwandelt sich schnell in eine zutiefst dramatische Szene, was nicht nur Coons Schauspielkunst, sondern auch der ihres Szenenpartners zu verdanken ist. Nora glaubt, dass diejenigen, die sich diesem Prozess unterziehen, bei dem sie mit radioaktiver Strahlung beschossen werden, einfach verbrennen. Sie äußert die Vermutung, dass Linn-Baker lebensmüde sei und deshalb daran teilnehmen wolle. An ihren Augen können wir jedoch ablesen, dass ein kleiner Teil von ihr daran glauben möchte, dass es sie immer noch unendlich schmerzt, von ihrer Familie getrennt zu sein, und dass auch sie es vielleicht bald nicht mehr aushält, als Einzige überlebt zu haben.

Nora (Carrie Coon) erlebt eine bizarre Begegnung mit Mark Linn-Baker. © HBO
Nora (Carrie Coon) erlebt eine bizarre Begegnung mit Mark Linn-Baker. © HBO

Es erinnert sie auch an den zweiten Verlust eines Kindes, den sie innerhalb weniger Jahre zu verkraften hatte. Ein weiterer Grund, warum sie nach St. Louis gereist ist, ist die Nähe des Ortes zum Bundesstaat Kentucky, wo Christine (Annie Q.) mit ihrer Tochter Lily - die jetzt einen anderen Namen hat - wohnt. Die Reaktionen auf all diese emotional aufwühlenden Erlebnisse lassen nicht lange auf sich warten. Nora herrscht ein Kleinkind barsch an, das Lily ihr Spielzeug weggenommen hat. Bei ihrer Rückreise nach Jarden schreit sie einen hupenden Autofahrer zusammen und drückt mit eigener Kraft eine Schranke nach oben, weil das Gerät ihr Parkticket nicht annehmen will.

Everything that matters is up there in the cloud

Um ihren Ärger zu verarbeiten, macht sie auf dem Weg nach Hause Halt bei Erika, die offenbar nicht mehr in Jarden wohnt und scheinbar viel besser mit allem Erlebten - dem Verlust Evies, der Trennung von ihrem Ehemann John (Kevin Carroll) - klarkommt. Hier erfahren Erika und wir Zuschauer, was wir dank der Äußerung eines Arztes längst vermutet haben: Nora hat sich den Arm selbst gebrochen, weil sie ein Tattoo der Wu-Tang Band - da ist er wieder, dieser wunderbare Humor - verstecken wollte, das sie sich erst tätowieren ließ, weil sie das Tattoo mit den Namen ihrer Kinder doch für eine schlechte Idee hielt.

Für die bemitleidenswerte „Nora Cursed“ hat Erika genau das richtige Rezept parat - eine Hüpfrunde auf dem häuslichen Trampolin, die von Regisseur Keith Gordon wunderbar eingefangen wird, und - wie könnte es anders sein? - von einem Track des Wu-Tang Clans unterlegt ist („Protect Ya Neck“). Hernach ist jedoch längst nicht alles in Butter, schließlich sind wir hier bei The Leftovers. Die Konfrontation mit Tommy (Chris Zylka), der über die Begegnung mit „Lily“ Bescheid weiß und darüber deutliche Worte verliert, kehrt „Nora Worst“ hervor, wie es US-Kollege Alan Sepinwall in seiner Rezension sehr schön formulierte.

Zu leiden darunter hat nicht nur Sandy, deren Lüge Nora mit einer nächtlichen Plakataktion äußerst öffentlichkeitswirksam enthüllt. Auch Kevin (Justin Theroux) bekommt eine Breitseite der Frau ab, mit der er sich in einer „committed relationship“ befindet. Sie erwischt ihn bei seinen - zugegebenermaßen horrenden - Erstickungsspielchen, woraufhin er zunächst eine dürftige Erklärung dafür hervorstottert („I just do it to feel... I don't wanna die.“), um dann für seinen anschließenden Kinderwunsch von Nora ausgelacht zu werden. Ob zurecht oder nicht, das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.

Bei Erika (Regina King; r.) findet Nora (Carrie Coon) mehr als nur tröstende Worte. © HBO
Bei Erika (Regina King; r.) findet Nora (Carrie Coon) mehr als nur tröstende Worte. © HBO

Vielleicht ist es Kevin ja bereits gewohnt, von seiner Freundin verspottet zu werden, schließlich lässt sie zuvor in der Episode keine Gelegenheit aus, um sich über das von ihrem Bruder Matt (Christopher Eccleston) verfasste Book of Kevin lustig zu machen. Don't Be Ridiculous befindet sich da noch in der humorgeschwängerten Aufwärmphase, bevor die Drehbuchautoren und Komponist Max Richter einen emotionalen Magenschlag nach dem anderen verteilen. Nora darf dabei solche Tipps wie den folgenden an Kevin vergeben: „Try not to walk on too much water when I'm gone.

Can holy balls be busted?

Am Ende, als sie einen Anruf von der LADR-Organisation bekommt, der sie mit 20.000 Dollar und Kevin im Gepäck nach Melbourne schicken wird, hat sie für solche Sprüche keinen Sinn mehr. Vielleicht weiß sie ebenso wenig wie wir Zuschauer, warum sie zusagt: Erhofft sie sich wirklich eine Wiedervereinigung mit ihrer Familie? Oder ist sie weiterhin im Auftrag des DSD unterwegs? Wir können darüber momentan nur spekulieren - und uns auf die kommenden Episoden freuen, die, sollten sie so gut sein wie diese, für eine fulminante letzte Staffel sorgen dürften.

Spekulieren lässt sich derzeit auch nur über die Bedeutung der Episodenepiloge, die bereits in Australien spielen. Nachdem wir letztes Mal eine gealterte Nora aka „Sarah“ kennengelernt hatten, begegnet uns nun ein Polizeichef namens Kevin Yarborough (dessen Schauspieler auch noch Damien Garvey heißt), dem eine Bande berittener Frauen auflauert. Deren Anführerin, Grace Playford (Lindsay Duncan), stellt ihm einige Fragen, bevor er mit einem gezielten Schuss aus dem Betäubungsgewehr ausgeknockt wird.

Hernach findet er sich auf einer Vorrichtung wieder, mit der offensichtlich seine Unsterblichkeitsfähigkeit auf die Probe gestellt werden soll. Grace glaubt wohl, dass es sich bei ihm um den im Book of Kevin genannten Polizeichef handelt, der einst, an einen Betonblock gefesselt, ins Wasser sprang und das überlebte. Wie sie feststellen muss, ist dem nicht so. Kann man darüber lachen? Ist das noch schwarzer Humor? Ich würde lügen, würde ich behaupten, mir wäre dabei kein Schmunzeln über die Lippen gehuscht. Kevin senior (Scott Glenn) hingegen will nur wissen, was zur Hölle da los ist.

Genau das wollen wir auch wissen. Aber wollen wir das wirklich? Ist The Leftovers so, wie es gerade ist, nicht nahezu perfekt? Meine Vorstellungskraft reicht jedenfalls nicht aus, um mir eine bessere Episode als Don't Be Ridiculous auszudenken. Sie hat alles, was der Idealtyp einer modernen Dramaserie haben muss: Humor, Emotion, Wortwitz, eine grandiose visuelle Umsetzung, noch bessere Musik und eine aberwitzig talentierte Hauptdarstellerin. Chapeau!

Trailer zu Episode 3x03: 'Crazy Whitefella Thinking'

The Leftovers 3x02 Trailer

Schauspieler in der Episode The Leftovers 3x02

Darsteller   Rolle
Justin Theroux …………… Kevin Garvey
Carrie Coon …………… Nora Durst
Amy Brenneman …………… Laurie Garvey (credit only)
Christopher Eccleston …………… Matt Jamison
Chris Zylka …………… Tom Garvey
Kevin Carroll …………… John Murphy
Jovan Adepo …………… Michael Murphy (credit only)
Regina King …………… Erika Murphy
Scott Glenn …………… Kevin Garvey, Sr.
Lindsay Duncan …………… Grace Playford
Brett Butler …………… Sandy
Mark Linn-Baker …………… Mark Linn-Baker
Damien Garvey …………… Chief Kevin Yarborough
Joel Murray …………… George Brevity
Annie Q. …………… Christine
Lowell Bartholomee …………… Reggie
Kia Nicole Boyer …………… Emo Kid (as Kia Boyer)
Ani'yah Cotton …………… Lily
Jason Cox …………… Driver
Maud Davey …………… Hildy
Vanessa DeSilvio …………… Well-Dressed Woman (as Vanessa De Silvio)
Jonny Gallegos …………… Eduardo
Patrick Grover …………… Front Desk Clerk (as Patrick Grover)
Francis Greenslade …………… Officer Gerard
Brently Heilbron …………… Guy in Nearby Cubicle
Tommy Hill …………… Guy with Thick Glasses
Anthony A. Kung …………… Middle-Aged Man (as Anthony Kung)
Mike Larkan …………… TV Weatherman
Gareth Maguire …………… Edward Dracutt
Regina Ohashi …………… Marilyn Oshima
William Kevin Olliff …………… Photo Clerk (as William Kevin Olliff)
RJ Pacheco …………… Little Boy
Turk Pipkin …………… Pillar Man
Mindy Raymond …………… Kiosk Attendant
Jenny Seedsman …………… Naomi
Raj Shroff …………… Dev Joshi
Lisa Suarez …………… Isabella
Iba Thiam …………… Professor
Francesca Waters …………… Florence
Ashley Wood …………… Doctor
Nolan Bennett …………… Airport Traveler
Brittany Braun …………… Nurse
Cherif Gacis …………… Traveler
Xavier Gouault …………… Wedding Guest
Saige Holst …………… Visitor
Caleb Hundley …………… Police Officer
Amelia Jeffries …………… Front Desk Clerk
Martez McKee …………… Trans Woman
Kenny Wayne Shavers …………… Native American Traveler
Michael Love Toliver …………… JPD Baker
Ronald Joe Vasquez …………… D.S.D Employee / Hotel Patron
Asher Wagh …………… Noah

Was bedeutet eigentlich „TBA“ in der Anzeige bei Episodenführern?