Irma Vep: Kritik zur HBO-Miniserie von A24
Irma Vep: Kritik zur HBO-Miniserie von A24
Die Geister, die er rief
Viel mehr hat man natürlich von all dem, wenn man vorher den 90er-Jahre-Film gesehen hat, denn einige Szenen und Ideen spiegeln sich in der Serie wider. Zum Beispiel, wenn die Kostümdesignerin Zoe (Jeanne Balibar) wie ihr damaliges Pendant in einen Drogen-Subplot verwickelt wird, wenn der Regisseur erneut an seinem Projekt verzweifelt und sich tagelang aus dem Staub macht oder wenn die Hauptdarstellerin sich in ihrer Rolle verliert und fast wirklich zur Catsuit-tragenden Irma Vep wird, die sich auf nächtliche Ganovinnenstreife über die Dächer von Paris begibt...
Die Serie geht allerdings noch einen Schritt weiter und lässt Mira als Irma geradezu übernatürlich durch Wände schreiten, wodurch sie ihre Mitmenschen ausspionieren kann. Das hat aber weniger mit Superkräften und nicht einmal mit magical realism zu tun, sondern spielt in die Besprechung des oben erwähnten Konzepts hinein - der Geist von Irma Vep sucht regelrecht die Serie über die Serie heim. Gleichzeitig scheint die „reale“ Mira während der Zeit der Dreharbeiten eine Art Zauber zu umgeben, denn so gut wie jede Person - von der älteren Kostümbildnerin über ihren mittlerweile vergebenen Exfreund Eamonn (Tom Sturridge), ihre Exfreundin Laurie (Adria Arjona), mit der sie eine eher kontrollierende Beziehung hatte, bis hin zum Regisseur - ist irgendwie mehr oder weniger in sie verliebt.
Am Ende gibt es keinen großen Plot aufzulösen und keine große Wendung: Die neue „The Vampires“-Serie wird allen Widrigkeiten zum Trotz fertiggestellt und Mira erhält von Assayas das Geschenk einer strahlenden Zukunft mit ihrem Wunschprojekt, während sein fiktives Pendant Rene in sein Familienleben außerhalb der Filmproduktion zurückkehrt und sich versöhnlich vom davonfliegenden Geist Irma Veps verabschiedet.
Le Fazit
Irma Vep ist eine besondere kleine Serie über das Filme- und Serienmachen mit all den schmutzigen, amüsanten aber auch glorreichen Details, die der Prozess mit sich bringt. Dabei wird die Zunft durch die Linse von Regisseur Olivier Assayas im Remake trotz aller Industriekritik ganz schön romantisiert, was nicht wenige prätentiös finden werden. Es fällt jedoch schwer, sich nicht von seiner Liebe für die Magie des Films mitreißen zu lassen und von seinen philosophischen bis metaphysischen Ausführungen geführt zu werden - vor allem, wenn man sich ebenfalls den ganzen Tag mit ebendiesem Thema befasst...
Ihr findet alle acht Folgen der abgeschlossenen HBO-Miniserie beim hiesigen WOW (ehemals Sky Ticket).
Hier abschließend noch mal der aktuelle Serientrailer zur Produktion „Irma Vep“: