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Die Chemie des Todes: Interview mit Simon Beckett

Die Chemie des Todes: Interview mit Simon Beckett

Beckett: Harry Treadaway ist ein fantastischer David Hunter

Simon Beckett 2017 in Köln auf der Lit.Cologne (c) IMAGO
Simon Beckett 2017 in Köln auf der Lit.Cologne (c) IMAGO

Nachdem die ersten Episoden der Debüt-Season von Die Chemie des Todes auf Paramount+ gelaufen sind, wird es Zeit, den Erfinder und Autor der Buchreihe selbst zu Wort kommen zu lassen. Was den Schriftsteller überhaupt zur David-Hunter-Reihe inspirierte und wie er die Serienadaption findet, verrät er uns im Interview.

Als Paramount+ die Serienadaption des Thriller-Bestsellers Die Chemie des Todes von Simon Beckett ankündigte, war die Vorfreude, ebenso aber auch die Erwartungshaltung an die erste Staffel groß. Nachdem die ersten Episoden nun online stehen, gehen die Meinungen jedoch weit auseinander. Doch was sagt der Meister der Feder, Simon Beckett selbst zur seriellen Verfilmung? Das und mehr verriet uns der Schriftsteller kürzlich in einem Interview.

Mr. Beckett: Auf den letzten Seiten Ihres Romans 'Die Chemie des Todes' schreiben Sie, dass Sie 2002 die Bodyfarm in Tennessee besuchten. Was haben Sie dort erlebt und wie sehr hat Sie die Besichtigung beeindruckt?

Simon Beckett: Es war für mich ein lebensveränderndes Ereignis, das mich zur David-Hunter-Serie inspirierte. Ich reiste damals als Journalist dorthin, um darüber zu schreiben, wie US-Polizeibeamte auf die Untersuchungen von Tatorten vorbereitet werden. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich wusste nicht, was eine Bodyfarm ist und dass dort echte menschliche Leichen liegen, um ihren Verwesungszustand in allen möglichen Stadien zu studieren. Zu jener Zeit war dies der einzige Ort weltweit, wo solche Forschungen durchgeführt wurden. Das war eine sehr intensive Erfahrung. Ich hatte noch nie einen toten Menschen oder irgendetwas Vergleichbares gesehen. Ich war tief beeindruckt von der Art, wie die Wissenschaftler arbeiteten und bekam ein ganz neues Verständnis dafür, was nach dem Tod mit einem Körper geschieht. Ich hatte noch niemals näher darüber nachgedacht, was hinter den Kulissen eines Tatorts vor sich geht, wie die Untersuchungen vor Ort ablaufen und auf was die Experten achten müssen. Wie gesagt: Das war sehr einschneidend und führte mich zu Die Chemie des Todes.

Wie sie gerade erwähnten, starteten Sie kurz nach ihrem Besuch auf der Bodyfarm die Arbeit an 'Die Chemie des Todes'. Haben sich ihre Erlebnisse dort auf die Figurenzeichnung von David Hunter ausgewirkt? Er ist ja eher eine dysfunktionale Persönlichkeit. Er verlor Frau und Kind und lebt nun in diesem kleinen Dorf als Landarzt, obwohl er einer der führenden forensischen Anthropologen ist. Warum dieser Background?

Simon Beckett: Ich sah ihn nicht als gradlinigen, straigthen Ermittler. Ich finde Menschen mit Ecken und Kanten interessanter zu schreiben. Ich sah viel Potential darin, dass er einerseits eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist, andererseits aber die Tragödie des Todes seiner Familie durchlebt. Das ist für ihn eine ganz neue, dramatische Perspektive. Er liebte seine Arbeit. Und nun muss er sich dem Tod aus einer für ihn völlig neuen Sichtweise stellen. Er versucht, der objektive Wissenschaftler zu sein, kämpft aber mit dem Umstand, dass nun seine Familie sozusagen selbst zu einem Teil seiner Arbeit wurde. Ich fand es spannend, diese beiden Aspekte zusammenzubringen und Hunter zu einem Ermittler zu machen, dem es aus sehr persönlichen Gründen schwerfällt, der Polizei zu helfen. Für mich klang das spannend, es gab mir die Möglichkeit, ein dramatisches Element in den Roman einzubauen.

Würden Sie sagen, dass Davids Hintergrundgeschichte ihn näher an das Publikum rückt?

Simon Beckett: Möglicherweise, ja. Das ist auf jeden Fall der Grund, warum ich die Ich-Perspektive wählte. Ich fand es wichtig, eine Verbindung zwischen Protagonist und Leserschaft herzustellen. Ich wusste, dass die Geschichte sich düster und unangenehm anfühlt, ich fand es daher notwendig, dass man ihn sympathisch findet und sich ihm nahe fühlt, während man ihm folgt und seine Ausführungen über den Tod miterlebt.

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Reinhard Prahl

Der Artikel Die Chemie des Todes: Interview mit Simon Beckett wurde von Reinhard Prahl am Uhr erstmalig veröffentlicht. Reinhard Prahl hat bereits 165 Artikel bei Serienjunkies veröffentlicht. Eine Übersicht der Meldungen von Reinhard Prahl