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Knapp anderthalb Jahre mussten wir auf die dritte Staffel von Ted Lasso warten. Und obwohl die neue Season nun mit der ersten Episode Smells Like Mean Spirit bei Apple TV+ angebrochen ist, bleibt vorerst weiter unklar, ob bald Schluss ist mit der elffach Emmy-prämierten Fußballserie von und mit Jason Sudeikis. Diese Verwirrung könnte für Frust sorgen, weil sich die Beteiligten in den vergangenen Wochen immer wieder gegenteilig geäußert haben, während der Streamer auf ein offizielles Statement verzichtete. Ein potentielles Spin-off ohne Sudeikis stand zuletzt auch im Raum (wir berichteten).

Die beiden Co-Creator Sudeikis und Bill Lawrence (Letzterer ist auch bekannt für Scrubs, Cougar Town und Shrinking), die das Format einst aus einem albernen Werbespot abgeleitet haben, ließen ihre Überlegungen, wann es an der Zeit ist, „Ted Lasso“ in den Ruhestand zu schicken, auch inhaltlich in die neuen Folgen einfließen. So fragt sich der Trainer gleich zu Beginn, was er noch in London verloren hat. Seine Mission ist mit dem Aufstieg in die Premier League eigentlich erfüllt. Roy Kent (Brett Goldstein) und Coach Beard (Brendan Hunt) könnten den AFC Richmond wohl auch ohne ihn anführen.

Die neue Staffel hätte zahlreiche Erzählfäden aus dem Vorjahr aufzugreifen, und findet vielleicht auch deswegen keinen leichten Einstieg. In den ersten drei Ausgaben konzentriert man sich sehr auf den zugespitzten Zweikampf zwischen Ted und seinem früheren Protegé Nate Shelley (Nick Mohammed), der inzwischen beim Ekel Rupert Mannion (Anthony Head), dem Exmann von Rebecca (Hannah Waddingham), und dessen neuem Club West Ham United angeheuert hat.

Dieser Jesus-Judas-Konflikt fühlt sich nach wie vor wie ein Fremdkörper an. Viele Fans wollen Nate einfach nur leiden sehen, wodurch das allgegenwärtige Gefühl der Liebe, das „Ted Lasso“ mal so erfrischend gemacht hat, in Gehässigkeit umschlägt.

Worum geht's?

Abgesehen von der sportlichen Konkurrenz passieren im Auftakt ein paar andere Dinge: Ted bringt seinen Sohn Henry zum Flughafen, damit er zurück zu seiner Mutter nach Kansas reisen kann. Dieser Abschied facht Teds Krise und sein Heimweh zusätzlich an. Umso beeindruckender, dass er mit dieser persönlichen Belastung im Hinterkopf die medialen Attacken von Nate, die weit unter die Gürtellinie gehen, so souverän wegsteckt. Er hält eben auch die andere Wange hin.

Rebecca und Higgins (Jeremy Swift) lassen sich derweil deutlich nervöser machen, müssen aber bald festhalten, dass Teds neutestamentarischer Ansatz besser funktioniert. In den sozialen Medien wird Ted für seine Nettigkeit gefeiert, während Nate mit seinem gesäten Hass selbst Hass erntet. Doch auch Ted hat Grund für schlechte Laune, als er zufällig erfährt, dass seine Ex drüben in Amerika offenbar einen neuen Freund hat...

Für Roy und Keeley (Juno Temple) stehen ebenfalls keine leichten Zeiten an. Während er sich bei der Arbeit damit rumärgert, dass Ted den Independent-Journalisten Trent Crimm (James Lance) als Vereinschronisten angestellt hat, tut sie sich mit ihrer neuen PR-Firma schwer. Vor allem die finanziellen Fragen sind eine Herausforderung, die Keeley nicht allein bewältigen kann. Also holt sie sich die strenge Buchhalterin Barbara (Katy Wix) ins Team, die ihr sofort Paroli bietet.

Barbara ist nicht die einzige neue Figur im Ensemble: Der in Österreich geborene Schauspieler Maximilian Osinski (Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.) darf mit dem Starspieler Zava einen Zlatan-Ibrahimović-artigen Egozentriker spielen, der den AFC Richmond ordentlich aufmischen könnte. Vor allem Jamie Tartt (Phil Dunster) dürfte um seinen Platz bangen müssen, falls der Neuzugang tatsächlich klappen sollte. Jamies romantische Gefühle für seine Ex Keeley bleiben derweil erst mal zweitrangig, obwohl sie und Roy mittlerweile eine harte Entscheidung getroffen haben.

Auch die jeweiligen Beziehungen zwischen Coach Beard und Jane Payne (Phoebe Walsh) oder Rebecca und Sam Obisanya (Toheeb Jimoh) geraten zunächst in Vergessenheit. Allgemein bleibt für die Spieler wenig Zeit. Der lebensfrohe Dani Rojas (Cristo Fernández) und Teamkapitän Isaac McAdoo (Kola Bokinni) bleiben im Hintergrund, was sehr schade ist. Zumal die Episodenlänge noch mal etwas erhöht wurde, doch das Zeitmanagement geht nicht ganz auf.

Wie ist es?

Alles in allem bleibt der Ersteindruck von der dritten Staffel, dass Ted Lasso nicht in Topform zurückkehrt. Doch selbst dann kann unser Lieblingsfußballtrainer noch immer viele andere Serien abhängen. Die nervige Frage, ob die neuen Folgen das Finale bringen oder nicht, hängt über allem. Zumal die Macher:innen ihre Unsicherheit, wie viel wirklich noch zu erzählen ist, durchblicken lassen. Dabei gäbe es genügend „Altlasten“ noch abzuarbeiten, aber stattdessen fixiert man sich auf den Ted-Nate-Konflikt, den nur wenige Fans sehen wollen.

Vor allem hofft man, dass sich Jason Sudeikis und Konsorten weiter auf die positiven Aspekte besinnen, die die preisgekrönte Apple-Serie so beliebt gemacht haben. Dafür braucht es sicher auch einen glaubwürdige redemption arc für den unnötigen und stark übertriebenen Schurken Nate. Vier von fünf Toren für die ersten Spielminuten!

Der offizielle Trailer zur 3. Staffel:

Hier abschließend noch der Trailer zur hier besprochenen neuen Season der Serie „Ted Lasso“: