Better Call Saul: Die wandelnde Eiterbeule - Review
Better Call Saul: Die wandelnde Eiterbeule - Review
Kritik der Episode 6x04 Hit and Run
Ein ungeschriebenes Naturgesetz in unserem (Serien-)Universum besagt, dass Vince Gilligan, der Schöpfer von Breaking Bad (und allem, was dazugehört), unmöglich langweiliges Fernsehen machen kann. Er und sein Team bringen uns sogar mit einer einstündigen Fliegenjagd ins Schwitzen. Das will ich zu Beginn dieser Besprechung noch mal festgehalten haben, um auf ganz hohem Niveau Kritik üben zu können. Es geht um den Punkt Tempo, der in dieser sechsten und letzten Staffel nicht ganz stimmig scheint. Nachdem sich im Auftakt schon die Sache mit Nacho (Michael Mando) über drei Folgen streckte, wächst die Ungeduld nun auch mit Blick auf Kim (Rhea Seehorn) und Jimmy (Bob Odenkirk).
Haben sie Howard (Patrick Fabian) bald endlich ruiniert? In der neuen Episode Die wandelnde Eiterbeule (aka „Hit and Run“) sehen wir wieder nur den nächsten Streich, aber noch immer keine Konsequenzen. Und auch von Lalo (Tony Dalton), der neues Leben in die Bude bringen könnte, fehlt nach wie vor jede Spur. So zehrt diese eher ereignisarme Ausgabe vor allem von Fanservice-Szenen und einem gelungenen, auffällig humorvollen Regie-Debüt unserer Lieblingsdarstellerin Seehorn.
Kim und Jimmy
Wie schon bei der Nummer im Golfclub und dem Comeback der Kettlemans ging es auch beim Autostreich, den wir nun in seiner vollen Eleganz erleben, um eine Diskreditierung Howards vor den Augen von Cliff Main (Ed Begley Jr.). Kim hat den arrivierten Anwalt aus Santa Fe zum Lunch eingeladen, um mit ihm eine erfundene Wohltätigkeitsorganisation zu besprechen. Aber eigentlich geht es nur darum, dass er einen Platz in der ersten Reihe für Jimmys große Howard-zieht-Prostituierte-über-den-Tisch-Show kriegt. Grandios ist besonders die Verkleidung, aber auch die Ironie, dass der arme Howard nichts von der Schikane ahnt, weil er gerade auf der Therapiecouch sitzt. Sehr sympathisch übrigens, dass Howard professionelle Hilfe in Anspruch nimmt - das sollten einige andere in der Serie auch ausprobieren...
Seehorn inszeniert und spielt den geglückten Trick mit spürbarem Genuss, und gönnt uns damit einen letzten Nostalgietrip in die rosige Anfangszeit der Serie, als Kinderstreiche noch auf der Tagesordnung standen. Doch das Ganze hat auch seinen Preis, denn Kim leidet bald unter akutem Verfolgungswahn, wobei der Wahn vielmehr in der Wahrheit begründet liegt. Durch ein unerwartetes Gespräch mit Mike (Jonathan Banks) - mein persönliches Highlight - erfährt sie, dass die Männer, die ihr seit dem Ende der zweiten Episode folgen, sie beschützen sollen. Der Grund: Lalo lebt vielleicht noch.