Nachdem man im ersten Teil von „Elseworlds“ auf sehr kurzweilige Weise die besondere Prämisse des diesjährigen „Arrowverse“-Crossovers etabliert hat und in Teil 2 der eigentlichen Bedrohung durch den wahnsinnigen Dr. John Deegan (Jeremy Davies), der mithilfe eines magischen Buches das Schicksal der Welt neu bestimmen will, ein Gesicht gegeben hat, obliegt es nun dem dritten Teil, eine Lösung für dieses Problem zu finden und den Status quo in dem Superheldenuniversum von The CW wiederherzustellen. Und, wie erwartet, passiert genau das. Jedoch möchte man zeitgleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen - und so stellt die finale Folge von „Elseworlds“ nicht nur den soliden Abschluss dieser Eventprogrammierung dar, sie fungiert auch als Teaser für das nächste Großereignis im geteilten „Arrowverse“, das im Herbst 2019 auf die Zuschauer wartet: „Crisis on Infinite Earths“.
Damit bürden sich die Verantwortlichen eine ganze Menge auf und Kenner der Materie (mehr Informationen zu „Crisis on Infinite Earths" findet Ihr hier) dürften wahrscheinlich bereits jetzt schon mit den Ohren schlackern. Doch der Fokus soll an dieser Stelle „Elseworlds“ gelten - oder? Denn während der Sichtung des Schlussakts entsteht zwischenzeitlich immer wieder der Eindruck, dass die Macher gedanklich schon einen Schritt weiter sind und ihr aktuelles Crossoverevent ein wenig zu sehr als Bühne für das eigentliche Highlight im nächsten Jahr dient. Aber auch das kommt nicht unerwartet. Im gestrigen Pausengespräch mit Kollege Adam Arndt haben wir uns bereits die Frage gestellt, wie man denn in nur einer Folge all das auflösen und aufklären will, was man in den ersten zwei Folgen von „Elseworlds“ rangekarrt hat. Wirklich in einer einzigen Episode, die noch offen ist? Niemals, oder? Immerhin würde man sich so doch nur selbst ein Bein stellen...
Rewriting destiny
Also hat man eine andere Möglichkeit gefunden, einen Haken hinter das Kapitel „Elseworlds“ zu setzen und gleichzeitig vorbereitend auf die Zukunft alle wichtigen Spielsteine in Position zu bringen. Der vermeintliche Antagonist Mar Movu aka The Monitor (LaMonica Garrett), der die Stärke unserer Superfreunde letztlich nur auf die Probe gestellt hat, um zu sehen, ob sie der bevorstehenden Gefahr für das gesamte Multiversum gewachsen sind, hat vollmundig angekündigt, dass die wahre Herausforderung noch kommen wird.
Nun kann man es so sehen, dass die schlauen Köpfe hinter dem „Arrowverse“ durchaus clever alles so arrangiert haben, dass man sich 2019 perfekt ins gemachte Nest setzen kann. Auf der anderen Seite macht sich bei mir jedoch mit dem Ende von „Elseworlds“ auch etwas Unzufriedenheit bereit. Selbst wenn die aktuelle Erzählung einen ordentlichen Abschluss erhält, ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass man mich als Zuschauer weitaus mehr hätte involvieren können, wenn man doch nur weniger an die Zukunft und mehr an die Gegenwart des „Arrowverse“ gedacht hätte...
Wahrscheinlich schlagen bei nicht wenigen Zuschauern mal wieder zwei Herzen in ihrer Brust: Ja, dieses Crossover-Event geht in seinem Finale noch einmal richtig in die Vollen und schmeißt mit coolen Anspielungen an das DC-Universum nur so um sich. Superman kämpft gegen Superman, zentrale Mitglieder der Justice League vereinen ihre Kräfte, um ihrem vermeintlichen Schicksal entgegenzuwirken, Lois Lane (Elizabeth Tulloch) hat Thors Hammer Mjölnir aus dem Marvel-Universum geklaut und haut richtig auf den Putz - na ja... fast. Aber irgendwie fehlt etwas. Die Szenen fühlen sich bisweilen sehr gehetzt an, man darf keine Zeit verlieren (auch wenn diese ironischerweise für einen Moment stillsteht) und überhaupt wirkt es so, als wäre alles ein wenig unfertig, ja, wenn nicht sogar lieblos zu Ende gebracht.
Me, myself and I
Der dritte Teil von „Elseworlds“ hat die schwierigste Aufgabe überhaupt: eine zufriedenstellende Schleife um ein Paket zu machen, das von der ersten Minute an immer größer geworden ist. Aus diesem Grund sind die Verantwortlichen dazu gezwungen, Abstriche zu machen und Kompromisse einzugehen. Dramatische Entwicklungen werden vereinfacht, Logiklöcher nehmen zu, Konflikte ratzfatz etabliert und wieder aufgelöst. Alles, was notwendig ist, um die Maschine am Laufen und das Erzähltempo hochzuhalten. Dem Unterhaltungswert tut all dies keinen Abbruch, im Gegenteil, „Elseworlds“ bleibt ein äußerst spaßiges Special, das den verschiedenen Darstellern und Darstellerinnen die Möglichkeit gibt, mal eine andere Facette ihrer Rolle auszuprobieren (vor allem Tyler Hoechlin und Carlos Valdes haben große Freude an den alternativen Versionen von Superman respektive Cisco Ramon).
Leider fehlt mir letzten Endes aber der Biss oder ein wirklich packendes Momentum, um mich vollends zu überzeugen. Die vom manischen John Deegan (Jeremy Davies) geschaffene, alternative Earth-1 ist nicht uninteressant, macht sie aus dem Mann aus Stahl doch einen totalitären Kontrollfreak, der mit harter Hand über die Welt und ihre Menschen herrscht. Deegan hat die Erde nach seiner Vorstellung geformt und sich selbst zum Superheld gemacht. An seiner Seite: Handlanger wie Diggle (David Ramsey), Killer Frost (Danielle Panabaker) oder auch Alex Danvers (Chyler Leigh), die die persönliche Gefängniswärterin der eingesperrten Kara (Melissa Benoist) ist, während Oliver (Stephen Amell) und Barry (Grant Gustin) zwar wieder sie selbst sind, aber über keine Superkräfte mehr verfügen.
Um das Schicksal der Welt und ihrer Menschen erneut umzuschreiben, müssen sie Deegan das „Book of Destiny“ entreißen. Hilfe bekommen sie dabei wiederum von Superman von Earth-38, der sich nicht zweimal bitten lässt, am anderen Ende des Multiversums für Ordnung zu sorgen. In der Folge geht es auf Schlag auf Schlag: Barry und Oliver suchen nach ihrem ersten Aufeinandertreffen (bei dem sie sich äußerst simpel aus der Affäre ziehen können) mit Deegan als dunklem Superman zunächst die Hilfe von Cisco auf, der sich als schwerreicher Gangster verdingt und dabei auf Lakai Jimmy Olsen (Mehcad Brooks) setzen kann. An der Bar sehen wir übrigens den tollpatschigen Gary (Adam Tsekhman) aus Legends of Tomorrow, wodurch zumindest eine kleine Brücke zu der ungewöhnlichen Heldengruppe geschlagen wird.
No safe harbor
Über Ciscos Vibefähigkeiten holt man Clark Kent ins Boot, der sich schon bald mit Deegan die Super-Rübe einschlägt. Es entsteht ein wildes Durcheinander, das durchaus visuelle Höhepunkte und spannungsreiche Momentaufnahmen (von der soliden, aber qualitativ eher überschaubaren technischen Umsetzung ganz abgesehen: Superman gegen Superman hat schon etwas) zu bieten hat. Doch wir rasen schon fast durch den Plot, der ja selbst kaum Verschnaufpausen bereithält, was in diesem Fall leider nicht immer hilfreich ist, sondern sich mehr nach Kalkül der Macher anfühlt. Getreu der Devise: Die Zuschauer haben überhaupt nicht die Gelegenheit, zu lange über gewisse Sequenzen nachzudenken...
Einzig in den Szenen zwischen Kara und der neuen Alex Danvers kehrt ein wenig Ruhe ein. Hier wird abermals das sehr gute Zusammenspiel zwischen Melissa Benoist und Chyler Leigh deutlich und die Interaktion der beiden Figuren bringt etwas Wärme und Tiefe mit sich, was für Abwechslung sorgt. Trotz der schönen Note, dass die aufrichtige, ehrliche Alex immer Alex sein wird, auch wenn irgendjemand da draußen das Schicksal manipuliert hat, muss ich jedoch auch eingestehen, dass man in diesen Moment vielleicht etwas zu sehr in die Melodramatik abdriftet. Man mag es der guten Seele von Supergirl verzeihen und weil Benoist und Leigh so ungemein sympathisch und charismatisch sind, fällt es nicht allzu sehr ins Gewicht. Doch seltsamerweise erscheint mir dieser Nebenplot in Kombination mit der Haupthandlung nicht ausbalanciert genug.
Keeping the balance
Balance ist ein gutes Stichwort, denn das ist es tatsächlich, was dem dritten Teil von „Elseworlds“ immer wieder abhanden geht. Als wäre es ein smarter Metakommentar zur momentanen Situation im Arrowverse befinden sich die verschiedenen Elemente dieser Welt in einem Ungleichgewicht, was phasenweise auch auf die verschiedenen Elemente der Erzählung zutrifft. Das Resultat: Trotz viel Action und einer sehr hohen Schlagzahl entwickelt sich nie wirklich ein richtiger flow, was meinem Empfinden nach in Teil eins und Teil zwei dieses Crossover-Events besser gelungen war.
Dafür hat man sich für die Finalfolge ein paar starke Momente aufgehoben, die gerade bei vielen eingefleischten Fans Wirkung erzielen dürften - und für genau diese werden solche Crossover eben auch konzipiert. Wie bereits erwähnt, macht das Duell der zwei Supermans gut Laune und auch der erneute Anblick von Superman, Supergirl, The Flash und Green Arrow, die Seite an Seite in den Ring steigen, weckt ein episches Gefühl. Die diversen Anspielungen an die unterschiedlichen Comicvorlagen erinnern derweil an andere Umsetzungen aus dem DC-Kosmos, sei es Richard Donners Superman aus dem Jahr 1978 (Barry und Kara drehen die Zeit zwar nicht zurück, verfolgen aber eine ähnliche Strategie wie Christopher Reeves Superman, um die Zeit anzuhalten) oder aber auch noch neuere, wenngleich sehr diskutable Filmableger der Comicschmiede, siehe Zack Snyders „Man of Steel“ oder auch „Batman v Superman: Dawn of Justice“. Ja, selbst Lois Lane wird von Superman aufgefangen, was natürlich nicht fehlen darf.
Von solchen Dingen kann man sich definitiv unterhalten lassen, doch reicht es auch aus? Am Ende sucht Oliver das Gespräch mit Mar Movu, der wahrlich nicht viel davon hat, wenn er zulässt, dass unsere Heldentruppe jetzt ausgemerzt wird, braucht er sie doch in naher Zukunft als Verteidiger des Multiversums. Einen verdächtigen Blickwechsel (und sehr wahrscheinlich auch einen dubiosen Deal, den Oliver mit Mar Movu eingegangen ist) später und Oliver hat den Kryptonitpfeil gegen ein blaues Geschoss eingetauscht, mit dem das „Book of Destiny“ zerstört werden kann. Deegan wird schrecklich entstellt, Oliver spricht Kara und Barry noch einmal sein absolutes Vertrauen aus, weil sie mit ihrer optimistischen Art ganz hervorragende Superhelden sind, Clark Kent geht in Elternzeit und der Tag ist gerettet.
Crisis incoming
Die letzten Minuten von „Elseworlds“ halten definitiv ein paar sehr wohlige, herzliche zwischenmenschliche Momente für uns bereit, doch erneut sausen diese an uns vorbei, als wäre The Flash höchstpersönlich ihr Lieferant. Man hat dieses verrückte, alles auf den Kopf stellende Abenteuer bewältigt, etwas über sich selbst und seine engsten Vertrauten und Verbündeten gelernt, jetzt geht es erst einmal da weiter, wo man vor dem Crossover-Event aufgehört hat. Möglicherweise habe ich ein wenig zu viel von dem letzten Kapitel erwartet... Am Ende muss ich jedoch ganz ehrlich zugeben, dass ich mir einfach mehr gewünscht hätte. Mehr Zeit in Form einer vierten Folge, um gewisse Details auszuarbeiten, um Charaktere auszuschmücken (Jeremy Davies bekommt schlussendlich doch erschreckend wenig zu tun) und um einen effektiveren Handlungsbogen zu konzipieren.
So ist vieles am Ende doch etwas zu konstruiert und letztlich eher Mittel zum Zweck, der da „Crisis on Infinite Earths“ heißt und die Welten von Arrow, The Flash, Supergirl und weiteren Heldenfiguren noch viel extremer durchwirbeln wird, als es in „Elseworlds“ der Fall gewesen ist. Dann wird wohl Roger Hayden aka Psycho-Pirate (Bob Frazer), den wir hier noch einmal in Arkham Asylum mit goldener Metallmaske sehen, eine zentrale Rolle spielen, ebenso wie Kate Kane (Ruby Rose), die bis dahin ihre eigene „Batwoman“-Serie haben könnte. Viel Zukunftsmusik, die zum Ende von „Elseworlds“ vielleicht etwas zu laut vorgetragen wird, während die Gegenwart mit fortschreitender Laufzeit der Episode immer mehr die zweite Geige spielen muss.
Wie haben Euch „Elseworlds" generell und das Finale des Crossover-Events im Speziellen gefallen?