The Returned: 5 Gründe für die französische Mysteryserie
Für Serienjunkies aus Deutschland geht mit dem heutigen 27. Dezember eine lange Wartezeit zu Ende. Nur drei Monate nach der Premiere beim Heimatsender Canal+ ist die komplette zweite Staffel der herausragenden französischen Mysteryserie Les Revenants beim Streamingportal Watchever verfügbar. Allerdings sind bereits zwei Jahre vergangenen, seit die erste Staffel dort ihre Deutschlandpremiere gefeiert hatte.
Seitdem warten wir sehnsüchtig auf neue Geschichten aus dem rätselumwobenen Bergdorf, in das die Toten zurückkehren. Das zentrale Mysterium, das nicht unbedingt eine Hauptrolle spielt, gehört zu unseren fünf Gründen, die Serie auszuprobieren. Überdies könnt Ihr an dieser Stelle unsere allgemeinen Einschätzungen zur ersten Staffel lesen und hier unsere Review zur Auftaktepisode der zweiten.
Nun kommen wir aber zunächst zu den fünf Gründen, warum Ihr in Les Revenants aka „The Returned“ reinschauen solltet.

Das Mysterium
Im Zentrum der Dramaserie steht ein Mysterium, das im Verlauf der ersten beiden Staffeln von verschiedenen Protagonisten - und uns Zuschauern - aufgeklärt werden soll. In einem französischen Bergdorf kehren plötzlich Menschen nach Hause zurück, die in verschiedenen Zeitepochen gestorben sind.
Man könnte nun annehmen, daraus entspinne sich eine gewöhnliche Zombieserie - aber so ist es keinesfalls. Die Zurückgekehrten sehen blendend aus, sind nicht gealtert, führen offenbar keine bösen Absichten mit sich und haben großen Hunger. Wenig überraschend reagieren ihre Angehörigen, zu denen sie zurückkehren, höchst unterschiedlich - manche sind nach kurzem Schockmoment erfreut, manche entgeistert, manche verängstigt.
Die Rückkehr der Toten ist jedoch nicht das einzige Mysterium, das fortan auftritt. Nicht nur sinkt der Pegel des angrenzenden Bergsees auf unerklärliche Weise, es werden auch mehrere Tierkadaver gefunden, deren Todesdiagnose auf „Selbstmord“ lautet. Die einzige Regel bei all diesen Ungereimtheiten scheint zu sein, dass es keine festen Regeln gibt: Die Toten kehren zurück, wie sie wollen - und das ist das eigentlich Verstörende an dieser Serie.

Figuren und Darsteller
Von Beginn an macht Serienschöpfer Fabrice Gobert klar, dass er an der Aufklärung dieser Mysterien kein besonderes Interesse hat. Viel eher geht es ihm um die ungefilterte Darstellung der Emotionen, die die Rückkehr der Toten bei ihren Angehörigen auslösen. Bei der Besetzung dieser Figuren hat die Castingabteilung fantastische Arbeit geleistet.
Neben der Verpflichtung des wunderbar gruseligen Kinderdarstellers Swann Nambotin, der den zurückgekehrten Victor spielt, gelang mit der Besetzung der Zwillingsschwestern Camille (Yara Pilartz, mit der wir bereits ein Interview geführt haben) und Lena (Jenna Thiam) ein echter Coup. Die beiden sind nun unterschiedlich alt, weil Camillie nach ihrem Tod nicht mehr gealtert ist, sehen aber immer noch wie Zwillinge aus.
„The Returned“ ist eine Serie, die von ihren schauspielerischen Leistungen getragen wird. Man könnte dabei nun beinahe den gesamten Cast benennen - bis in die kleinsten Nebenrollen ist das Format hochwertig besetzt.

Die Ästhetik
Mit der Konzentration auf nackte Emotionen, mit dem tiefen Eintauchen in das Seelenleben der Charaktere generiert „The Returned“ eine einzigartige, schlafwandlerische Atmosphäre, die von der Bildsprache unterstützt wird.
Die Kamera von Patrick Blossier sowie das Produktionsdesign von Fred Lapierre liefern grandiose Bilder, die den Zuschauer vergessen lassen, dass er im Couch- und nicht im Kinosessel sitzt. Lange Einstellungen und eine klassische Bildsprache unterstützen die nur an der Oberfläche ruhige Atmosphäre, die das stets unruhige, unbehagliche Gefühl des Zuschauers verstärkt.
Alles ist immer in dicke Nebelschwaden gehüllt, die Farbpalette reicht von grau bis dunkelgrün - nur der rote Pulli des furchteinflößenden Victor sticht heraus. So generieren die Serienmacher eine unheimlich dichte Atmosphäre der ständigen Bedrohung, der omnipräsenten Unsicherheit - zum Schaudern schön.

Die Musik
Den grandios düsteren, beklemmenden Soundtrack der Serie liefert die schottische Postrock-Band Mogwai. Ohne ihre elegischen Instrumental-Songs wäre die Stimmung nur halb so düster, die Atmosphäre nur halb so schaurig, die Serie letztlich nur halb so gelungen. Sie sind das perfekte Komplement zur grandiosen visuellen Umsetzung - die Musik der Zurückgekehrten und Daheimgebliebenen, der Rahmen, der die ausufernde Geschichte manchmal einhegt und sie manchmal noch stärker ausbluten lässt.

Ein Beitrag zur europäischen Serienkultur
Dänemark hat Borgen, Italien hat Gomorrha, England hat die BBC - und Frankreich hat „The Returned“. Mit der grandiosen Mysteryserie hat sich unser europäischer Nachbar mit einem Schlag auf die Bühne der international herausragenden Serienproduktionen katapultiert. Auch nach Deutschland - wo immer noch händeringend nach einer Serie mit der Qualität von Les Revenants gesucht wird - sendet das ein wertvolles Signal.
Was ein einzelnes gelungenes Format auslösen kann, hat diese Serie bewiesen. Die Aufmerksamkeit für französische Produktionen ist seit ihrer Ausstrahlung sprunghaft angstiegen, sogar bis nach Amerika - wo die Serie beim Sundance Channel läuft - hat sich herumgesprochen, dass in Europa Hochwertiges produziert werden kann. Für die Zukunft der hiesigen Fernsehproduktion ist das von unschätzbarem Wert.