Es kommt zu einem Brand an Bord der Orville, bei dem tragischerweise ein Crewmitglied ums Leben kommt. Alara (Halston Sage) stellt sich in der Folge die Frage, ob sie die richtige Besetzung für den Posten des Sicherheitsoffizieres ist.
Ihre Selbstzweifel treiben sie fast in den Wahnsinn und Alara setzt sich mehr und mehr unter Druck, was die Situation nur noch verschlimmert. Gleichzeitig ereignen sich seltsame sowie mitunter schreckliche Dinge an Bord des Schiffes, deren Ursprung unklar ist.
Was passiert?
Gerade hat die Crew einen Sturm mit letzter Kraft überstanden und sogar ein Crewmitglied dabei verloren, da brechen Selbstzweifel und Schuldgefühle über Sicherheitschefin Alara Kitan herein, weil sie aus Angst im entscheidenden Moment gezögert hatte. Doch kurz darauf nehmen andere Probleme an Bord wieder zu und ein Clown ist noch das geringste davon...
Dies & das
Brannon Braga führt bereits zum dritten Mal Regie und scheint sich damit langsam einen neuen Karrierezweig zu ergründen. Robert Picardo, den die meisten als Holodoc von der Voyager kennen, gibt einen kleinen Gastauftritt als Alaras Vater und sieht dabei aus wie ein Bruder von Yoda - nur mit schlechterem Klamottengeschmack.
Spruch
„People seem to think that being brave means not being afraid. The way I see it, if you are not afraid, there is nothing to be brave about.“(Mercer in einem Picard-Moment)
Das hättest du bei „Star Trek“ sicher nicht gehört
„The humans! The hillbillies of the galaxy!“ (Ildis Kitan)
Das hättest du bei „Star Trek“ sicher nicht gesehen
Worf mit Perücke. Oder habe ich das nur verdrängt? Bortus steht sie aber durchaus.
Erase and Rewind
Fangen wir heute doch einfach mal am Ende an: Durch den Twist, dass Alara nach ihrer schockierenden Erfahrung mit dem Feuer, die zum Tod von Crewman Pain führte, eine Art Selbsttestprogramm im (Holodeck-)Simulator laufen ließ, um sich ihren Ängsten zu stellen, sind 75 Prozent der Episode für den Rest der Crew leider gar nicht passiert, was bei Reset-Button-Phobikern wie diesem Rezensenten nie eine besonders gute Sache ist. Besonders schade ist so eine Wahl immer dann, wenn Figurenentwicklungen und emotionale Szenen damit verbunden waren. Traurigstes Negativbeispiel ist hier Year of Hell. Da das Drehbuch darauf jedoch in diesem speziellen Fall einfach mal komplett verzichtet hat, gibt es keine Verluste an dieser Front zu beklagen. Also: durchatmen.
Das Programm an sich läuft wie eine typische Chaos-an-Bord-Geschichte ab. Es gibt einen fiesen, wild gewordenen Clown, kleine und grotesk riesige Spinnen, eine verschwundene Kabine, ein verlassenes Schiff, eine durchgeknallte Horrorärztin und einen Zombie-Isaac mit rot glühenden Augen. All das wäre an sich keine große Sache, da es sich jedoch immerhin um gesammelte Phobien der Crewmitglieder handelt (Mercer hat Arachnophobie, Kelly Angst vor Einsamkeit, LaMarr vor Clowns, Malloy vor Ärzten und Bortus offenbar vor dem überlegenen Isaac), wird ein ganz kleiner - wenn auch kaum bedeutender - Schuh draus.
Alara hatte Isaac aufgrund ihrer Zweifel gebeten, verschiedene Phobien mit ihren eigenen Ängsten (Feuer) sowie einer unkontrollierbaren Krise zu mischen und daraus ein Programm zu machen, das sie zum Äußersten treiben würde. Das alles erfahren wir jedoch erst in den letzten fünf Minuten - vorher kommt trotzdem keine Sekunde Spannung auf, da sich alles schlussendlich als Fake und Reset erweisen muss. Die Frage ist eher, wie.
Auch die Tatsache, dass Alara Dr. Finn reinlegte (und zur Löschung ihres eigenen Kurzzeitgedächtnisses bewegte) oder heimlich eine als Direktive 38 bekannte Regel anwendete, die der kompletten restlichen Crew das Eingreifen ins Programm verbot, sind an sich zwar nette Ideen, verpuffen aber mangels Konsequenzen und Zeit. Captain Mercer ist not amused, aber Schwamm drüber. So bleiben am Ende vom Großteil der Episode nur gehetzte Szenen und einige wirklich gelungene Gags.
It's in the details
Dennoch gibt es zwei Punkte, die der Episode sehr zugute kommen. Alara Kitan gehört definitiv zu den Charakteren, die einem bereits am meisten ans Herz gewachsen sind. Die junge Frau ist authentisch, charmant, wohlüberlegt geschrieben und wunderbar gespielt. Ihr eine weitere Personality-Show zu gönnen, ist absolut verdient. Dass diese generisch geriet, ist nicht ihre Schuld.
Der zweite Punkt betrifft Captain Mercer. Dieser konnte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach durch Scharfsinnigkeit und emotionale Intelligenz punkten (nein, es gibt keine Ironie in diesem Satz). Hier nun erhält er im Umgang mit Alara fast Picard-Züge verpasst, die Seth MacFarlane auch gut zu nutzen weiß. Der Mime ist zwar weiterhin nicht der stärkste Schauspieler am Set, seine Figur macht aber immer mehr Freude.
Beobachtungen
„Schwester“ Park, den man vergangene Episode eingeführt hatte, stirbt den zu erwartenden Red-Shirt-Tod (auch wenn er blau trägt). Zum Glück war es nur eine Simulation, lieber Herr Braga. Die Trauerrede von Chefingenieur Newton über Pains Ableben ist - trotz oder gerade wegen des albernen Pain-Witzes - äußerst gelungen. Hier zeigt sich eine Balance aus Ernsthaftigkeit und Humor, die die Serie zunehmend besser in den Griff bekommt. Wie einst auf der Enterprise-D bricht man auch hier einfach in laufende Holo-Programme ein. Privatsphäre scheint also in der Union genauso wenig zu bedeuten wie in der Sternenflotte.
Technisch betrachtet
Egal, ob die Spinnen, der Clown, das Nichts hinter Kellys Tür oder der Sturm an sich: Die Effekte und Masken passen wie so oft richtig gut, sind aber natürlich eine ganze Kelle zu retro für aktuelle Standards. Der Score ist wunderbar verspielt und nimmt Anleihen bei Filmen wie „Alien“, doch meistens schwingt ganz viel Jerry Goldsmith mit. Toll! Die Autorin Cherry Chevapravatdumrong bringt neben ihrem nicht ganz einfachen Namen einen hübschen Twist mit ins Boot, schreibt aber ansonsten aus so ziemlich allen geeigneten Episoden wie Remember Me, Vanishing Point, Frame of Mind, One, Doctor's Orders oder auch Disaster ab. Keine große Kreativleistung. Dass der Humor durchgehend stimmt, ist dann fast schon das größte Plus - neben dem erwähnten Twist.
In Sachen Regie war erneut Brannon Braga gefragt und legt wiederum eine überzeugende Arbeit vor, die sich in der Bildsprache jedoch stark bei vielen „Trek“-Episoden bedient. Schauspielerisch begeistert nicht zum ersten Mal Halston Sage als Alara Kitan. Der Gastauftritt von Holodoc Robert Picardo ist zwar nicht wirklich bedeutend, gefällt aber durch die typische Kauzigkeit des Darstellers.
Gib dem Kind einen Namen
Firestorm: Angesichts der flachen Handlung ein leider auch nur plumper Titel, der auf Alaras Konflikt und das Weltraumphänomen anspielt.
Fazit
Das Geschehen überrascht zu keiner Sekunde und führt auch niemanden hinters Licht. Zu altbekannt und vollbärtig zitiert man aus dem bunten Genrekosmos. Dafür ist die Episode jedoch durchweg überzeugend umgesetzt, spannend anzusehen, besitzt einen tollen Score, einen netten Twist und zeichnet ein sensibles Porträt einer der spannendsten Figuren der Serie. Klingt nach einem eindeutigen Mittelding. Manchmal reicht das ja auch.