Was passiert?
Die Crew muss sich mit dem Ergebnis von Kellys Eingriff in die Zeitlinie befassen und retten, was noch zu retten ist ...
Dies & das
- Je nachdem wie Fox letztlich entscheidet, handelt es sich hierbei um das Staffel- oder Serienfinale.
Spruch
„Mom, I did the tractor beam.“ (Ty)
Die Zukunft ...
Ed und Gordon verlaufen sich im verschneiten Wald? Mitnichten. Die beiden wollen eine Mikrowelle klauen! Zumindest könnte man das eine Weile lang denken. Es handelt sich aber natürlich nicht um ein derart profanes Gerät, sondern um einen Nahrungsreplikator. Die Sache ist also schnell ganz klar: hier stimmt etwas nicht!
Mit ihrem Millenium-Falken (sorry, Shuttle) fliehen sie kurz darauf vor dem Imperium (äh den Kaylons) und müssen dazu waghalsige Flugmanöver in einem Eisplaneten durchführen. Bereits an dieser Stelle wird klar, dass wir es hier mit einem reinen Spaßvehikel der Serie zu tun haben. Es steht zwar viel auf dem Spiel und die Spannung kommt nicht zu kurz, das Drehbuch ist sich aber den Vorbildern mehr als bewusst und haut eine Referenz nach der anderen raus.
Doch wissen wir ja bereits, dass diese veränderte Zukunft der Kern des Problems sind. Also tauchen auch schnell Kelly, John, Claire und Talla auf, die Ed und Gordon eine hanebüchene Geschichte erzählen: weil Kelly Ed nicht geheiratet hat und er somit nicht das Kommando auf der Orville bekam, wurde inzwischen die Hälfte der bekannten Galaxie von den Kaylon eingenommen. Nein, ich würde das auch nicht glauben. Trotzdem steht der Plan: irgendwie in die Vergangenheit reisen und die Gedächtnislöschung bei Kelly noch einmal richtig durchführen. Was muss das muss.
Auch Ed zögert nicht lange. Was soll man auch machen, wenn eine wunderschöne Frau sieben Jahre nach dem ersten Date auftaucht und sowas erzählt? Schlimmer kann es ja ohnehin kaum werden. Die Rebellenbasis (man beachte die Tür und Yaphit) hält dann nicht nur ein wichtiges Puzzleteil für die Mission bereit, sondern auch eine faustdicke Überraschung. Alara Kitan führt das Kommando, tough und cool wie immer. Schön, die sympathische Mimin noch einmal zu sehen. Eine gelungene Überraschung ist ihr Mitwirken noch dazu!
... Das unentdeckte Land
Doch geht es direkt weiter im Text, genauer zurück zur Erde. Diese sieht wie auch der Mond wahrlich nicht gut aus, hat aber immerhin auch noch etwas zu bieten. Die Orville liegt im Mariannengraben und hält die Technik bereit, Dr. Finn in die Vergangenheit zu schicken.
Einen Tauchgang später steht die Gruppe von Helden bereits auf der Brücke - für einige ist es das erste Mal. Doch gibt es noch jemanden, der sich dem Team anschließt. Bortus hat nach der Evakuierung neun Monate lang alleine auf dem Grund des Ozeans verbracht. Warum er nie versucht hat, selbst mit dem Schiff zu starten, wird jedoch nicht ganz klar. Das geht nämlich eigentlich ziemlich einfach und führt zum letzten Punkt der fröhlichen Hatz. LaMarr zapft das Kaylon-Kollektiv an, holt Isaacs Bewusstsein an Bord, erhält die letzten Informationen und schmeißt die Höllenmaschine von Fluxkompensator an. Während Ed und Kelly sich schwören zu meiraten, fliegt ihnen leider das Schiff um die Ohren. Jetzt sollte der Plan also lieber funktionieren ...
Back and back and back to the past
Wir sind wieder sieben Jahre in der Vergangenheit in Kellys Appartement. Diese erwacht nach der durchzechten Nacht mit Ed, verschwindet (auf die Orville in die Zukunft), landet wieder auf dem Fußboden (mit fehlgeschlagener Gedächtnislöschung) und schaut aus dem Fenster. So weit, so bekannt. Doch taucht als nächstes Waldschrat Finn auf, setzt ihr die nötigen Injektionen und verschwindet spurlos. Kelly erwacht erneut. Ed ruft an. Und der Rest ist Geschichte ...
Die letzte Unterhaltung scheint gar sinnbildlich für die aktuell unklare Situation der Serie zu stehen. Ed sagt zu Kelly: „I was wondering if I might take you out again?". Prinzipiell fragt er damit aber auch uns, ob wir bereit für weitere Abenteuer wären. Und Kelly antwortet stellvertretend: „I´d love it.". Ich habe nichts hinzuzufügen!
Beobachtungen
Dies ist der zweite Teil der zweiten Doppelfolge der Staffel und ebenfalls das Staffelfinale. Hoffen wir, dass es nicht auch das Serienfinale wird.
Halston Sage erhält einen weiteren Auftritt als Alara Kitan. Ein schönes Geschenk für die Fans. Ob die Szenen wohl bereits vor ihrem Ausstieg gedreht wurden? Eher unwahrscheinlich, wenn auch theoretisch möglich. Ansonsten würde ihr Vorbeischauen aber durchaus Hoffnung auf eine spätere Rückkehr machen.
Yaphit und die Finn-Jungs erhalten ebenfalls Auftritte. Nicht mit dabei sind allerdings Klyden, Topa, Dann und die ganzen Admirals. Schlimmer noch: in dieser Zeitlinie sollte die Familie von Bortus auf der Heimatwelt auf ihn warten. Diese wurde aber zerstört.
Ed hat in dieser Realität nie das Kommando über ein Schiff bekommen. Alara wurde auch hier Sicherheitschefin auf der Orville, lernte dabei aber nur Bortus, Isaac und LaMarr kennen. Gordon und Dr. Finn wurden wie Mercer nicht Teil der Crew. In Sachen Finn gibt es zu dem Thema sogar einen schönen Rückbezug zum Pilotfilm.
Leute, Leute: Wer hat sich bloß den Waldschrat-Look für Dr. Finn ausgedacht?
Das „Brain Web" der Kaylon erinnert (erneut) stark an die Borg und ihr kollektives Bewusstsein.
Die Crew versteckt sich im Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs und hat keine Probleme, das zu überleben? Öhm. Lieber nicht drüber nachdenken. Die Szene sah immerhin cool aus.
Technisch betrachtet
Visuell gefällt die Episode erneut besonders. Ob nun der Eisplanet, auf dem man vom Kaylon-Schiff gejagt wird, die Rebellenbasis, die zerstörte Erde samt bedauernswertem Mond oder die Unterwasser-Action: hier wurde erneut geklotzt!
Auch das Scavanger-Schiff kann begeistern, erinnert aber definitiv an „Star Wars“ und „Alien“. Auch in Sachen Score zitiert die Serie hier diese beiden Vorbilder mehr als deutlich. Das stört jedoch nicht: die musikalische Untermalung ist ein weiteres Mal ganz wunderbar!
Das Drehbuch liefert zum dritten Mal David A. Goodman, der mit Krill und Deflectors bisher durchweg gute Arbeit vorzuweisen hat.
Regie führt erneut Gary Rake, der somit die Geschichte aus der Vorwoche zu einem Ende bringt und als Neuling direkt einen Zweiteiler verantworten darf, der verschiedene Elemente beinhaltet. Ihm gelingt die Sache auch hier sehr gut.
In der zweiten Staffel hielt sich Mastermind MacFarlane hinter der Kamera etwas zurück. Während er im ersten Jahr acht von zwölf Drehbücher schrieb, waren es diesmal nur sechs von vierzehn. Dafür führte er aber dreimal Regie. Jonathan Frakes und Robert Duncan McNeill kehrten in dieser Funktion ebenfalls für je eine Episode zurück. Brannon Braga hingegen war auch eher spärlich vertreten. Im ersten Jahr führte er viermal Regie und lieferte ein Drehbuch mit André Bormanis, diesmal nur zwei Drehbücher - erneut gemeinsam mit Kumpel Bormanis.
Schauspielerisch erfreut uns Seth MacFarlane mit einer etwas anderen Darstellung von Ed Mercer, die an Garrett Wang und seinen feinsten Moment als Harry Kim in Timeless erinnert.
Der Trek-Faktor
Das Staffelfinale ist ein wilder Mix aus mindestens zwei grandiosen Episoden der Trek-Geschichte. In Yesterday's Enterprise steht die Crew vor einer veränderten Zukunft, die nur einer (Guinan/Kelly) bemerkt und in der auch Figuren auftauchen, die eigentlich ausgeschieden sind (Tasha/Alara). Sie erinnert aber auch an Timeless, wo ein älterer und verbitterter Harry Kim die Zukunft korrigieren will, weil ihm das Ergebnis nicht gefällt und dafür ein kleines Team zusammenstellt. Schon der Anfang auf dem verschneiten Planeten erinnert an diese Episode.
Die Handlung nimmt dazu aber auch eindeutige Anleihen bei „Star Wars V“ und „Star Wars VI“.
Eine Anmerkung noch: Sollte „The Orville“ noch abgesetzt werden, ergibt sich eine dritte Parallele. Wie bei Star Trek: Enterprise würde dann die Reise dieser Crew nicht in der korrekten Zeitlinie beziehungsweise der Realität enden. Das Finale wäre komplett nicht „real". Ein „special valentine" á la Berman und Braga wie bei These are the Voyages also? Hoffen wir es mal nicht.
Gib dem Kind einen Namen
„Road Not Taken": Der Episodentitel ist zweigeteilt zu sehen. Entweder aus Sicht der Gang, die versuchen muss, die „richtige" Zeitlinie wiederherzustellen, weil Kelly vor sieben Jahre den „richtigen" Weg nicht beschritten hat. Oder eben aus Sicht der Serie, die nun „normal" weitergehen kann, weil Kelly eben im zweiten Anlauf ihre eigentlich gewünschte Entscheidung nicht getroffen hat.
Fazit
Die Fortsetzung der Geschichte streckt sich nach riesengroßen Trek-Vorbildern und kann damit eigentlich nur verlieren. Dennoch gelingt eine unterhaltsame und rasante Jagd quer durch die Galaxie mit witzigen Momenten und einem spielfreudigen Ensemble, das uns im zweiten Jahr noch mehr ans Herz gewachsen ist. Keine Über-Episode, sondern wie auch schon zum Abschluss des ersten Jahres was hübsches Kleines.
Doch so quer durch den Trek-Gemüsegarten das Ganze auch zusammengeklaut sein mag: es funktioniert! Die Serie spielt ihre eigenen Stärken in der bekannten Geschichte aus und schafft es, uns mit auf die Reise in eine bessere Gegenwart zu nehmen; hoffentlich auch mit einer Fortsetzung des Abenteuers in der dritten Staffel.
Die zweite Staffel ist damit beendet. Sollte die Serie fortgesetzt werden, sehen wir uns in rund einem Jahr bestimmt wieder zu neuen Abenteuern mit der Crew der Orville. Danke fürs Lesen!The Orville / Episode 2x14 Road Not Taken
Sternerating: 4.0 von 5