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1883: Kritik der Miniserie von Paramount+

1883: Kritik der Miniserie von Paramount+

Eigenständiges Prequel einer Erfolgsserie um den Überlebenskampf auf dem Oregon Trail

Szenenfoto aus der Serie 1883 (c) Paramount+
Szenenfoto aus der Serie 1883 (c) Paramount+

Die seit 2018 laufende Neo-Westernserie Yellowstone, seit 2020 auch bei uns zu sehen, erfreut sich großer Erfolge. Ende 2021 startete in den USA mit 1883 die epische Vorgeschichte der Vorfahren der Familie Dutton - hierzulande seit Dezember bei Paramount+.

Der hartgesottene Bürgerkriegsveteran James Dutton (der auch in Filmen wie „A World Beyond“ und „Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott“ aufgetretene erfolgreiche Country-Sänger Tim McGraw), seine energische Ehefrau Margaret (Faith Hill, ebenfalls Countrysängerin und in Film und Fernsehen unter anderem zu sehen in Touched By An Angel und „Die Frauen von Stepford“), die eigenwillige Tochter Elsa (Isabel May, Alexa & Katie) und der kleine Sohn John jr. (Newcomer Audie Rick) begeben sich zusammen mit weiteren Familienmitgliedern und einer Gruppe deutscher und osteuropäischer Siedler im Jahr 1883 von Texas aus auf den berüchtigten Oregon Trail, um eine neue Heimat zu finden.

Angeführt wird der Wagentreck vom ebenfalls kriegserfahrenen leidgeprüften Shea Brennan (Hollywoodstar Sam Elliott, „Die Maske“, The Ranch) und seinem einstigen Untergebenen Thomas (LaMonica Garrett, Designated Survivor). Der Weg nach Oregon wird zu einer gefährlichen Reise ins Ungewisse: Die Siedler unter Leitung des unentschlossenen Deutschen Josef (der deutsche Schauspieler Marc Rissmann, Game of Thrones, „Breisgau Bullenstall“) sind vollkommen unerfahren in Sachen Bewältigung der Wildnis bei gleichzeitiger Selbstüberschätzung und intrigantem Verhalten untereinander, was ihre Anzahl aus den unterschiedlichsten Gründen kontinuierlich reduziert.

Thomas hingegen findet in der bei ihren Leuten als Außenseiterin geltenden jungen Noemi (Gratiela Brancusi in ihrem Serien-Debüt) die späte Liebe seines Lebens. Für Elsa Dutton hingegen wird der lange Weg in die neue Heimat jedoch ein Prozess des Erwachsenwerdens: Nachdem ihre erste Liebe, der Cowboy Ennis (Eric Nielsen, „All My Children“) bei einem Banditenüberfall getötet wird, findet sie ein neues Glück an der Seite des Komantschen Sam (Martin Sensmeier, Westworld), durch den sie ihre Hingezogenheit zu den indigenen Völker Nordamerikas entdeckt und der schließlich ihr Ehemann wird. Doch obwohl die Siedler sich mit weiteren schweren Verlusten durch einen Wirbelsturm und die Bedrohung durch den aufziehenden Winter kämpfen müssen, steht insbesondere den Duttons letztendlich ein schweres Schicksal bevor.

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Der lange Treck

Westernserien wie die in der Überschrift genannte sowie weitere mit Titeln wie „Der Weg nach Oregon“) oder die Sitcom „Dusty, Dusty“ waren in den 70er- und frühen 80er-Jahren erfolgreich auch im deutschen Fernsehen zu sehen und zeichneten trotz so mancher dargestellter Dramatik in vielen Fällen kein sonderlich realistisches Bild von der Besiedelung des letzten freien Landes auf dem nordamerikanischen Kontinent. Dies kann man hingegen über die Serie 1883, die nunmehr vollständig beim hierzulande noch recht neuen Streamingdienst Paramount+ zu sehen ist, auf keinen Fall sagen. Die Vorgeschichte der Dramaserie über die Rancherfamilie Dutton in Yellowstone wird hier mit allen tragischen Wendungen erzählt, die für die Menschen auf den damaligen Wagentrecks alltägliche Realitäten waren.

Mitreißende Inszenierung

Bereits die preisgekrönte Hauptserie mit Filmstar Kevin Costner („Der mit dem Wolf tanzt“) in der Hauptrolle zeichnet sich durch ihre hochqualitative Machart aus, die ihr ein hohes Niveau und gute Einschaltquoten beschert. Doch wollte man bei der Prequel-Serie, für die so wie für Yellowstone ebenfalls der auch als Schauspieler bekannte Taylor Sheridan (Sons of Anarchy) als Showrunner fungiert, keine zeitlich versetzte Wiederholung einer bekannten Geschichte produzieren - und das ist gelungen.

Neben der hervorragenden Besetzung, bei der insbesondere die junge Isabel May als rebellische junge Elsa, die als zwei der erfolgreichsten Country-Musiker*innen überhaupt geltenden Faith Hill und Tim McGraw als strenge, aber gerechte Dutton-Eltern sowie Hollywood-Veteran Sam Elliott als desillusionierter, jedoch seinen Lebensmut zurückgewinnender Treckführer Shea hervorstechen, sind es die virtuose Inszenierung der schwierigen Lebensumstände auf der langen Reise und die grandiosen Bilder der rauen, aber auch atemberaubenden Landschaften, die 1883 weit über andere (Streaming-) Fernsehproduktionen hinausheben.

Bei einem Kinofilm mit diesen Attributen wären Nominierungen für den berühmten Oscar definitiv sicher gewesen, jedenfalls in den großen, leider vergangenen Zeiten des Western-Genres. Obwohl die Dramatik natürlich eine Hauptrolle spielt, gleitet „1883“ dabei jedoch niemals ins zu sehr Klischeehafte und Kitschige ab - auch dann nicht, wenn überaus sensible Themen angesprochen werden. An Härte spart „1883“ allerdings ebenfalls nicht, jedoch wird diese nicht in plakativer Weise eingesetzt, sondern immer als Mittel zum Zweck der Verdeutlichung. Nein, ein Zuckerschlecken war das Leben im Wilden Westen ganz sicherlich nicht.

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TV-Event

So wie bei der ebenfalls beim Streamingdienst Paramount+ veröffentlichten, kürzlich rezensierten Serie The Offer ist auch von „1883“ keine zweite Staffel zu erwarten: Die insgesamt zehn Folgen mit poetischen Einzeltiteln wie „Boring the Devil“ oder „This Is Not Your Heaven“ erzählen konsequent ihre Geschichte, die in Episode zehen mit der Entdeckung des Landes endet, auf der schließlich die Ranch aus der Hauptserie erbaut werden wird. Allerdings ist dennoch schon bald Nachschub in Sachen Prequels zu „Yellowstone“ zu erwarten: Die in den USA bereits gestartete Serie 1923 erzählt ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Familie Dutton, und zwar mit den Leinwandstars Harrison Ford und Helen Mirren in den Hauptrollen. „1923“ soll ab dem kommenden Frühjahr in Deutschland übrigens ebenfalls bei Paramount+ veröffentlicht werden.

Großes Fernsehkino

Die abschließende Wertung fällt dem Rezensenten im Falle von „1883“ nicht schwer: fünf von fünf Planwagen für ein absolutes Serien-Highlight im Breitwandformat, das sich auch dann wunderbar genießen lässt, wenn man die Hauptserie nur wenig oder vielleicht auch gar nicht kennt. Möglicherweise schließt diese sich beim nächsten Binge-Watch ja an.

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1883: Serientrailer

Thorsten Walch

Der Artikel 1883: Kritik der Miniserie von Paramount+ wurde von Thorsten Walch am Uhr erstmalig veröffentlicht. Thorsten Walch hat bereits 105 Artikel bei Serienjunkies veröffentlicht. Eine Übersicht der Meldungen von Thorsten Walch