Liv hat es geschafft. Dank harter Arbeit und einer gehörigen Portion Egozentrik hat sie endlich die 100000-Follower-Marke ihres bevorzugten Social-Media-Dienstes geknackt. Nicht, dass sie ihrer Schwägerin Ananda das Wasser reichen könnte, die von oben auf sie herabblickt. Aber ihr Stern ist im Aufstieg. Dumm nur, dass ihr Ex-Freund Charles noch eine Rechnung mit ihr begleichen möchte. Aus Rache dafür, dass sie ihn abservierte, droht er ihr, pikante Details aus ihrem früheren Leben ans Tageslicht zu bringen. Doch Liv denkt gar nicht daran, sich ihre 100k-Feier verderben zu lassen. Kurzerhand ersticht sie und ihn und zerlegt seinen Leichnam, alles, um ihre Follower nicht zu enttäuschen. Liv gerät in einen Sog der Gewalt und schafft sich von nun an jeden Menschen vom Hals, der ihre Karriere auch nur ansatzweise gefährden könnte.
Das passiert
Liv hat es geschafft. Dank harter Arbeit und einer gehörigen Portion Egozentrik hat sie endlich die 100000-Follower-Marke ihres bevorzugten Social-Media-Dienstes geknackt. Nicht, dass sie ihrer Schwägerin Ananda das Wasser reichen könnte, die von oben auf sie herabblickt. Aber ihr Stern ist im Aufstieg. Dumm nur, dass ihr Ex-Freund Charles noch eine Rechnung mit ihr begleichen möchte. Aus Rache dafür, dass sie ihn abservierte, droht er ihr, pikante Details aus ihrem früheren Leben ans Tageslicht zu bringen. Doch Liv denkt gar nicht daran, sich ihre 100k-Feier verderben zu lassen. Kurzerhand ersticht sie und ihn und zerlegt seinen Leichnam, alles, um ihre Follower nicht zu enttäuschen. Liv gerät in einen Sog der Gewalt und schafft sich von nun an jeden Menschen vom Hals, der ihre Karriere auch nur ansatzweise gefährden könnte.
Tiefschwarz
Wer kennt ihn nicht? Den alltäglichen TikTok-, Facebook-, Instagram-, Twitter- oder Twitch-Irrsinn? Der Wunsch, ein großer Star und damit reich zu werden, treibt immer wieder Influencer dazu an, Grenzen zu überschreiten. Für einen guten Werbedeal belügt man seine Follower, schädigt andere, erschafft eine Scheinidentität und gaukelt der jubelnden Menge vor, jemand anderes zu sein. Genau in diese Kerbe schlägt der brasilianische Comedy-Thriller „As Seguidoras“ aka The Followers.
Die Serie ist als bitterböse, tiefschwarze Satire angelegt und macht ihre Sache richtig gut. Liv (herrlich durchgeknallt von Maria Bopp gespielt) ist besessen davon, die Größte der Großen zu werden und blickt neidisch auf ihre Schwägerin Ananda (schön affektiert: Raissa Chaddad), die ebenso verlogen wie sie, aber ungleich erfolgreicher ist. Doch was tut man nicht alles für ein paar Klicks mehr? So schluckt Liv ihren Ärger hinunter, immer in der Hoffnung, dass Ananda sie eines Tages markiert und sie dadurch mehr Aufmerksamkeit erhält. Die gleichgültige Missachtung, mit der Ananda auf ihre Konkurrentin herabschaut, ist schlicht köstlich. Liv hat endlich die 100000-Marke geknackt und einen guten Deal mit einem hippen Food-Designer an der Hand.
Um ihren ersten großen Meilenstein gebührend zu feiern, lädt sie Ananda als Co-Host ein. Doch die denkt gar nicht daran, die 20 Meter über die Straße bis zu ihrer Nachbarin und angeblichen Freundin zu laufen. Lieber schaltet sie sich live vor ihrem Kleiderschrank ein und macht Werbung für ihre neue Kollektion. Die Egozentrik, mit der die Mädels zur Sache gehen und die wundervoll überzogene Überdrehtheit in der Inszenierung machen von Anfang an Spaß und geben einen Vorgeschmack auf die kommenden Ereignisse.
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Für ein paar Klicks mehr
Denn Liv hat noch ein viel größeres Problem als Anandas Arroganz. Ihr Ex Charles ist sauer, weil sie ihn abserviert hat und sinnt auf Rache. Plötzlich steht er hinter ihr und droht damit, peinliche Details aus ihrem Leben zu veröffentlichten. Als sie ihm vor lauter Panik eine Vase auf den Hinterkopf schlägt, weiß das geneigte Publikum, was die Stunde geschlagen hat. Liv ist nicht etwa betroffen oder geschockt von ihrer Tat. Ihre Gedanken gelten allein der Show. Sie schleift ihn ins Bad und geht in aller Seelenruhe online.
Wer nun denkt, das sei schon bissig, wird nur eine Minute später eines Besseren belehrt. Denn Charles denkt gar nicht daran, den Löffel abzugeben und steht plötzlich quicklebendig im Türrahmen. Geistesgegenwärtig dreht die Influencerin die Bluetooth-Box auf, stellt sie vor das Smartphone und ersticht den hartnäckigen Kerl. Alles, während sich ihre Follower fragen, welch seltsame Geräusche im Hintergrund schwelen, natürlich. Man kann sich eines Lachers ob der eingeblendeten Kommentare nicht erwehren, und hat einen diebischen Spaß dabei, zu beobachten, wie die Macher von einer Spitze auf die nächste jagen, um die Social-Media-Starwelt aufs Korn zu nehmen.
Der Gipfel des Ganzen ist, als Liv die blutige Tat mit den Worten „Ich bin kein Fan gewalttätiger Kommunikation, doch du hast mir einfach keine andere Wahl gelassen“, quittiert. Richtig skurril wird es aber, als es an das Beseitigen der Leiche geht. Liv zersägt den Körper und legt die Einzelteile in die Truhe ihres Werbepartners Coolpaucu, die ausgerechnet vegane Tiefkühlkost vertreiben. Noch heftiger kann man die verrückte Welt der Hipster kaum kritisieren, klasse!
The Show must go on
Einen Tag später ist für Liv alles beim Alten, abgesehen davon, dass Charles' Überreste verschwinden müssen. Was ist dafür besser geeignet, als Anandas Mond-Initiationsritual, dass sie live mit ein paar It-Girl-Freundinnen tief im Wald zelebrieren möchte? Liv ist zwar nicht eingeladen, geht aber trotzdem hin und nutzt die Gunst der Stunde, um die Leichenteile zu vergraben. Spätestens jetzt erweist sich, dass die Autoren sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um ihre verrückte Idee auf die Spitze zu treiben.
Denn Ananda hat einen Stalker, der Liv bei ihrer Verschleierungstat beobachtet. Sie hat keine andere Wahl, als ihm zu versprechen, ein Treffen mit ihrer Schwägerin zu arrangieren und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Der arme Kerl landet mit einem Bolzen im Kopf abgefeuert aus dem Bolzenschussgerät, mit dem ihre Mutter einst ihr Lieblingsferkel tötete, auf ihrem Wohnzimmertisch. Und wieder geht es ans Zerteilen und Vergraben. Die Szene des Mordes ist fabelhaft durchgeknallt und zeigt erneut die ganze Ironie, die in dem gut durchdachten, intelligent geschriebenen Drehbuch steckt.
Das Finale der Episode könnte witziger kaum sein. Denn Liv erlebt eine Überraschung. Inzwischen wurden die von ihr im Wald ausgehobenen Gräber entdeckt. Als Ananda davon hört, veröffentlicht sie einen Post, in dem sie sich bei der Mondgöttin dafür bedankt, dass sie und ihre Freundinnen, inklusive Liv, die endlich markiert ist, beschützt hat. Das ist kongenial geschrieben. Ananda ist im Grunde genommen nicht besser als die Mörderin. Ihr sind die Opfer völlig egal. Auf Kosten der Toten setzt sie einen Post ab, der nur ihr selbst und ihrem Egoismus dient, viel zynischer geht es nicht.
Fazit
Die Idee zu The Followers ist grandios. Die Pilotfolge Es wird alles gut ist intelligent geschrieben und toll inszeniert. Viel wird aus der Selfie-Perspektive erzählt. Selbst als Liv ihr Wohnzimmer vom Blut ihres Opfers reinigt, ist die Szene wie ein You-Tube-Tutorial aufgezogen. Derartig abgedrehte Einfälle ziehen sich durch die gesamte Folge. Die Gags rangieren zwischen boshaft und manchmal sogar hämisch und wenden sich gezielt an den grassierenden Social-Media-Wahn, der bisweilen seltsame Blüten trägt und fast alles möglich scheinen lässt. Nebenbei kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Als dritte Hauptfigur führen die Autoren gegen Ende der Folge die Podcasterin Antonia ein, die im Laufe der Serie den Morden nachspürt und Liv gefährlich nah kommt.
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Allein für das Thema hat die Produktion es verdient, angeschaut zu werden. Wenn die Umsetzung so gut gelungen ist wie hier, ist ein Fernsehabend mit Liv beinahe Pflichtprogramm. Schön ist auch der knackige Erzählstil. Lediglich 40 Minuten ist der Pilot lang, die restlichen fünf Teile sogar nur 30. „The Followers“ ist also bequem für einen Abend Binge-Watching. Die einzige Sorge ist, dass sich die Geschichte vielleicht zu früh abnutzt und die spaßigen Elemente auf der Strecke bleiben. Zu ernst nehmen sollte sich „The Followers“ nämlich besser nicht. Von uns gibt es viereinhalb von fünf Likes.
Hier noch der Originaltrailer zur Serie „The Followers“: