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Sechs Monate nach Wujings Flucht aus der Haft taucht Reddington auf mysteriöse Weise bei einer Explosion in Manhattan wieder auf; als ein ehemaliger Blacklister am Tatort gefunden wird, beginnt die Task Force, eine größere Verschwörung zu untersuchen.
The Night Owl macht durchaus Spaß und ist unterhaltsam. Raymond Reddington (James Spader) meldet sich zurück, wir haben einen Gastauftritt von Aram (Amir Arison) direkt zu Beginn der Episode und unser (leicht verkleinertes) Team findet wieder zusammen, um der nächsten Verschwörung auf den Grund zu gehen. Außerdem gibt es zahlreiche bekannte Gesichter zu vermelden oder auch Personen wie Siya Malik (Anya Banerjee), die im zehnten Staffelauftakt die Tochter von Meera Malik (Parminder Nagra) spielt. So weit, so gut.
Red steht derweil weniger im Vordergrund. Seine vermeintliche Tat hat natürlich große Auswirkungen auf alle, die in der anschließenden Untersuchung involviert sind, aber der Staffelauftakt macht deutlich, dass nur wenig Interesse darin besteht, Reds Werdegang und Vergangenheit genauer zu beleuchten. Vielmehr fühlt sich der Staffelauftakt nach einem „Best of Blacklist“ an, weshalb Figuren wie Wujing (Chin Han) oder auch der Freelancer (Daniel Sauli) nicht nur aufgegriffen werden, sondern sogar im Mittelpunkt der wöchentlichen Ermittlungen stehen.
Für die Zuschauer, die seit der ersten Stunde dabei sind, kann sich der Auftakt somit gleichsam gut wie schlecht anfühlen. Gut deshalb, weil auf bekannte Gesichter zurückgegriffen wird und zumindest bei Ressler (Diego Klattenhoff), Cooper (Harry Lennix), Dembe (Hisham Tawfiq) und vielleicht auch Red die weiteren Werdegänge beleuchtet werden, ganz zu schweigen von ein paar willkommenen Gesichtern. Schlecht deshalb, weil Red erst mal weniger im Vordergrund steht und der Auftakt offenbar wenig bis nichts mit seiner Vergangenheit vor der Taskforce zu tun hat. Aber vielleicht ist es auch besser, Themen wie seine wahre Identität ruhen zu lassen und sich zum Abschluss der Serie am großen Fundus der Blacklister zu bedienen. Hauptsache, wir erhalten ein zufriedenstellendes Ende.
Unsereins war sehr überrascht, direkt in den ersten Szenen Aram zu erblicken. Ein schöner Gastauftritt, denn ich hatte Amir Arison bereits abgeschrieben, was diese zehnte und gleichzeitig letzte Staffel angeht. Dass der Darsteller trotzdem vorkommt und vielleicht noch weitere Auftritte erhält, ist natürlich willkommen.
Andererseits wird im Folgenverlauf herausgestellt, dass Aram irgendwie ersetzt werden muss. Einen möglichen Kandidaten erhalten wir mit Tadashi Ito (Alex Shimizu), der tatsächlich ein Teil unserer Taskforce werden könnte, wenngleich seine Mutter Mariko (Anzu Lawson) die ganze Operation sehr kritisch beäugt. Aber Tadashi macht sich gut und ist eine große Hilfestellung für das Team, weshalb er vermutlich einen (passenden?) Ersatz für Aram spielen wird.
Donald Ressler finden wir zu Beginn in einer Selbsthilfegruppe vor. Das war zu erwarten, nachdem seine Drogenprobleme auch in der neunten Staffel wieder relevant waren. Jetzt ist er aber seit zahlreichen Monaten clean und die treibende Kraft, wenn es darum geht, den aktuellen Vorfall zu klären. Dass er sich von Chin Yao (Grant Cheng) nicht davon abhalten lässt, den Tatort zu untersuchen und Beweismittel sicherzustellen (wenigstens für kurze Zeit), liefert unserem Team auch erst die wesentlichen Anhaltspunkte zu Reds überraschender Rückkehr. Allerdings gibt es auch kleinere Hinweise, dass der neuerliche Einsatz nach sechs Monaten Pause nicht einfach für ihn wird.
Donald ist an der Seite von Dembe aktiv, der sich im Auftakt ebenfalls gut schlägt. Seine Kontakte zu Reds Gefolgsleuten sind nach wie vor vorhanden, so kann er Chuck (Jonathan Holtzman) befragen und bringt Tadashi in die Zentrale, der Teile einer zerstörten Festplatte wiederherstellen kann. Letzteres gibt unserem Team genug Infos, um die Ermittlungen fortzusetzen. Außerdem ist Dembe sympathisch wie immer unterwegs und scheint sich mittlerweile gut in den Alltag eines FBI-Agenten eingelebt zu haben.
Harold Cooper eingangs zusammen mit Agnes (Sami Bray) beim Kartenspiel zu sehen, hat mir sehr gefallen. Es ist gut zu wissen, dass Agnes wohlbehütet aufwächst und (zumindest vorerst) nicht zum Ziel von Reds Gegenspielern wird. Harold selbst bleibt wie gewohnt immer bei der Sache, ob nun als Familienmensch oder als Leiter der Taskforce. Leider kann er nicht bewirken, dass die Richterin Roberta Vance (Karen Ziemba) der Forderung von Chin Yao einen Strich durch die Rechnung macht. Aber Harold legt sich ins Zeug und die Taskforce ermittelt natürlich trotzdem weiter, wenn sie mit bekannten Namen und der Frage nach Reds Motiven konfrontiert werden.
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Als der Name Jennifer Moores (MaYaa Boateng) fällt und anschließend noch „The Fribourg Confidence“ (8x05) genannt wird - sicher eine der besseren Episoden der achten Staffel - wächst die Neugierde auf ihre Rolle. Zumal Chin Yao mit Wujing in Kontakt steht, dessen Motive zunächst offen bleiben. Sicher ist vorerst nur, dass Red für die Explosion verantwortlich ist, die Moores das Leben kostete. Für die Hintergründe muss unser Team erst ermitteln, was eine durchaus spannende Schnitzeljagd ergibt.
Die spärlichen Hinweise führen zu Luxe, wo wir Siya kennenlernen, die direkt einen sympathischen Eindruck hinterlässt. Ihr Boss Richard Deever (Chris McKenna) gibt Dembe und Donald nur widerwillig eine Tour, denn hinter Luxe verbirgt sich ein geheimer Posten der CIA. So erfahren wir, dass die titelgebende „Night Owl“ ein weiteres Pseudonym für den Freelancer ist - die Person, die Wujing gerne in seine Finger bekäme. Und natürlich dauert es nicht lange, ehe schwerbewaffnete Schergen und Wujing selbst auftauchen, um mit Gewalt den Freelancer in ihre Hände zu bekommen.
Dass Deever mit Wujing unter einer (monetären) Decke steckt, ließ sich erahnen. Selbst Dembe und Donald fragen sich, wie die Gegenspieler an die ganzen Informationen gekommen sind, um den Freelancer dort rauszuhauen. Unsereins fragt sich derweil, weshalb der Umweg über Moores beschritten wurde, wenn es sich bei der „Nachteule“ nicht um ein Kunstwerk handelte und Deever ohnehin als Informant für Wujing tätig war. Denn die Rolle von Moores wird mit der Offenbarung, dass Deever käuflich ist, zwar mit einer netten Überraschung versehen, aber im Nachhinein irrelevant für Wujing. Schlimmer noch, er hätte komplett auf Moores verzichten können, womit unser Team erst gar keine Hinweise gefunden hätte und somit außen vor wäre. Und Red? Der hätte wohl eher den korrupten Deever oder gar Wujing ins Visier genommen als Moores.
Aber wer weiß, vielleicht hat Wujing Moores auch nur benutzt und wusste im Vorfeld bereits mehr als sie. Gut möglich. Außerdem erwartet uns die echte Überraschung erst gegen Ende der Episode, wenn klar wird, dass Marvin Gerard (Fisher Stevens) sich mit Wujing austauschen konnte und der Rachefeldzug gegen Red und die Taskforce offenbar zum Staffelthema wird. Obwohl, auch das ließ sich mit Blick auf das letzte Staffelfinale erwarten, wo diese Entwicklung bereits angedeutet wurde. Mit Blick darauf, dass nicht wenige Blacklister noch am Leben sind, könnte dieser Fall aber ein nettes Staffelthema mit vielen bekannten Gesichtern lostreten, worauf ich durchaus gespannt wäre.
Spärlich sind die Auftritte von Red, aber dafür sicher prägend. Anfangs rätseln wir mit Aram mit, der ihn erblickt und ignoriert wird. Mit Bart und wuschigen Haaren (so haben wir Red noch nicht gesehen), ohne Bodyguard, ganz allein in Manhattan. Und er steigt in ein Taxi, was wir überhaupt nicht von ihm kennen. Da muss etwas in den letzten Monaten passiert sein, von dem wir noch nichts wissen...
Wir erfahren derweil, dass er sich mit der Taskforce wieder besser verstanden hat und der gegenseitige Austausch weniger eingleisig als zuvor war. Vor sechs Monaten hat Red sich mit den Schwestern - womit Weecha (Diany Rodriguez) und Mierce (Karina Arroyave) gemeint sein dürften - nach Guatemala abgesetzt. Heute weiß selbst Chuck (offenbar sein neuer Bodyguard) nicht, wo er steckt. Es sieht fast so aus, als wenn Red jetzt im Sparkurs unterwegs ist und das wirft Fragen auf.
Auf der anderen Seite möchte er ein Gebäude erwerben und hat ganz bestimmte Vorstellungen davon. Sinn und Zweck des Ganzen bleiben uns sowie der Maklerin Andrea Athens (Krista Braun) verborgen. Aber Red hat Pläne und der Anschlag auf Moores war nur ein kleiner Teil davon. Erst gegen Ende erfahren wir, dass er womöglich sich und die Taskforce vor ehemaligen Blacklistern schützen möchte. Ob das alles ist? Fraglich...
The Night Owl erfindet das Rad nicht neu, sondern begibt sich auf vertraute Pfade und versucht dabei, die Lücken zu füllen, die Amir Arison und Laura Sohn hinterlassen haben. Der aktuelle Fall bringt ein paar Überraschungen mit sich, die sich später hinterfragen lassen oder mehr oder weniger nach dem letzten Staffelfinale zu erwarten waren. Trotzdem und trotz eher spärlicher Auftritte unseres concierge of crime eine gelungene wie unterhaltsame Episode, die Lust auf mehr macht. Ich würde vier von fünf Sternen vergeben. Und Ihr?
Hier abschließend noch der Trailer zur nächsten Episode der Serie The Blacklist, The Whaler (10x02):
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
James Spader | …………… | Raymond 'Red' Reddington |
Diego Klattenhoff | …………… | Donald Ressler |
Hisham Tawfiq | …………… | Dembe Zuma |
Harry J. Lennix | …………… | Harold Cooper |
Amir Arison | …………… | Aram Mojtabai |
Anya Banerjee | …………… | Siya Malik |
Chin Han | …………… | Wujing |
Daniel Sauli | …………… | The Freelancer |
Chris McKenna | …………… | Richard Deever (as Chris L. McKenna) |
Alex Shimizu | …………… | Tadashi Ito |
Grant Chang | …………… | Chin Yao |
Krista Braun | …………… | Andrea Athens |
Karen Ziemba | …………… | Judge Roberta Vance |
Andy Hernandez | …………… | Sergeant Ed Pickford |
Jonathan Holtzman | …………… | Chuck |
Sami Bray | …………… | Agnes |
Kenneth Lee | …………… | Zhang Wei |
Cristina Lawson | …………… | Mariko Ito |
Ryan Vincent Anderson | …………… | Firefighter |
Gina Lamparella | …………… | AUSA Wendy Flynn |
Vincent Ticali | …………… | Group Leader |
Anthony Cipriani | …………… | Construction Worker |
Sid Jarvis | …………… | Inmate |
Jacopo Rampini | …………… | Patron |
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