Better Call Saul: Plan and Execution - Kritik zum Halbstaffelfinale
Better Call Saul: Plan and Execution - Kritik zum Halbstaffelfinale
Better Call Saul war eigentlich immer zwei Serien: eine Comedy mit kleinkriminellen Kinderstreichen sowie ein dramatischer Schlagabtausch der schwersten Schwerverbrecher. Besonders stark wurde das Breaking Bad-Prequel immer dann, wenn beide Welten vermischt wurden. Plan and Execution, das Halbstaffelfinale zur sechsten und letzten Staffel, bietet nun eine der unerwartetsten Vermischungen, die fatale Konsequenzen mit sich bringt. Dieser Paukenschlag zum Schluss kommt umso krasser zur Geltung, weil das Gros der Folge klar dem Spaß verschrieben ist.
Verantwortlich für die bislang beste Ausgabe der neuen Season ist der Franchise-Veteran Thomas Schnauz, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch schrieb. Er darf nun die Ernte einfahren, nachdem über Wochen mühevoll das Feld bestellt wurde - was auch für das Publikum eine Geduldsprobe war. Im Zentrum steht natürlich Kims (Rhea Seehorn) und Jimmys (Bob Odenkirk) großer Masterplan, um Howard (Patrick Fabian) zu vernichten. Während Lalo (Tony Dalton) weiter hinter Gus (Giancarlo Esposito) und Mike (Jonathan Banks) hinterherjagt...
Bittet lest nicht weiter, bevor Ihr nicht auf aktuellstem Stand seid. Hier herrscht höchste Spoiler-Gefahr!
D-Day
Der D-Day beginnt für unsere beiden Generäle Kim und Jimmy ziemlich hektisch. Durch den Knochenbruch des Sandpiper-Mediators Casimiro (John Posey) muss das Fotoshooting mit dem Laienschauspieler Lenny (John Ennis) wiederholt werden. Kim cancelt dafür ihre Karrierepläne, während Jimmy vor keiner Summe zurückschreckt, um die Filmcrew zu versammeln. Das Chaos wird wunderbar in Szene gesetzt, mit wackelnden Kameras und Odenkirks Silberzunge in Bestform. „The plot thickens... This changes everything“, ist nicht nur eine geniale Dialogzeile des Casimiro-Doubles, sondern dient auch als Andeutung für spätere Entwicklungen (ähnlich wie der Episodentitel, der genauso doppeldeutig ist).
Genial ist vor allem, wie die Serie es schafft, dass alle Puzzleteile, die uns in den letzten Episoden verwirrt und vielleicht auch frustriert haben, nun magisch ineinanderpassen. Dabei muss uns nichts ausbuchstabiert werden, eine perfekte Huldigung der goldenen Autorenregel „Show, don't tell“ - und zudem eine perfekte Show an sich. Die akribische Planung zahlt sich aus: Die fingierten Bestechungsbeweise werden Howards Privatermittler Genidowski (Lennie Loftin) zugesteckt, der stets ein Doppelagent Jimmys war. Einmal mehr zeigt sich: Niemand kann Jimmy in seinem eigenen Spiel besiegen.
Als Howard die Aufnahmen sieht, macht er große Augen, was nicht zuletzt an der Tinktur liegt, mit der die Bilder benetzt wurden. Damit geht es weiter in die Sandpiper-Verhandlungen, was uns auch ein sehr willkommenes Wiedersehen mit der guten Irene (Jean Effron) beschert. Was Jimmy ihr damals angetan hat, indem er die Freundinnen der alten Dame gegen sie aufhetzte, wird am Ende des Tages nicht mehr das Schlimmste sein, was unser Held in seiner Serie je verbrochen hat. Genüsslich lauschen Kim und Jimmy am Konferenztelefon, wie sich Howard vor Casimiro und Cliff (Ed Begley Jr.) bis auf das letzte Hemd blamiert. Als Irene dann auch noch fragt, ob solche Meetings immer so ablaufen, lag ich bereits lachend am Boden. Die spaßige Seite von „Better Call Saul“ ist eben lustiger als jede normale Comedy!