Babylon - Rausch der Ekstase: Filmkritik
Babylon - Rausch der Ekstase: Filmkritik
Party like it's 1925!

Als Zuschauer ist man opulente Hollywood-Partys oder amerikanische High-Society-Anlässe sicherlich gewohnt. „The Great Gatsby“ oder „The Wolf of Wall Street“ (beide zufällig mit Leonardo DiCaprio) zeigen oftmals die Exzesse und Ekstase der Reichen und Schönen. Doch, was „Babylon“ nach einer elefantösen Eröffnungsszene präsentiert, raubt den Atem - und zwar in alle denkbare Richtungen. Opulenz, Geldverprassen, Orgien und Filmframes voller Sünden und Eskapaden überfordern den Zuschauer an allen Ecken und Enden. Das ist imposant, aber eben auch vor allem exzessiv und ganz schön viel zu verdauen...
Man verdient sich also sehr schnell die FSK-16-Freigabe beziehungsweise das R-Rating wegen der vielen Nacktheit/Sexszenen, dem Wortschatz, dem Drogenkonsum und der allgemeinen Unheimlichkeit/Creepyness, auch weil gewisse Dinge mit Tieren (Elefant, Schlange und Krokodil) angestellt werden, die eine Triggerwarnung für Tierfreunde verdienen. Eine Selbstmordwarnung kann man rausgeben und auch vor der Thematisierung von mentaler Gesundheit warnen.
We are going to be more than they ever bargained for

Manchmal wirkt der Film nicht nur wie eine Hommage an das alte Hollywood und die Jazz-Hochzeit, sondern auch wie Chazelles Versuch, seinen eigenen Quentin-Tarantino-Film abzuliefern. Wir springen zwar nicht unbedingt chronologisch umher, dafür aber von Schauplatz zu Schauplatz und Figur zu Figur und gucken dabei episodenhaft beim Aufstieg (und oftmals Fall) der Protagonisten zu. Dabei befinden wir uns in einer fiktiven respektive alternativhistorischen Welt. Ein Beispiel: Eine Stummfilm-Regisseurin begleitet Robbies Figur am Anfang ihrer Karriere und bis in die Talkie-Periode. Ob die Jazz-Musiker in der Zeit tatsächlich schon so viele Annehmlichkeiten hatten, steht auf einem ganz anderen (Noten-)Blatt... Manche Filmemacher und Studios gab es natürlich auch in der Realität, andere dienten als Inspiration und noch mal andere sind wiederum direkt Teil der Erzählung.
Ein weiterer Eindruck, den ich nicht loswerde - und ich möchte betonen, es ist nur meine Interpretation: Chazelle möchte seinen Oscar-Verlust gegen „Moonlight“ mit diesem Streifen kompensieren, indem er das abliefert, was die Academy und seine Kohorte im Business anspricht: Hollywood und das Filmemachen selbst, alte Musik, Exzess, gescheiterte und tragische Persönlichkeiten. Ob das aufgeht, muss sich zeigen. Bei den Golden Globes gab es nur eine Auszeichnung für den Best Original Score, obwohl der Film und das Hauptdarsteller-Trio Pitt, Robbie und Calva nominiert waren...