Du bist hier: Serienjunkies » Serien » Ted Lasso » Ted Lasso 1x01

• Serie
• Stream
• Darsteller
• Episodenguide
• Reviews
• Shop
• Poster

Der König Fußball ist die beliebteste Sportart der Welt. Trotzdem lassen sich die Serien zum Thema an einer Hand abzählen - 21 Thunder, Club de Cuervos und The English Game bei Netflix, The First Team von der BBC und natürlich der Anime „Tsubasa“ aus Japan. Mit Ted Lasso tritt nun noch ein weiteres Format aufs Feld. Bei Apple TV+ erscheinen am Freitag, den 14. August die drei ersten Episoden der insgesamt zehnteiligen Auftaktstaffel. Kreiert wurde das Ganze ausgerechnet von zwei Amerikanern, dem Scrubs-Schöpfer Bill Lawrence sowie dem SNL-Star Jason Sudeikis, der zudem die Titelrolle spielt.

Tatsächlich geht der Ursprung der Figur auf einen alten Werbesketch von 2013 zurück. Das Pfauennetwork NBC hatte sich damals die amerikanischen Ausstrahlungsrechte der britischen Premier League gesichert. In dem Wissen, dass der US-Markt mit Soccer wenig anfangen kann, ließ der Sender Sudeikis als American-Football-Coach auftreten, der versehentlich Trainer der Tottenham Hotspurs wird (hier der Clip). Dass Apple in dieser albernen Grundidee echtes Serienpotential sah, spricht durchaus für den Mut des Streamingservice. Zahlt sich dieser Mut nun aus oder floppt die Fußball-Serie Ted Lasso?

Worum geht's?

Um sich rechtlich nicht mit der übermächtigen FIFA anzulegen, ist die Fußball-Welt von Ted Lasso, der Serie, fiktiv. Statt bei Tottenham heuert der Protagonist also beim erfundenen Verein AFC Richmond an. Die Klubpräsidentin Rebecca - gespielt von der tollen Hannah Waddingham (Game of Thrones, Sex Education) - sah seinen Erfolg in Übersee und dachte sich, dass Teds seltene Gabe der Motivation theoretisch nicht nur im College Football, sondern auch im englischen Fußball funktioniert. Wobei wir später erfahren, dass ihre eigentlichen Beweggründe für diese unerhörte Verpflichtung noch komplizierter sind...

Ted, der sich das wunderbare Walt-Whitman-Zitat „Sei neugierig, nicht urteilend“ zum Lebensmotto gemacht hat, lässt sich auf das Abenteuer ein. So zieht er mit Sack und Pack und seinem besten Freund Coach Beard (Brendan Hunt) nach England. Schon bei seiner ersten Pressekonferenz wird Ted von den Sportjournalisten - allen voran Trent Crimm (James Lance), The Independent - genüsslich zerfleischt. Und auch die Mannschaft rund um den erfahrenen Kapitän Roy Kent (Brett Goldstein) und dem arroganten Youngster Jamie Tartt (Phil Dunster) zeigen nicht das kleinste Bisschen Respekt vor ihrem neuen Chef.

Einzig Spielerfrau und Topmodel Keeley Jones (Juno Temple) erliegt seinem naiven Hundewelpen-Charme sofort. Und auch der Manager Higgins (Jeremy Swift), der eigentlich Rebeccas rechte Hand und somit in ihre dunkelsten Machenschaften eingeweiht ist, kann einfach nicht anders, als Ted zu mögen. Und so wird der Yankee, der mit seiner aufrichtigen Offenheit - seiner nicht böse gemeinten Ignoranz, die nur noch von seiner Neugier übertroffen wird - Stück für Stück einen nach dem anderen auf seine Seite ziehen. Wie mit einem Lasso der Liebe fängt der liebenswerte Cowboy sie dann ein.

Nie hätte ich erwartet, dass die Fußball-Comedy Ted Lasso zu so vielen rührenden und ernsten Momenten in der Lage ist, wie sie in ihrer ersten Staffel zustande gebracht hat. Zugleich wirkt der Charakter - der nun eindeutig bewiesen hat, dass er für simple Sketche viel zu vielschichtig ist - wie eine Entschuldigung Amerikas für die letzten vier Jahre der Engstirnigkeit und Anmaßung. Bill Lawrence sieht in der Figur die bestmögliche Version eines Amerikaners im Ausland, der die Menschen mit seinem Sinn für Humor und seiner Großherzigkeit zusammenbringt. Und der sich Dinge zutraut, denen er eigentlich nicht ganz gewachsen ist. Tatsächlich ist Ted weniger Trainer für seine jungen Spieler als deren Therapeut und Vaterfigur.

Besonders in der rauen Männerwelt Fußball bringt er so eine erfrischende Facette ins Spiel. So gibt er beispielsweise auch dem Zeugwart Nathan (Nick Mohammed) das Gefühl ein wichtiger Teil des Teams zu sein. Oder sorgt dafür, dass eine Torte auf dem Tisch landet, wenn jemand mal Geburtstag hat. Oft spricht man dabei von teambildenden Maßnahmen, doch für Ted ist das Ganze kein Kalkül, sondern selbstverständliche Menschlichkeit. Seine beste Eigenschaft liegt jedoch darin, dass er verzeihen kann. Trotzdem hat auch er seine Probleme, immerhin kam er ohne seine Frau und seinen Sohn nach England...

Genau wie bei Scrubs gelang es also auch bei Ted Lasso, eine perfekte Mischung aus belustigenden und bewegenden Momenten zu finden. Gewissermaßen erinnert Ted sogar an J.D. (Zach Braff), denn beide sind unverbesserliche Optimisten, die die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu inspirieren, selbst mehr auf die schönen Seiten des Lebens zu schauen - und vor allem Freundschaften zu pflegen. Ohnehin haben wir es hier eher mit einer Serie über Freundschaft als mit einer Serie über Fußball zu tun. Aber welcher gute Sportfilm handelt schon wirklich vom thematisierten Sport selbst?

Da es sich bei Ted Lasso um eine hochwertig produzierte Serie handelt, sehen die sporadischen Fußball-Szenen trotzdem besser aus als man es von früheren Werken des Genres gewohnt sein mag. Für echte Expertinnen und Experten bleibt vieles vermutlich zu oberflächlich, aber die Serie macht sowieso keinen Hehl daraus, dass Ted als Trainer keine Ahnung vom sogenannten „schönen Spiel“ hat. Nur mit Menschen kennt er sich aus - und das besser als die allermeisten, selbst wenn er immer wieder unterschätzt wird. Übrigens könnten nur Wenige die Figur so überzeugend charismatisch spielen wie Sudeikis.

Fazit

Man muss nicht unbedingt Fußball-Fan sein, um Gefallen an der neuen US-Comedy Ted Lasso bei Apple TV+ zu finden. Ein besseres Kriterium zur Einschätzung, ob die Serie zu einem passt, ist die Frage, ob man Scrubs mochte. Denn Produzent Bill Lawrence hat sein feines Gespür, wann man alberne und wann lieber ernste Töne anschlägt, nun auch hier einfließen lassen und dem Hauptdarsteller Jason Sudeikis so dabei geholfen, seinen Sketch-Charakter für eine ganze Fernsehstaffel tragfähig zu machen. Viele sportliche und zwischenmenschliche Höhepunkte erwarten einen in den zehn Episoden, und auch ein paar weise Lehren übers Leben. Eine klare Empfehlung für diese Serie, die die Welt ein bisschen besser machen will.

Am Wochenende erscheinen hier bei uns zwei exklusive Interviews zur Serie, erst mit den Nebendarstellern Waddingham und Swift und dann mit Sudeikis und Lawrence höchstselbst. Darin ging es auch um mögliche Gaststars für eine zweite Staffel...

Hier abschließend noch der Trailer zur Apple-TV+-Comedy Ted Lasso: