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Die Chemie des Todes: Kritik der ersten drei Folgen

Die Chemie des Todes: Kritik der ersten drei Folgen

Poster zur Serie Die Chemie des Todes (c) Paramount+
Poster zur Serie Die Chemie des Todes (c) Paramount+

Nachdem die ersten drei Episoden von Die Chemie des Todes auf Paramount+ online stehen, darf man resümieren, dass die Macher sich inhaltlich gut schlagen. Trotz einer gewöhnungsbedürftigen Erzählstruktur lohnt sich also ein näherer Blick, wie wir finden.

Zwei in eins

Wie kommt man darauf, in einer Debütstaffel zwei supererfolgreiche Romane innerhalb von sechs Folgen zu verwursten und das auch noch, ohne ersteren strukturell zu einem befriedigenden Ende zu führen? Genau diese Frage stellte ich mir, als die Verfilmung des grandiosen David-Hunter-Thrillers Die Chemie des Todes im ersten Viertel der dritten Folge fast schon abrupt endete und sich nahtlos die Geschichte des Folgeromans, „Kalte Asche“ anschloss. Man stelle sich das einmal vor. Der Spannungsbogen einer vielversprechenden Show steigt in der zweiten Folge rasant an. Man freut sich auf das Kommende. Plötzlich hat man das ungute Gefühl, von einem Schnellzug überrollt zu werden.

So ähnlich ergeht es einem beim Schauen des neuen Paramount+-Zugpferdes. Natürlich erwartet die geneigte Zuschauerschaft, dass sich der Plot über die gesamte Laufzeit erstreckt. Oder zumindest, dass die Geschichte nach Teil drei endet, um den nächsten Fall zu beginnen. Nach den ersten 20 Minuten der zweiten Episode wird allerdings deutlich, dass es so nicht läuft. Zu viele interessante Details werden ausgelassen, zu schnell hetzen die Macher dem Ende der Story entgegen. Dabei hätte es noch so viel zu erzählen gegeben.

Tatsächlich ist nach rund fünfzehn Minuten in besagter dritter Episode plötzlich Schluss und Doktor Hunter bittet McKenzie darum, ihm einen neuen Job zu besorgen. Dass er sich im Buch nicht von Jenny trennt, mit ihr nach London zieht und dort in seinen Beruf als forensischer Anthropologe zurückkehrt: geschenkt. Das Autoren-Team gibt sich jedoch weder besondere Mühe, die Beziehung der beiden Protagonisten näher zu beleuchten, noch den neuen Fall mit dem alten irgendwie zu verbinden. Ein kurzes Gespräch und eine Überfahrt zur Hebrideninsel Rona müssen genügen, um den Anschein von Kontinuität zu wahren. Das darf man durchaus als recht eigenwillige Erzählstruktur mit einem sperrigen Timing bezeichnen, an das man sich erstmal gewöhnen muss.

Mehr Gefühl für das Timing, bitte

Gerade noch erlebt man das spannende Finale von Die Chemie des Todes, da fahren die Autoren auch schon die Motoren herunter und wagen einen Kaltstart. Wozu das Ganze, will sich nicht wirklich erschließen. Es wäre kein Problem gewesen, den ohnehin stark zusammengestrichenen Arc im Zweifelsfall noch um weitere zehn Minuten zu kürzen, um dann frisch eine neue Geschichte beginnen zu lassen. Oder besser noch: ihn mit interessanten Details aus dem Buch zu füllen. Das ist schade, denn an Unterhaltungswert mangelt es nicht. Sicherlich, als Fan des Romans muss man die ein oder andere bittere Pille schlucken. Der Höhepunkt gerät im geschriebenen Werk etwa schlicht packender, die Figurenzeichnung des Haupttäters intensiver und tiefschichtiger.

Dennoch macht die Verfilmung Spaß. Die schauspielerischen Leistungen sind klasse, die Kameraführung ist routiniert, der Score passt und die Spannung kommt ebenfalls nicht zu kurz. Vor allem die Art, wie Hunter immer wieder mit den traumatischen Erlebnissen des Todes seiner Familie konfrontiert wird, gelingt auf jeder Ebene. Man fühlt mit diesem Mann mit und fragt sich, wie lange er wohl noch durchhält, bevor der unweigerliche Zusammenbruch folgt. Genau das geschieht aber nicht. Hunter ist im richtigen Moment hellwach und konzentriert.

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Reinhard Prahl

Der Artikel Die Chemie des Todes: Kritik der ersten drei Folgen wurde von Reinhard Prahl am Uhr erstmalig veröffentlicht. Reinhard Prahl hat bereits 165 Artikel bei Serienjunkies veröffentlicht. Eine Übersicht der Meldungen von Reinhard Prahl