Bonn - Alte Freunde, neue Feinde: Review der Pilotepisode
Bonn - Alte Freunde, neue Feinde: Review der Pilotepisode
Kritik der Episoden 1x01 und 1x02
Anmerkung
Die folgende Rezension bezieht sich auf die ersten beiden Episoden des Serienevents Bonn beziehungsweise im ganzen Titel: „Bonn - Alte Freunde, neue Feinde“.
Das passiert
Deutschland in den frühen 50er Jahren. Das Land ist noch immer von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet. Schweigen und der Wunsch, zu vergessen bestimmen das Leben der Menschen. In dieser Zeit ist Otto John (Sebastian Blomberg), deutscher Jurist und Widerstandskämpfer, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz der jungen Bundesrepublik. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die alten Naziseilschaften, die sich bis in die höchsten Regierungskreise ziehen, zu zerschlagen.
Doch er hat einen Widersacher, der mit allen Bandagen kämpft. Reinhard Gehlen (Martin Wuttke), ehemaliger Generalmajor in der Wehrmacht und Ex-Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost, baut unter den wohlwollenden Augen Adenauers einen Geheimdienst auf. Um seine „Organisation Gehlen“ zur effektivsten des Staates machen, rekrutiert er skrupellos ehemalige Gestapo-, SS- und SD-Offiziere, die er aus seinem früheren Leben kennt. Und er hat ein Ziel: John von seinem Thron zu stoßen und selbst das höchste Amt innerhalb der Sicherheitsbehörden der BRD an sich zu reißen.
Einer seiner Helfershelfer ist der Unternehmer und Alt-Nazi Gerd Schmidt (Juergen Maurer). Er unterstützt Gehlen nicht nur tatkräftig dabei, rechtsextreme Gruppierungen zu bewaffnen, um sie bei einem möglichen Angriff der Sowjetunion einsetzen zu können. Auch spendet er Geld, nimmt Einfluss und hilft seinen ehemaligen Kameraden bei der Flucht. Als seine Tochter Toni (Mercedes Müller) als Übersetzerin in der Organisation Gehlen anfängt, gerät sie schnell zwischen die Fronten eines kalten Krieges innerhalb der deutschen Geheimdienste.
Jetzt das Angebot der ARD Mediathek kostenlos entdecken
John und Gehlen
Die Geschichte von Otto John und Reinhard Gehlen ist so spannend, dass es fast schon ein Wunder ist, dass sie erst nach über 65 Jahren verfilmt wurde. Das Jahr 1954: Der Krieg war vorüber, das Land lag noch immer in Trümmern. Gerade erst erhoben sich die Menschen wieder und begannen mit Fleiß, Kraft, und einem Mantel des Schweigens über der Vergangenheit, ihr Leben neu zu ordnen. Der Koreakrieg weckte Befürchtungen und so strebten die Bundesregierung unter Konrad Adenauer und die Alliierten eine Wiederbewaffnung von West-Deutschland an.
Erfahrenes Personal, um den Schutz des Landes, aber auch den politischen Betrieb überhaupt aufrechtzuerhalten, war rar gesät. Deshalb schafften es immer wieder gut ausgebildete Nazis, Kriegsverbrecher und Massenmörder, sich einen Platz in der Regierung zu sichern. Unter ihnen war der Kanzler-Berater Hans Globke, der an den Nürnberger Rassengesetzen beteiligt war. Zu ihm gesellte sich unter anderem Reinhard Gehlen, einst ein „Bolschewikenhasser“ und regierungstreuer Geheimdienstchef an der Ostfront - und nun einer der mächtigsten Männer des neu geschaffenen Nachrichtendienstapparates der BRD. Mit der ihm eigenen Akribie und militärischer Präzision gelang es ihm, den Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Otto John immer mehr ins Abseits zu drängen, bis dieser einen verhängnisvollen Fehler beging.
Nach der ersten öffentlichen Gedenkfeier für die Mitglieder des Hitler-Attentates vom 20. Juli 1944 am 20. Juli 1954, verschwand John einige Tage spurlos und tauchte in der DDR wieder auf. Bis heute ist umstritten, ob er von seinem Freund und KGB-Agenten Wolfgang Wohlgemuth entführt wurde, oder freiwillig überlief.