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Irma Vep 1x01

Irma Vep 1x01

Episode Staffel 1, Episode 1
(Irma Vep 1x01)
Deutscher Titel der Episode Der abgeschlagene Kopf
Titel der Episode im Original The Severed Head
Erstausstrahlung der Episode in Frankreich Montag, 6. Juni 2022 (HBO)
Autor Olivier Assayas
Regisseur Olivier Assayas

Als die desillusionierte Hollywood-Schauspielerin Mira Harberg in Paris eintrifft, um in die begehrte Rolle der ikonischen Bösewichtin Irma Vep in einem Remake von Feuillades Die Vampire zu schlüpfen, entfacht eine Begegnung mit ihrer ehemaligen Geliebten Laurie die schlummernden Leidenschaften neu. Währenddessen kämpft der gefeierte Regisseur Rene Vidal mit Produktionsproblemen, die seine Vision zu gefährden drohen.

HBO und die Indie-Produktions-Firma A24 (Ramy, Euphoria) beweisen derzeit, dass nicht nur nostalgische Blockbuster und berühmte I. P.s von früher für den heutigen Serienmarkt adaptiert werden können. Mit dem mysteriösen Projekt Irma Vep machte sich der französische Filmemacher Olivier Assayas sogar höchstpersönlich daran, seinen 90er-Jahre-Kultfilm als Miniserie wiederaufleben zu lassen, was seit dieser Woche auch beim hiesigen Sky mitverfolgt werden kann.

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In der „Irma Vep“-Vorlage von 1996 spielt Maggie Cheung sich selbst als Hong-Kong-Actionfilmstar, der nach Paris kommt, um die Hauptrolle in einem Remake des französischen 1915er Serial-Stummfilmklassikers „Les Vampires“ („Die Vampire“) zu übernehmen. Der Film ist ein natürlich wirkendes Stück über eine turbulente Filmproduktion, bei der Szenen nicht nur wegen des strammen Drehplans nur einmal gedreht wurden, was dem Ganzen einen dokumentarischen Anstrich verleiht. Dabei werden Erinnerungen an „Die amerikanische Nacht“ von Francois Truffaut wach und auch Fassbinders „Warnungen vor einer heiligen Nutte“ (ein weiterer Film über einen Film) nennt Assayas als Inspiration.

Der französische Filmemacher und seine chinesische Muse waren übrigens nach der Fertigstellung des Films drei Jahre lang miteinander verheiratet. Jahre später drehten sie dann noch zusammen den Film „Clean“ (2004), in dem Cheung eine Frau spielt, die nach dem Gefängnis nach Paris zurückkehrt.

Hier schon mal der Trailer zur Filmvorlage mit Maggie Cheung:


Die „Irma-Vep“-Serie beginnt mit derselben Prämisse wie die Vorlage, aber mit Alicia Vikander („Tomb Raider“, „The Green Knight“) als amerikanische Schauspielerin namens Mira, die sich nach dem kommerziellen Erfolg mit einem Marvel-mäßigen Comic-Blockbuster an ein ernsthafteres Prestigeprojekt wagen möchte und in die Hauptstadt Frankreichs reist. Ähnlich authentisch wie der Film fühlt sich in der ersten Episode vor allem die Interaktion zwischen verschiedenen Mitgliedern der Filmindustrie an, unter denen eine gewisse professionelle, aber auch arrogante Abgebrühtheit herrscht. Die Serie wirkt insgesamt jedoch formaler produziert und hat sich sogar die eine oder andere Scheibe bei David Lynchs Hollywood-Nachtmahr „Mulholland Drive“ abgeschnitten, was Form und Content angeht.

Zur Story über ein schwer fassbares Filmprojekt (in diesem Fall eine Serie) gesellt sich nämlich in diesem Fall auch ein von sadomasochistischen Dynamiken durchzogenes Liebesdrama zwischen Mira und ihrer kontrollierenden Exfreundin Laurie (Adria Arjona), die sich in Paris wieder treffen, nachdem die Dinge nicht im Guten ausgegangen waren. Wie in „Mulholland Drive“ fühlen sich die Szenen zwischen den Frauen kein bisschen authentisch an, was aber bei Lynch Stilmittel ist und hier zwischen dem dokumentarischen Blick hinter die Industriekulissen auch etwas heraussticht.

Gleichzeitig wirken die von Assayas geschriebenen und in Szene gesetzten, lasziven Szenen zwischen den beiden Frauen etwas male-gaze-y. Da sich die Serie aber auch mit Authentizität im Film befasst, läuft das Ganze womöglich auf eine Pointe hinaus, was diesen Aspekt angeht. Wie in der Vorlage wird hier nämlich der Wert von Kunstfilm vs. Unterhaltungsfilm verhandelt, ebenso wie die Frage nach der Verantwortung von Remakes, was nicht nur durch die aktuelle Film- und Serienlandschaft relevant wirkt, sondern hier schon automatisch durch die Fragestellung in „Irma Vep“ inhärent meta ist.

Ein besonders netter Kniff sind auch eingeschobene Szenen aus dem über 100 Jahre alten Schwarz-Weiß-Original von „Les Vampires“, die mit den modern gefilmten Szenen der fiktiven Neuauflage verglichen werden können, wobei die Albernheit eines eins zu eins nachgedrehten Films an Gus Van Sants verhasstes „Psycho“-Remake erinnert - das möglicherweise ebenfalls die Unsinnigkeit eines solchen Unterfangens unterstreichen sollte (je nachdem, wie gut man es mit dem Mann meint). Einblicke in den eingangs erwähnten Hollywood-Blockbuster von Mira solltet Ihr aber nicht erwarten.

Doch auch in der Serienversion ist die „Irma Vep“-Remake-Produktion des Klassikers in Schwierigkeiten, wie der herrlich aufgebrachte Produktionsmanager Gregory Desormeaux (wie schon im Film gespielt von Alex Descas) dem sensiblen und depressiven Regisseur Rene Vidal (Vincent Macaigne) zu verklickern versucht. Und während Hauptdarstellerin Mira auch angenehm unsympathisch sein darf in der ersten Folge, merkt man ihr doch bewundernswerte Leidenschaft für ihre Zunft und das Projekt an, wenn sie sich etwa an die damalige Hauptdarstellerin Musidora erinnert, die wirklich eine faszinierende, filmhistorische Persönlichkeit war. Oder wenn sie ihr Catwoman-artiges Kostüm anprobiert und versucht, in der Rolle der betörenden Unterwelt-Chefin aufzugehen.

Szenen aus Louis Feuillades „Die Vampire“ mit Musidora:


Ob uns in den nächsten Episoden ein psychosexuelles Divendrama wie in „Black Swan“ erwartet, ein „lynchiger“ Filmalbtraum über die surrealen Schattenseiten der Produktion oder eine nüchternere Industriesatire, ist nach der ersten Episode schwer zu sagen. Aber genau das macht Irma Vep auch grad so spannend...

Fazit

Irma Vep“ wirft einen satirischen Blick auf die Filmindustrie und zeigt dabei genauso viele Krallen, wie es Bussis aufdrückt. Im Remake seines eigenen Projekts, das sich widerum mit einem Remake befasst, wirft Regisseur Olivier Assayas ähnliche Fragen bezüglich Kunst versus Unterhaltung sowie Integrität von Originalen und Verantwortung von Neuauflagen auf wie in seinem Film von 1996. Letzterer muss aber zum Verständnis des Ganzen nicht unbedingt vorher angesehen werden. Ob die Serienfassung mit Alice Vikander in den kommenden Folgen genauso bodenständig bleibt wie die Filmvorlage mit Maggie Cheung, ist nach der ersten Episode noch nicht ganz klar. Sie scheint aber eine ganze Menge über das Geschäft mit den auf Zelluloid gebannten Träumen und die darin involvierten Leute zu sagen zu haben, was nicht immer ganz ohne Prätention vonstatten geht, die hier jedoch zum Teil der Punkt ist.

Hier noch mal der „Irma-Vep“-Serientrailer:

Schauspieler in der Episode Irma Vep 1x01

Darsteller   Rolle
Alicia Vikander …………… Mira Harberg
Vincent Macaigne …………… René Vidal
Adria Arjona …………… Laurie
Byron Bowers …………… Herman
Jeanne Balibar …………… Zoe
Vincent Lacoste …………… Edmond Lagrange
Nora Hamzawi …………… Carla
Hippolyte Girardot …………… Robert Danjou
Devon Ross …………… Regina
Alex Descas …………… Gregory Desormeaux
Antoine Reinartz …………… Jeremie
Sigrid Bouaziz …………… Séverine
Angelin Preljocaj …………… Choreographer
Valérie Bonneton …………… French FR
Asha Thomas …………… Mira's PR
Maiya Sinclair …………… Mira's Make Up Artist
Salif Cissé …………… Herman's Fan (as Salif Cisse)
Cosmo Gonik …………… Fashion Designer
David Blot …………… French TV Reporter
Johannes Oliver Hamm …………… German Journalist
Tito Garcia Gonzalez …………… Spanish Journalist
Abi Sakamoto …………… Japanese Journalist
Thibaut Evrard …………… SFX Technician
Benoit Peverelli …………… Nausicaa Photoshoot (as Benoît Peverelli)
Stéphane Page …………… Policeman in a boat
Arthur Cauras …………… Bodyguard
Michèle Clément …………… La Rieuse
Jonathan Leroux …………… Airport Baggage Handler #1
Aly Yague …………… Bodyguard

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