Die Fabelmans: Kritik zum autobiografischen Steven-Spielberg-Streifen
Die Fabelmans: Kritik zum autobiografischen Steven-Spielberg-Streifen
Selbst mit Mitte Siebzig kann ein Mann noch so eng in Verbindung mit seinem inneren Kind stehen, dass es einen zweieinhalbstündigen Film inspiriert. Steven Spielberg, dessen Name ganz oben erscheint, wenn man das Wort „Regisseur“ googelt, zeigt sich mit seinem jüngsten Werk, „Die Fabelmans“, selten verletzlich. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren hat er dabei auch am Drehbuch mitgewirkt, was unterstreicht, wie persönlich das Projekt für ihn war. Gewidmet hat er es seinen Eltern, die erst vor wenigen Jahren aus dem Leben schieden.
Porträtiert werden die beiden, die hier Mitzi und Burt Fabelman heißen, von Michelle Williams (Fosse/Verdon, Dawson's Creek) und Paul Dano („The Batman“, Escape at Dannemora). Youngster Gabriel LaBelle darf derweil als junger Stellvertreter für Spielberg selbst fungieren, der auf den Namen Sammy hört. Wir erleben seine Kindheit, mit der ersten lebensverändernden Kinoerfahrung und späteren familiären Desillusionierungen...
Ebenfalls im Ensemble mit dabei: Seth Rogen (Pam & Tommy, „Superbad“) als Onkel Bennie, Jeannie Berlin (The Night Of) als Großmutter Hadassah und Gaststar Judd Hirsch (Superior Donuts, „Taxi“), der - wie auch Williams - durch seinen Auftritt sehr gute Chancen auf einen Oscar haben dürfte. Chloe East (Generation) ist zudem als love interest dabei, während Julia Butters, Keeley Karsten und Sophia Kopera die vernachlässigten Schwestern des Protagonisten spielen.
Worum geht's?
Die Geschichte spielt Anfang der 1950er in New Jersey. Der junge Sammy (LaBelle) hat ein erstes cineastisches Erweckungserlebnis, als er mit seinen Eltern Cecil B. DeMilles Klassiker „The Greatest Show on Earth“ im Lichtspielhaus sieht. Eine Actionszene mit einem Zugunglück bleibt ihm besonders im Gedächtnis. Tatsächlich entwickelt das Kind darüber eine Obsession und wünscht sich zu Chanukka eine Modelleisenbahn, um die Vision zu wiederholen. Das Ganze hat etwas Zwanghaftes an sich, doch Sammys künstlerisch veranlagte Mutter Mitzi (Williams) unterstützt die Mission, während sein Vater, der nüchterne Technikfachmann Burt (Dano), weitaus weniger begeistert scheint.
Hier erkennt man bereits früh zwei Grundmotive, die im Film eine wichtige Rolle spielen: Für Sammy hat der Prozess des Filmens und Inszenierens viel mit Kontrolle zu tun. Und dieser starke Wunsch nach Kontrolle könnte mit der Unsicherheit im familiären Umfeld zu tun haben. Denn wir merken schnell, dass Mitzi und Burt keine elterliche Einheit bilden. Die beiden sind grundverschieden, und während Burt sich für Mitzi aufopfert, ohne dabei zu versuchen, zu verstehen, wie sie tickt (anders als seine geliebten elektrischen Geräte), bekämpft sie ihn immer wieder, weil sie ihn verantwortlich macht für das unbefriedigende Leben, in dem sie gefangen ist. So macht sie aus dem gemeinsamen Spiel mit ihrem Sohn ein Geheimnis vor dem Vater, das diesen ausschließen und sie als Mutter mit dem Kind zusammenschweißen soll.