Rogue One: A Star Wars Story - Filmkritik
Der Verkauf von LucasFilms an Walt Disney hat das milliardenschwere Franchise im Filmbereich wieder zum Leben erweckt und die Macher rund um Studiochefin Kathleen Kennedy dazu inspiriert, neben der Saga auch sogenannte Anthologie-Filme in die Kinos zu bringen, die sich jährlich mit den Episoden abwechseln.
Der erste Versuch heißt nun „Rogue One - A Star Wars Story“ und zeigt einen Moment in der Geschichte, von dem man in der Ursprungstrilogie zwar gehört, ihn aber noch nie gesehen hat. Die folgende Filmkritik möchte sich dem Werk von Regisseur Gareth Edwards („Godzilla“) dabei so spoilerfrei wie möglich widmen.
A different hope
Im Kern des Films geht es um Jyn Erso (Felicity Jones), eine junge Frau, die eine schwierige Jugend hatte, denn Ihr Vater Galen Erso (Mads Mikkelsen) ist ein Konstrukteur des Planetenzerstörers namens Todesstern. Eigentlich hatte er sich von der Arbeit für das Imperium zurückgezogen, doch die Schergen der dunklen Seite der Macht geben einen solch talentierten Mann nicht ohne Weiteres auf.
Jyn kommt gerade so mit dem Leben davon und schließt sich der Rebellion an, die im Unterschied zu anderen filmischen Star-Wars-Teilen hier nicht als Vereinigung von Helden in strahlender Rüstung, sondern durchaus mit vielen Grautönen gezeigt wird. „Rogue One“ ist nämlich im Kern ein Kriegsfilm und im Krieg werden nun einmal Opfer auf beiden Seiten gebracht. Der Auftrag der Rebellenführer für Jyn lautet, mehr zur angeblichen Schwachstelle des Todessterns in Erfahrung zu bringen, denn es gibt eine unerwartete Informationsquelle, um den Rebellen einen möglichen Vorteil zu verschaffen.
Die Rebellen wissen, dass sie hoffnungslos in der Unterzahl sind, doch das hat sie selten davon abgehalten, es dennoch zu versuchen. Schnell lernt Jyn Captain Cassian Andor (Diego Luna) sowie den Droiden K-2SO (Alan Tudyk) kennen. Letzterer ist ein umprogrammierter Droide des Imperiums und einer der Scenestealer des neuen Films. Sein trockener Humor und sein beißender Sarkasmus präsentieren dabei einen Droiden, denn wir in den Kinoabenteuern in dieser Ausprägung bisher noch nie gesehen haben.
Außerdem schließen sich noch Chirrut Îmwe (Donnie Yen) und Baze Malbus (Wen Jiang) der gefährlichen Mission rund um die potentielle Sabotage des Todessterns an.
Bestes Prequel der Reihe
Für mich stellt sich die Frage kaum, aber „Rogue One“ schafft es mühelos, das beste Prequel der Sternensaga zu sein. Der Film beeindruckt durch seine fantastischen Bilder und präsentiert neue Kombinationen von bekannten Motiven. Vertraute und neue Planeten werden besucht, alte und neue Bekannte geben sich die Ehre und das alles sieht fantastisch aus.
Durch die Wunder moderner Technik wird eine Figur wieder zum Leben erweckt, deren Schauspieler bereits verstorben ist und im „Krieg der Sterne“ eine essentielle Rolle spielt. Schaut man genau hin, sieht man, dass man es mit einer komplett am Computer generierten Annäherung an einen Menschen zu tun hat, doch ähnlich wie etwa der junge Robert Downey Jr. in „The First Avenger: Civil War“ kann man die Fortschritte dieser Technik nicht von der Hand weisen.
Es ist auf positive und Gänsehaut verursachende Weise fast schon etwas unheimlich, was in diesem Fall, den ich keineswegs direkt spoilern möchte, abgeliefert wird. Aber auch in anderen Fällen liefern einige Cameos Fan-Service, der zu keinem Zeitpunkt störend ist. Um wen es sich konkret handelt, sollte jeder für sich entdecken, denn manche schöne Überraschung haben die Trailer noch nicht verraten.
Viele erste Male
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Weil es sich um einen Anthologie-Film handelt, gibt es einige Traditionen, mit denen gebrochen wird. Ich hoffe, es ist für niemanden ein allzu großer Spoiler, wenn hier verraten wird, dass es keinen Opening-Crawl gibt, der ist nämlich den Saga-Teilen vorbehalten. Außerdem darf diesmal nicht John Williams den Score beisteuern, sondern der ebenfalls großartige, wenn auch noch nicht ganz so legendäre Michael Giacchino (Lost, „Star Trek Beyond“, „Oben“). Er versteht es, die emotionalen Noten in seiner musikalischen Komposition zu treffen, nutzt Williams Vorarbeit als Grundlage und drückt einigen neuen Motiven seinen eigenen Stempel auf.
Wie schon eingangs erwähnt, spielt zudem kein Skywalker eine zentrale Rolle, was durchaus erfrischend sein kann. Denn nach sieben Filmen fragt man sich schon, ob die Galaxis wirklich so klein ist, dass immer nur diese Familie der Schlüssel zur Rettung ist.
Auch die sonst manchmal erdrückend allgegenwärtige Macht findet nur am Rande Erwähnung, denn offiziell gibt es in der Periode zwischen „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ und „Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung“ bekanntlich keine Jedi mehr. Dafür aber Gläubige, die der Überzeugung sind, dass man mithilfe der Macht dem Imperium ein Schnippchen schlagen kann.
Die dunkle Seite der Macht
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Ben Mendelsohn ist als Schurke Orson Krennic eine ideale Besetzung, der in die Ära des Films passt. Er ist bedrohlich, lässt sich aber von bestimmten Ranghöheren etwas vorschreiben. Seine größte Waffe ist das Wort, das er spitzzüngig wie eine Schwert führt - und die schier unendlichen Ressourcen des Imperiums, das um jeden Preis die Rebellion niederschlagen will.
Obwohl Darth Vaders Auftritte nur sehr limitiert stattfinden, wissen die Filmemacher seinen legendären Charakter so effektiv wie möglich einzusetzen. Das Motto lautet: „weniger ist mehr“. Es gibt eine besonders intensive Szene zum Ende des Films, die einen der besten Darth-Vader-Momente überhaupt darstellt. Er erscheint mächtig, imposant und bedrohlich - fast wie eine Naturgewalt der Macht - und keinesweg weinerlich oder schmächtig wie in den Prequels. Diese eine besagte Szene sorgt dafür, dass die Figur in meinen Augen vollends rehabilitiert wird. Ein wahrhaftig machtvoller Magic-Movie-Moment, der für starke Gänsehaut sorgt.
Krieg in den Sternen
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In der zweiten Hälfte ist der Film besonders actionlastig und spielt sich stellenweise in den verschiedensten Schiffen ab, während andere verzweifelt versuchen, ihre Mission zu erfüllen. Die Filmemacher schaffen es dabei in kurzer Zeit, Sympathien bei den Zuschauern zu wecken und so kann es sein, dass man vielleicht sogar Taschentücher bereit halten muss.
Tatsächlich dürfte es einer der actionreichsten und dramatischsten Star-Wars-Filme bisher sein. Trotz allem kann man sehr einfach kritisieren, dass gewisse Elemente sich wieder einmal wiederholen: Ja, es gibt einen Todesstern. „Get over it“, möchte man sowohl Kritikern als auch den Filmemachern sagen. Nun ist es vielleicht wirklich einmal gut mit dem Ding.
Bemerkenswert wird auch wieder einmal die Disney-Stealthtaktik vollzogen, mehr weibliche Figuren in das Zentrum ihrer Filme zu rücken, dem ich nur applaudieren kann, genauso wie dem wunderbar bunt zusammengewürfelten Cast des Films.
Fazit
Persönlich bevorzuge ich als neues Werk aus dem Star-Wars-Kosmos aus einem rein emotionalen Standpunkt heraus „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“, wobei ein Vergleich wegen der unterschiedlichen Absichten der Filme schwer fällt. Vielleicht liegt es daran, dass neue Figuren wie Rey, Finn, Kylo, BB-8 und Captain Phasma die Zukunft sind und nicht eine erneute Flucht in die Nostalgie der urspünglichen Filme und damit der Vergangenheit.
Allerdings begrüße ich den rauen Ton dieses Anthologie-Films und bin beeindruckt von der Kompromisslosigkeit, die an einigen Stellen sehr deutlich durchkommt. Der Film kratzt schamlos am Saubermann-Image der Rebellion, ohne das Denkmal an Leia, die Rogue Squadron und Co zum Einsturz zu bringen. Trotzdem gibt es - wie in jedem noch so düsteren Krieg-der-Sterne-Film - immer auch Hoffnung und Humor, dazu Dramatik, Emotion und den Sturm und Drang zur Rebellion.
Technisch gesehen ist der neue Film eine beeindruckende Symphonie mit einigen Macken, die anfangs zwar ein wenig braucht, um in die Gänge zu kommen, dafür aber auf einer umso kraftvolleren und packende Melodie endet. „Rogue One - A Star Wars Story“ ist eine - um bei der Musikmetapher zu bleiben - unentdeckte B-Seite, von der bisher keiner wusste und die schon bald ein Geheimfavorit unter den Fans sein könnte. Vier von fünf Sternen.
Gibt es eine Post-Credit-Szene in „Rogue One“?
Zumindest eine Tradition wird beibehalten: Auch in „Rogue One“ muss man nicht unbedingt bis nach dem Abspann sitzen bleiben, denn es gibt keine zusätzliche Szene nach dem Abspann.
Lohnt sich der Film in 3D?
Hier muss ich vehement verneinen. Diesmal empfand ich den 3D-Zwang sogar störend und belastend, weil ein Großteil des Films, der bekanntlich in den Tiefen des Weltraums spielt, dadurch noch dunkler und düsterer wird. Das hat zumindest meinen Augen nicht besonders gut getan, was ich schade finde und was mir den Kinobesuch nur unnötig erschwert hat.