Im Laufe des letzten Jahrhunderts sind mindestens viertausendvierhundert Menschen, die übersehen, unterschätzt oder anderweitig an den Rand gedrängt wurden, spurlos von der Bildfläche verschwunden. Letzte Nacht sind sie alle auf unerklärliche Weise in einem Augenblick nach Detroit zurückgekehrt, ohne einen Tag gealtert zu sein und ohne Erinnerung an das, was mit ihnen geschehen ist.
Während die Regierung versucht, das Phänomen zu verstehen, die potenzielle Bedrohung zu analysieren und die Geschichte einzudämmen, gehören Jharrel (Joseph David-Jones), ein einfühlsamer Sozialarbeiter, und Keisha (Ireon Roach), eine hartgesottene Strafvollzugsbeamtin, zu den Beamten, die sich mit den unheimlichen Flüchtlingen befassen sollen. Die neuen Partner stoßen in ihrer Ideologie und Herangehensweise aufeinander, stellen aber allmählich fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie dachten, als sie sich mit den ihnen anvertrauten Menschen vertraut machen...
Darunter Shanice (Brittany Adebumola), eine Anwältin und unverwüstliche junge Mutter aus den frühen Achtzigern, deren unerwartetes Wiedersehen mit ihrem entfremdeten Ehemann Logan (Cory Jeacoma) und ihrer plötzlich pubertierenden Tochter Mariah sofort ins Wanken gerät. Dr. Andre (TL Thompson), ein Chirurg aus dem Ersten Weltkrieg, der frisch aus der Harlem Renaissance kommt. Claudette (Jaye Ladymore), eine einflussreiche Figur aus der Bürgerrechtsbewegung in Mississippi. Rev Johnson (Derrick A. King), ein schwarzes Schaf aus einer bekannten Fernsehprediger-Familie im Chicago der 1990er Jahre. LaDonna (Khaliah Johnson), ein scheinbar oberflächlicher, aber missverstandener D-List-Reality-TV-Star aus Miami im Jahr 2015 und zwei völlig unterschiedliche Teenager, Mildred (Autumn Best), ein lebhaftes Mädchen, dessen Schlaghosen ihre Erziehung in den 1970er Jahren verraten, und Hayden (Amarr Wooten), ein introspektiver Junge, dessen Herkunft ein Rätsel bleibt.
Diese unfreiwilligen Zeitreisenden, kollektiv die 4400, müssen sich mit ihrer unmöglichen neuen Realität auseinandersetzen, mit der Tatsache, dass sie mit ein paar... Upgrades zurückgebracht wurden, und mit der zunehmenden Wahrscheinlichkeit, dass sie aus einem Grund zurückgebracht wurden, den sie erst jetzt zu verstehen beginnen.
In der AuftaktepisodePast Is Prologue des Reboots4400 von The CW verschwinden Menschen aus verschiedenen Zeitepochen nach dem Aufblitzen eines grünen Lichts plötzlich und tauchen auf einmal im Jahr 2021 wieder auf. Einige von ihnen scheinen nun über mysteriöse Kräfte zu verfügen, doch zunächst werden sie von der Regierung in Gewahrsam genommen und in einem Hotel festgesetzt, bis diese das seltsame Phänomen untersuchen können.
Was geschieht im Auftakt von 4400?
Die über ihre neue Situation wenig überraschend verwunderten Menschen bekommen untereinander die Gelegenheit, sich mit ihren neuen Umständen vertraut zu machen. Dabei stellen sie schnell fest, dass ihre Unterschiede nicht nur persönlicher, sondern eben auch epochaler Natur sind, denn sie stammen allesamt aus unterschiedlichen Zeitperioden. Für Jharrel Mateo (Joseph David-Jones) und seine für den Fall zugeteilte Partnerin Keisha Taylor (Ireon Roach) gilt es, sich einen Reim aus den Angaben der Wiederkehrer zu machen. Allerdings unterscheidet sich die Herangehensweise der beiden in Bezug auf ihre Hilfestellung für die in ihrer Gegenwart gestrandeten Menschen deutlich.
Im Camp der Neuankömmlinge wächst derweil der Unmut über ihre eingeschränkte Freiheit seitens der Regierung, was dazu führt, dass Anwältin Shanice (Brittany Adebumola) sich mit Unterstützung der jungen Mildred (Autumn Best) heimlich aus dem Staub macht, um ihre Familie zu sehen, für die sie seit 16 Jahren als vermisst gilt. Zu ihrem Schock hat ihr Ehemann in der Zwischenzeit neu geheiratet und ihre Tochter, die mittlerweile im Teenageralter ist, wurde von der ihr fremden Frau großgezogen. Diese Dinge kann sie zumindest noch in Erfahrung bringen, bevor sie von den Beamten wieder eingesammelt und abgeführt wird...
Währenddessen stellt die aus einer deutlich früheren Zeit als die anderen stammende Claudette (Jaye Ladymore) fest, dass jegliche Verletzungen, die sie erleidet, prompt wieder heilen. Kurz darauf bemerkt auch Keisha, dass die Wiederkehrer noch etwas Besonderes an sich haben, denn ein zuvor stumm gebliebener Junge eröffnet ihr plötzlich Dinge, die er eigentlich nicht wissen dürfte...
Welchen Eindruck hinterlässt die Pilotepisode?
„4400“ ist eine Serie, bei der man von vornherein eine Menge an Grundsatzdiskussionen führen könnte. Wie viel Politik tut solch einer Serie gut? Sollte man sich näher an das Original halten und sich mehr auf den Sci-Fi-Part konzentrieren? Fakt ist, dass man mit den Entscheidungen zu den Veränderungen absichtlich einen kontroverseren Weg geht, der von Beginn an die Zuschauer in mindestens zwei Lager teilen wird. Die Antwort auf diese Fragen für all diejenigen, die sich nicht grundsätzlich daran stören, ist sicherlich, dass es ganz darauf ankommt, wie gut es tatsächlich in die Geschichte eingebaut ist. Denn Rassismus und Polizeigewalt sind in den USA als Themen aktueller denn je und ein essentieller Teil der Diskussionskultur, um Veränderungen zu bewirken. Aber ganz egal, wie löblich der Versuch des Einbaus dieser Brandpunkte sein mag, um „4400“ in unsere Zeit zu heben - es sollte auf natürliche Weise in die Story eingebunden werden und dazu passen.
Und die Moral von der Geschicht'...
Und da findet sich auch ein nicht unwesentlicher Fauxpas des Auftakts, denn statt des erhobenen Zeigefingers wird hier die Moralkeule ohne jegliche Subtilität geschwungen. Ganz egal, auf welchem politischen Spektrum man sich auch befinden mag und auch wenn man Diversität und Thematisierung von Rassismus als richtig und wichtig empfindet, so werden die wenigsten es zu schätzen wissen, hier Dinge dermaßen explizit vorgekaut zu bekommen, dass bei einigen Szenen unser neues Jugendwort 2021, cringe, wie die Faust auf Auge passt. Stereotype und Klischees werden hier einfach auf eine derart plumpe Art vorgetragen, dass man sich ab und zu schütteln will. So wie beispielsweise die offensichtlich organisatorisch völlig planlose Regierung dargestellt und antagonisiert wird, braucht man keine große Fantasie, um Parallelen zu den Auffangcamps der ehemaligen Trump-Regierung an den Grenzen zu Mexiko oder zu Vorfällen zu ziehen, bei denen Minderheiten die Polizei auf den Hals wurde, nur weil sie es gewagt haben, abends durch eine „behütete“ Nachbarschaft zu laufen. Allerdings sollte sich Shanice in der entsprechenden Szene vielleicht gerade deswegen darauf besinnen, dass es eine Erfindung namens Türklingel gibt...
Ich mag hier aufgrund verschiedener Sender und Zielgruppen durchaus Äpfel mit Birnen vergleichen, aber wenn ich einen packenden und emotionalisierenden Beitrag zum Thema Rassismus in Serienform schauen will, sehe ich mir lieber Serien wie das brillante When They See Us an, was seine Zuschauer trotz des schwierigen Themas nicht unnötig bevormundet und einfach das Gezeigte für sich sprechen lässt.
Doch was bleibt handwerklich von einer Serie, die sich nicht nur bereits durch ihre satteren Farben atmosphärisch vom Original unterscheidet? Abgesehen von einigen wackligen Dialogen und qualitativ sehr gemischten schauspielerischen Leistungen gibt es jedenfalls auch ein paar positive Punkte: Das Mysterium ist wie schon bei der Originalserie durchaus spannend und Potential für starke Charaktere wie Shanice oder sympathische Figuren wie Jharrel Mateo (Joseph David-Jones), Dr. Andre (T. L. Thompson) oder eventuell auch Claudette (Jaye Ladymore) ist auf jeden Fall vorhanden. Vor allem die persönlichen Geschichten einiger Figuren könnten also noch auftrumpfen.
Fazit
„4400“ fokussiert sich sehr stark auf seine politischen Aussagen. Auch wenn man sich vollen Herzens hinter diese stellen möchte, so verbringt die Pilotepisode neben ihrer Exposition viel Zeit gewollt damit, diese ohne Fingerspitzengefühl dem Zuschauer auf zu plumpe Art vorzutragen. Dabei drängt man das eigentlich immer noch spannende Mysterium in den Hintergrund, während diverse schwächere Dialoge dem Ganzen ebenso keinen Gefallen tun. Das trifft aber nicht auf alle Charaktere zu, denn einige von ihnen können trotz auftretender Stereotypen ordentlich Potential aufblitzen lassen. Alles in allem reicht es aber nicht, um für dieses Reboot nach seinem Auftakt eine Empfehlung aussprechen zu können.
Der Serientrailer zu 4400:
Hier noch der aktuelle Trailer zur neuen Serie „4400“: