Encanto: Filmkritik zum Disney-Zeichentrick
Encanto: Filmkritik zum Disney-Zeichentrick
Ein Mikrokosmos voller world-building unter einem Dach

Wer den filmischen Output von den Walt Disney Animation Studios (und auch Pixar) verfolgt, der weiß, welche Anstrengungen die Kreativteams der Filme in die Recherche der Storys, Welten, Kulturen und Filme in die jeweiligen Werke stecken. Diesmal ist der Lokalkolorit von Kolumbien im Zentrum der Geschichte, der durch eine kunterbunte Großfamilie vertreten wird. Das Haus selbst ist ein zusätzlicher Charakter, doch die verschiedenen Familienmitglieder bringen alle ihre eigenen Kräfte mit, die perfekt für einen musikalischen Animationsspaß geschaffen sind. Was anfangs wie eine tolle Fähigkeit wirkt, stellt sich natürlich unter näherer Betrachtung als Segen und Fluch zugleich heraus...
Ein Familienmitglied ist zwar superstark, muss dann aber auch der Packesel sein für alle im Dorf. Ebenso wird von ihr immer erwartet, alles stemmen zu können, wobei niemand fragt, wie es in ihrem Inneren und in ihrem Gefühlsleben aussieht. Eine andere Person kann das Wetter durch ihre Launen beeinflussen. Geht es ihr schlecht, ziehe Stürme, Donnerwetter und Regen auf, geht es ihr gut, dann gibt es Sonnenschein. Doch so kann sie kaum mal für sich sein, sondern es herrscht immer ein Druck der guten Laune auf ihr. Besagter Onkel hat seherische Fähigkeiten, die nichts Gutes erblickt haben, weswegen er sich lieber rarmacht, als die Familie zu belasten. Mirabel aber merkt, dass er und seine Kräfte vielleicht wichtiger sein könnten, als viele glauben.
Die Stimmen im englischen Original sind durch die Bank weg ausgezeichnet und hervorragend gewählt. Wer Brooklyn Nine-Nine kennt, wird wahrscheinlich über den Fakt überrascht sein, dass Rosa aka Stephanie Beatriz als Mirabel zu hören ist, was besonders beim Gesang für einen Woweffekt sorgen könnte, wenn man Beatriz vor allem als badass-Cop kennt und sie nun als awkward Teenagerin hört. Auch sonst sind die Sprecher eine einzige Creme de la Creme aus dem nordamerikanischen Latinobereich.
We don't talk about Bruno

Ein bisschen hat man den Eindruck, dass die Männer der Familie mit ihren Kräften etwas besser davonkommen, wie zum Beispiel der junge Antonio, der kurz vor der Offenbarung seiner Gabe steht. Am Ende des Tages ist es aber die Großmutter, die nicht nur probiert, die Familie, sondern auch die magische Kerze und ihre Macht zu bewahren, auch wenn es düstere Vorzeichen gibt, die Gefahr andeuten, welche diversen „schwarzen Schafe“ der Familie in Verbindung stehen...