Les Revenants: Interview mit Hauptdarstellerin Yara Pilartz
Beim deutschen VOD-Anbieter Watchever läuft die hochgelobte und international erfolgreiche französische Mysteryserie Les Revenants unter dem Titel „The Returned“. Darin kehren die Toten ins Leben zurück - und das auf höchst ungewöhnliche Weise. Sie sind nämlich keine Zombies, sondern sehen kerngesund aus. Auch sonst unterscheidet sie nichts von den Personen, als die sie aus dem Leben geschieden sind - sie sind nicht mal gealtert.
Eindrücklich wird dies am Beispiel der 15-jährigen Camille deutlich. Nach ihrem Tod vor fünf Jahren kehrt sie zu ihrer Familie zurück, in der sie auf ihre Zwillingsschwester trifft, die mittlerweile 20-jährige Léna (Jenna Thiam). Das Zusammentreffen der Geschwister ist einer der schönsten Handlungsbögen der an eindrucksvollen Momenten nicht armen Serie. Gespielt wird Camille von der 18-jährigen Yara Pilartz. Zum Interview im grauen November-Berlin kommt Pilartz fröhlich, aufgeweckt und redefreudig.
Serienjunkies.de: Hallo Yara, schön, Dich kennenzulernen!Yara Pilartz: (mit französischem Akzent, quiekend) Ebenso.
Wann hast Du zum ersten Mal vom Projekt „Les Revenants“ erfahren?Auf klassischem Wege: durch meine Agentin. Sie schickt mich zu verschiedenen Castings. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Bei „The Returned“ hat es glücklicherweise geklappt.
Wie lange schauspielerst Du schon?Meine erste Rolle hatte ich 2010. Da kam ich zum ersten Mal mit der Filmindustrie in Kontakt.
Hast Du zuvor Theater gespielt? In der Schule zum Beispiel?Nicht wirklich. In der Grundschule habe ich mal Theater gespielt. Kurz nach meiner ersten Filmrolle ging ich aufs Gymnasium. Dort gab es Schauspielunterricht. Das hatte eigentlich nichts mit der Schule zu tun, der Unterricht fand nur dort statt. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Der Lehrer war sehr gut, er hatte einen interessanten Ansatz. Ich arbeite heute immer noch mit ihm zusammen.
War Deine erste Rolle in einem Kino- oder Fernsehfilm?Kino! Es war meine erste Rolle und ebenso der Debütfilm der Regisseurinnen Delphine und Muriel Coulin. Er heißt „17 Mädchen“. Darin geht es um eine wahre Geschichte, die sich in den USA ereignet hat. Die Mädchen beschließen, schwanger zu werden, weil ihr Leben so langweilig ist. Die Regisseurinnen entschieden sich, die Geschichte in ihren Heimatort in der Bretagne zu versetzen, weil es dort wohl genauso langweilig ist.
Ist der Film eine Komödie?Nein, nein. Der Film ist sehr dramatisch, sehr ernst.
Wie war das Casting bei „Les Revenants“? Gab es große Konkurrenz oder wussten die Produzenten, dass sie ein rothaariges Mädchen brauchen?Ich glaube nicht, dass sie am Anfang ein rothaariges Mädchen wollten. Im Drehbuch stand zumindest nichts Spezifisches über die Haarfarbe meines Charakters.
Weißt Du, ob sie die Rolle deiner Serienschwester Léna schon mit Jenna Thiam besetzt hatten?Nein, ich glaube, sie haben uns beinahe gleichzeitig ausgewählt. Ich kann mich erinnern, dass ich mit zwei oder drei anderen Schauspielerinnen geprobt habe, um zu sehen, ob wir zusammenpassen würden. Ich weiß eigentlich gar nicht, ob es viele Konkurrentinnen gab. Davon habe ich nichts mitbekommen.
Warst Du sofort Feuer und Flamme, als Du das Drehbuch der Serie bekommen hast?Ich bin sehr kritisch, was TV-Serien angeht. Ich habe gar keinen Fernseher, so dass ich fast keine TV-Serien kenne. Ich hatte also einige Vorbehalte. Was mich am meisten interessiert hat, war die Idee, tot zu sein, aber sich gar nicht von den Lebenden zu unterscheiden. Ansonsten dachte ich vom Drehbuch, dass es gut geschrieben war, aber nicht wirklich außergewöhnlich gut. (Grinst breit) Ich wollte mir selbst nicht erlauben, es zu sehr zu mögen und wollte keine zu großen Hoffnungen entwickeln. Da bin ich immer sehr vorsichtig.
Hast Du die komplette Serie schon gesehen?Fast. Ich habe alles außer die fünfte Episode gesehen. Als uns das Produktionsteam die Serie zeigte, hatte ich beim Screening dieser Episode keine Zeit.
Was gefiel Dir an der Serie und was nicht?Ich mochte die unwirklich Atmosphäre, die durch die Belichtung und die Musik hergestellt wird. Ich mochte auch die innere Traurigkeit, die jeden Charakter durchzieht.
Freust Du Dich schon auf die Dreharbeiten zur zweiten Staffel?(Zögert, dann entschieden) Ja! Ich freue mich wirklich. Gleichzeitig finde ich, dass die Serie nicht zu stark in die Länge gezogen werden sollte. Es ist eine solch schöne Geschichte. Sie sollte nicht ewig weitererzählt werden. Das ist meine Meinung, aber die muss natürlich niemanden interessieren. Ich glaube, die perfekte Anzahl wären drei Staffeln.
Habe ich das richtig verstanden, dass Du lieber ins Kino gehst als Fernsehen zu schauen?Ja, schon. Aber ich glaube, dieses Projekt hat mehr mit Kino zu tun denn mit Fernsehen. Ich habe zwar noch nicht so viel Erfahrung, aber die Serie sieht viel eher wie ein Kinofilm aus. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Ich bin für alles offen.
Dein Charakter ist 15 Jahre alt, raucht und hat Sex. Findest du das typisch französisch?Nein, so was kann man doch auch in amerikanischen Serien sehen. Ich kenne keine spanischen oder italienischen Produktionen, also kann ich dazu nichts sagen. Vielleicht sind die Serien der skandinavischen Länder etwas prüder, aber genau weiß ich das nicht.
Du hattest also keine Probleme mit diesen Szenen?Erst hatte ich viel Angst davor. Ich war ziemlich ungeduldig, weil es eine große Herausforderung war. Es war jedoch viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Es erfordert lediglich etwas mehr Konzentration. Natürlich hängt das auch von der Person ab. Für jemand anderes ist das vielleicht schwieriger. Für mich war es jedoch kein Problem.
Kennst Du den Film „Blau ist eine warme Farbe“?Ja, den habe ich schon gesehen.
Es gibt ja momentan eine große Kontroverse um den Film wegen der expliziten Sexszenen. Würdest Du solche Szenen auch drehen?Ich bin mir nicht sicher. Bevor ich solche Szenen für „The Returned“ gedreht habe, sagte ich mir, dass ich so etwas niemals machen könnte, dass es einfach zu schwer sei. Ich würde es aber trotzdem tun, so lange die Chemie mit der Partnerin oder dem Partner stimmt.
Hat der Regisseur Dir konkrete Anweisungen für Deine Rolle gegeben?Ich kann mich gar nicht wirklich erinnern. Ich glaube nicht, dass er mir exakte Anweisungen gegeben hat. Er sagte nicht: „Mach' dies, mach' das. Denke so.“ Man kann das nicht wirklich vorgeben, wie eine Schauspielerin eine von den Toten Auferstandene spielen soll. Es ist sehr schwierig, zu wissen, wie solche Menschen sich verhalten würden, was sie denken würden. Er empfahl mir, mich so zu verhalten, wie es mir mein Gefühl vorgibt. Er hat mir dann hinterher meistens gesagt, ob ihm das gefallen hat.
Wie war die Zusammenarbeit mit Jenna Thiam?Sehr sehr gut!
Hast Du selbst eine ältere Schwester?Nein, aber einen jüngeren Bruder. Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren wir gleich groß und er hatte sehr feminine Züge. Ich wünschte mir damals sehr, dass er mein Zwillingsbruder wäre. Manchmal taten wir so, als wären wir Zwillinge. Das ist meine einzige Erfahrung, die ich für die Rolle verwenden konnte.
Yara, vielen Dank für das Gespräch.