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The Dreamer 1x01

The Dreamer 1x01

Episode Staffel 1, Episode 1
(The Dreamer 1x01)
Titel der Episode im Original Afsnit 1
Erstausstrahlung der Episode in Dänemark Sonntag, 18. September 2022 (Viaplay)
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Montag, 6. März 2023

Das passiert

Kenia, August 1931: Nach dem Tod ihres Geliebten Denys Finch Hatton und dem Verlust ihrer Farm kehrt Karen gebrochen in ihre Heimat Dänemark zurück. Obwohl ihre Familie alles tut, um ihr zu helfen, hängt die Schriftstellerin doch ihrer Trauer nach und zieht sich in sich selbst zurück. Nach einem einschneidenden Erlebnis greift sie jedoch erneut zur Feder und findet sich.

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Nicht Jenseits von Afrika

Fans des Melodrams „Jenseits von Afrika“ von Sydney Pollack erinnern sich mit Freude an wunderschöne Landschaftsaufnahmen und eine Geschichte voller Sehnsucht mit Stars wie Meryl Streep, Robert Redford und Klaus Maria Brandauer in den Hauptrollen, wenn sie den Namen Karen Blixen hören. Der Film greift die Schlüsselzeit im Leben der Autorin auf und erzählt davon, wie sie ab 1914 gemeinsam mit ihrem unsteten Ehemann Bror von Blixen-Finecke in Kenia eine Farm aufbaute. Der Mann ihres Lebens sollte aber der Großwildjäger und Buschpilot Denys Finch Hatton werden, der am 14. Mai 1931 bei einem Flugzeugabsturz starb.

Zurück in Dänemark

Die Serie erzählt die im Film geschilderten Erlebnisse erfreulicherweise nicht einfach nach, sondern setzt da an, wo der Klassiker aufhörte. Karen hat ihre Farm verloren und ist so verzweifelt, dass sie versucht, sich umzubringen. Der Suizid schlägt jedoch fehl und Karen kehrt von Trauer und Gram gebrochen zurück in ihre Heimat Dänemark.

Der dramatische Einstieg in die Serie vermag dank der einfühlsamen Inszenierung von Regisseurin Jeannette Nordahl und der hervorragenden Darbietung von Connie Nielsen (Hippolyt aus den „Wonder Woman“-Filmen) sofort zu fesseln. Kurze Rückblicke auf Karens Leben in Afrika und das unbeschreibliche Glück, das sie mit Denys empfand, machen deutlich, warum es für sie kein Zurück mehr gibt. Unterstützt von einem melodischen, instrumentalistisch sparsamen Soundtrack fühlt man mit ihr und ist bereits nach wenigen Minuten tief in ihre Gedankenwelt versunken.

Karen tritt den Weg zurück in ihre Heimat einen Monat später in Schwarz an und lässt den warmherzigen Empfang im Anwesen ihrer wohlhabenden Mutter apathisch über sich ergehen. Obwohl ihre Familie sie liebt und ihr jede nur erdenkliche Hilfe anbietet, ist sie doch in ihrer depressiven Stimmung gefangen. Nachts träumt sie von Denys so intensiv, dass ihr verstorbener Seelenverwandter für sie Gestalt annimmt. Sie folgt ihm auf einem Waldweg, hört ihn mit ihr sprechen und er lockt sie eines Nachts beinahe in einen See.

Die in den Szenen zum Ausdruck kommenden psychotischen Züge werden durch wohlüberlegte, optisch wunderschön und künstlerisch anspruchsvolle Bildkompositionen unterstützt, die ganz ohne Froschaugenoptik, Grauschleier, Close-ups und andere Stilmittel auskommen, mit denen wahnhafte Züge so gerne visualisiert werden. The Dreamer ist in Wort, Bild und Ton einfühlsam und zurückhaltend und konzentriert sich ganz auf die Protagonistin. Die Serienerfinderin Dunja Gry Jensen und Jeanette Nordahl nehmen die Zuschauenden sanft an die Hand und führen sie durch das tiefe Tal von Blixens gescheiterter Existenz bis zu dem Moment, wo sie sich an den Schreibtisch setzt und wieder beginnt zu schreiben.

Familiäres

Zur Seite stehen ihr dabei anfangs vor allem ihre Mutter Ingeborg und ihr jüngster Bruder Tommy, beide toll gespielt von Hanne Uldal und Joachim Fjelstrup. Vor allem Hanne und Karen, die bisher ein eher distanziertes Verhältnis hatten, kommen sich näher. Karens Vater nahm sich das Leben, als sie zehn Jahre alt war. Nun verrät Ingeborg ihr, dass sie genauso unter dem Verlust litt wie sie selbst. Dadurch kommen sich beiden näher. Als die Schriftstellerin sich beinahe in dem oben erwähnten See ertränkt, ist es ihre Mutter, die sie in der Dunkelheit findet und sie wortlos zurück ins Haus begleitet. Das alles geschieht vor einer historisch akkurat wiederbelebten Kulisse, die mit passenden Locations, starken Kostümen und einem Ambiente versprühenden Setdesign glänzt.

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Fazit

The Dreamer (Beititel in Deutschland: „Becoming Karen Blixen“) zeigt schon in seiner Pilotfolge ein ungewöhnlich intensives Storytelling um eine Frau, die ein hochinteressantes und für viele inspirierendes Leben führte. Dass die Lebensgeschichte sich inhaltlich nicht immer ganz genau an die Realität hält, ist mehr der Dramaturgie, als dem Wunsch nach Sensationsbildern geschuldet. Beispielsweise war Karen bereits 1929 von Denys Finch Hatton getrennt, was die Frage aufwirft, ob er von dieser Warte aus betrachtet tatsächlich als Aufhänger für ihren Gemütszustand gelten kann.

Andererseits ist bekannt, dass das Paar eine zwar komplizierte, aber auch leidenschaftliche Beziehung führte, in die sich ohne Frage einiges hineininterpretieren lässt. Als der Großwildjäger starb, übergab man ihr seinen Leichnam und sie beerdigte ihn seinen Wünschen entsprechend in den Ngong Hills, nicht weit entfernt von ihrer Farm. Es ist also evident, dass er einen besonderen Platz in ihrem Herzen einnahm, auch wenn sich das Autoren-Quartett Dunja Jensen, Connie Nielsen, Per Daumiller und Karoline Leth vielleicht gewisse dramaturgische Freiheiten ließ. Das ändert indes ohnehin nichts daran, dass die Biopic-Serie großartiges Fernsehen mit Anspruch ist. Wer sich für derartige Themen interessiert und eine ruhige, aber hingebungsvoll erzählte Geschichte erleben will, ist hier genau richtig.

Fünf von fünf Punkte.

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