Euphoria: Ein chaotisches Theater - Kritik zum Finale der 2. Staffel
Euphoria: Ein chaotisches Theater - Kritik zum Finale der 2. Staffel
Jugendlichen verzeiht man Fehler leichter als Erwachsenen, weil sie noch lernen und in jedem Rückschritt eine neue Chance steckt. Ähnlich ist es auch beim Coming-of-Age-Drama Euphoria, das in seiner langersehnten zweiten Staffel vieles falsch macht - und trotzdem erfolgreicher denn je dasteht (wir berichteten). Die Serie von Sam Levinson entwickelt sich in der zweiten Hälfte der neuen Season zu einem unausgewogenen Durcheinander verschiedenster Genres, dessen Schönheit auf wundersame Weise jegliche Frustration wegwischt. Lieben Eltern so auch ihre Kinder?
Siehe hier: Euphoria: Verschlossene Himmelspforten - Kritik zum Start der 2. Staffel
Viel hat sich seit der sensationellen Auftaktstaffel aus dem Jahr 2019, die der Hauptdarstellerin Zendaya einen wohlverdienten Emmy einbrachte, verändert. So versucht sich der Showrunner Levinson an Fanservice, indem er den Publikumslieblingen Fez (Angus Cloud) und Lexi (Maude Apatow) mehr Screentime schenkt. An sich erfreulich, doch leider werden andere Figuren dafür vernachlässigt, allen voran Kat (Barbie Ferreira) und Jules (Hunter Schafer). Auch wird - bis auf wenige Ausnahmen - das Cold-Open-Stilmittel verabschiedet, das stets eine der größten Stärken der Serie war.Stattdessen kulminiert die neue Season in einem Theaterstück, das die bisherigen Ereignisse von „Euphoria“ noch mal Revue passieren lässt. Ein simpler und genialer Kniff, den man auch aus Game of Thrones kennt oder aus „Avatar: Der Herr der Elemente“. Hier kommt der ganze Wahnsinn der Serie zur Geltung (womit nicht das lächerlich hohe Produktionsbudget der Schulaufführung gemeint ist). Kein Wunder, dass vor allem die bipolare Protagonistin Rue (Zendaya) von der Show inspiriert wird, denn Manie und Depression geben sich zwischen den Szenen die Klinke in die Hand.
Sassy Cassie
Es ergibt wenig Sinn, einem so wilden Ritt wie „Euphoria“ irgendeine Ordnung aufzwingen zu wollen. Fangen wir also einfach mal bei Cassie (Sydney Sweeney) an, die zum Finale hin zur neuen Schurkin aufgebaut wird. Ein echter Gänsehautmoment, wie sie wütend die Bühne stürmt, um ihre kleine Schwester zu demütigen - und dabei wieder mal sich selbst blamiert. Noch besser wird es dann, als ihre Mutter Suze (Alanna Ubach) dazukommt und sich bei Ethan (Austin Abrams) für seine spöttische Darbietung bedankt. Mein Gefühl sagt mir, dass Suze und Ethan dieses Jahr die heimlichen Helden waren und dafür hoffentlich in Staffel drei belohnt werden.