Batman ist tot, und in Gotham City hat sich ein Pulverfass entzündet, ohne dass der Dunkle Ritter es beschützen kann. Nach der Ermordung von Bruce Wayne wird sein Adoptivsohn Turner Haye zusammen mit den Kindern einiger von Batmans Feinden des Mordes an dem Kreuzritter beschuldigt: Duela Doe, auch bekannt als die Tochter des Jokers, eine unberechenbare Kämpferin und geschickte Diebin, die im Arkham Asylum geboren und von ihrem Vater im Stich gelassen wurde, Harper Row, eine gewiefte und bissige Ingenieurin, die alles reparieren kann, und ihr Bruder Cullen Row, ein cleverer Transgender-Teenager, der es leid ist, höflich und nett zu sein. Während der charismatische und knallharte Staatsanwalt Harvey Dent und das GCPD ihnen auf den Fersen sind, kann sich Turner auf Verbündete verlassen, darunter seine beste Freundin und fabelhafte Programmiererin Stephanie Brown und die unwahrscheinliche Batman-Sidekick Carrie Kelley. Aber unsere Ritter werden bald erfahren, dass in Gotham City eine noch größere, ruchlosere Macht am Werk ist. Dieses Team von ungleichen Flüchtlingen muss sich zusammenschließen, um die nächste Generation von Rettern zu werden, die als Gotham Knights bekannt sind.
Das Fernsehen hat eine merkwürdige Beziehung zur Figur Batman. Seit „Batman '66“ hat man sich nicht mehr getraut den erwachsenen Bruce Wayne als Protagonist einer Bat-Realserie zu zeigen. Entweder war es der kleine Bruce wie in Gotham, ein verschwundender Bruce wie bei Batwoman und Birds of Prey, der Bat-Butler wie in Pennyworth oder ein toter Bruce wie beim Neustart Gotham Knights, um den es hier gehen soll. Auch in Videospielen und einigen Comics hat man mit diesem Motiv schon gespielt. Zufälligerweise auch im gleichnamigen Spiel „Gotham Knights“, was aber keinerlei Verbindung zur Serie von The CW hat.
Der Sender wird nach der Übernahme durch die Nexstar-Gruppe und dem Ende von The Flash und dem erwartbaren Ende von Superman & Lois nach mehr als 20 Jahren, wenn man Smallville vom Vorgängersender The WB mitzählt, wohl bald ohne DC-Stoffe auskommen. Warum der erwachsene Wayne tabu ist, ist nie so richtig klar geworden. Aber auch bei Smallville scheiterte in 10 Jahren immer wieder ein Gastauftritt. Man munkelt wegen der Mutterfirma Warner Bros., die ihn exklusiv für das Kino wollte. Zeichentrickserien und Animationsprojekte sind derweil eine davon unberührte Baustelle. Superman hingegen hatte mehr als eine Handvoll Realserien, wenn man auch Superboy dazu zählt. Der DC-Goldjunge Batman hat also auf jeden Fall eine Art Sonderstatus. Bei den Titans und auch dem „Crisis on Infinite Earths“-Crossover durfte er hingegen auftreten, was etwas paradox anmutet.
Nach dem Ende von Batwoman zapft The CW nun also erneut den Bat-Mythos an, aber mit einem kruden Mix, der nichts Halbes und nichts Ganzes ist und dabei kaum mehr zur einstiegen Senderformel passen könnte, die junge Protagonisten, Mystery, Morde, Coming-of-Age und Superhelden in einen Mixer schmeißt, dabei willkürliche Comicfiguren und Konzepte bündelt und hofft, dass das genug ist, um die schwindenden linearen TV-Zuschauer zu erreichen, die seit der Pandemie noch einmal deutlich weniger werden. Die Pilotfolge macht es dabei den Zuschauern aber sehr schwer reinzufinden, denn Begeisterung für dieses Format will fast keine beim Anschauen aufkommen. Wahrscheinlich ist es ohnehin egal, wenn bald die große Neuausrichtung kommt und eine Fortsetzung schon vor dem Start wenig Chancen haben dürfte.
Worum geht es in Gotham Knights?
Die Hauptfigur ist ein Adoptivsohn namens Turner Hayes (Oscar Morgan), der Fan von Partys ist, aber keine Ahnung hatte, dass sein Vater der dunkle Ritter Gothams war. Eines Tages wird Bruce Wayne ermordet aufgefunden und die Kinder einiger von Batmans Feinden gehören zum Kreis der Verdächtigen und auch Turner wird beschuldigt, beteiligt am Komplott zu sein.
Dazu gehören Duela Dent (Olivia Rose Keegan), auch bekannt als die Tochter des Jokers, eine unberechenbare Kämpferin und geschickte Diebin, die im Arkham Asylum geboren und von ihrem Vater im Stich gelassen wurde, Harper Row (Fallon Smythe), eine gewiefte und bissige Tüftlerin und ihr Bruder Cullen Row (Tyler DiChiara), den sie versucht vor schlechtem Einfluss zu bewahren, aber irgendwie doch mit in den Schlamassel gezogen wird.
Besagte Figuren wirken wie eine Liste, die WB erlaubt hat, denn die wahren Ziehkinder von Bruce, also Dick, Jason, Barbara, Tim, Cassandra oder selbst Damian scheinen wohl tabu zu sein, anders kann man sich die Rag-Tag-Bande jedenfalls nicht erklären. Who the fuck ist Turner?
Die Kinder vom Bahnhof Gotham
Eine unbekannte Person zahlt dem Trio 100.000 Dollar um im Wayne Tower einzubrechen und den Tresor mit der Wayne-Mordwaffe zu plündern. Doch dann wird ihnen der Mord an Wayne angehängt, wobei auch die ganze Welt, sowie auch Turner erfährt, dass er Batman war.
Staatsanwalt Harvey Dent (Misha Collins, Supernatural) und das GCPD sind ihnen auf den Fersen, doch die Jugendlichen beteuern, dass sie nichts mit dem Mord zu tun haben und bald schon gerät auch Turner ins Visier der Polizei, die - wie so oft in Bat-Serien - korrupte Beamte hat.
Hoffnung gibt es durch Stephanie Brown (Anna Lore), die beste Freundin von Turner und eine Computerexpertin (in den Comics auch als Spoiler und später ebenfalls als Robin bekannt) sowie die frühere Robin Carrie Kelley (Navia Ziraili Robinson), die den „Gotham Knights“ aus einer gefährlichen Lage hilft, da sie ahnt, dass ihnen jemand die Schuld in die Schuhe schieben will. Gerade Carrie als Figur, die man eher mit Frank Millers „The Dark Knight“ und dessen Sequels verbindet, ist eine weitere merkwürdige Figurenwahl.
Immer wieder tauchen Eulen-Symbole in der Pilotfolge auf und Duela weiß, was das bedeutet. Denn in Arkham hat sie vom Court of Owls gehört, einer Geheimorganisation, die seit vielen Jahren schon die Fäden in Gotham City in der Hand hält. Wer sich ihnen in den Weg stellt, könnte dabei vom Talon geköpft werden, wie der korrupte Bulle, der auch einige der Verdächtigen verhört. Und auch Turners Alfred namens Cressida (K.K. Moggie) verbirgt wohl einige Geheimnisse, was man sieht, als sie das Testament ins Feuer wirft.
Gotham Babies
Die gesamte Serie wirkt wie ein Frankenstein-Versuch hip und zeitgemäß zu sein, in dem man gewisse Coming-of-Age-Hot-Topics in der Gruppendynamik heranzieht, scheitert aber auf ganzer Linie. Man holt sich diverse B-Sidekicks aus dem Bat-Mythos wie Carrie, Stephanie oder Harper, erfindet hier und da noch eine Figur dazu, nimmt mit Harvey Dent einen klassischen Schurken, mixt Jokers Tochter herein und erdreistet sich eine der besten modernen Stories, nämlich Court of Owls von Scott Snyder, zu adaptieren.
Anders als etwa das Arrowverse versucht man also gar nicht erst eine TV-Version der Helden zu etablieren, sondern macht ein ganz neues Ding und Universum auf. Das ist okay, das haben die DC Universe/HBO Max-Serien wie Titans auch neben dem Arrowverse getan, aber leider wirkt dieses neue The CW-Format fast schon wie eine Parodie der Tropen und Klischees, die man sonst bei den DC-Formaten und Mysteryformaten der Marke The Vampire Diaries findet. Jugendliche Protagonisten, die ach so verschieden sind, aber sich doch irgendwie zusammenraufen müssen, Popsongs und irgendein Mythos auf den man zurückgreifen kann.
Die Darsteller sind allesamt recht unbekannt, bis auf Collins. So ein Muster hat bei Arrow oder The Flash aber besser funktioniert als hier, weil kaum einer von ihnen genug Charisma mitbringt und ohne den DC-Namen wäre das Dargebotene wahrscheinlich noch uninteressanter, als es eh schon ist. Das fertige Formar ist ein uninspirierter Bat-Misch-Masch ohne dunklen Ritter, aber mit vielen seiner Spielzeugen und einer Crew, die man wahrscheinlich nicht aus einer Reihe von anderen Newcomern herauspicken könnte, wenn man müsste, weil man beim GCPD vorgeladen wird.
Der Handlungsmotor der ersten Staffel ist die Frage, wer den Mord an Wayne finanziert und orchestriert hat, wobei man zumindest in den letzten Minuten durch den Court of Owls als Comicfans meine Neugierde geweckt hat. Allerdings hätte ich mir eher gewünscht, dass diese Storyline für einen Film des James-Gunn-Regimes der DC Studios genutzt wird, als hier verheizt zu werden. Vielleicht geht sogar beides, weil die Einschaltquoten, wenn der Trend so weiter geht wie bisher, ohnehin weit unter einer Millionen US-Zuschauer liegen werden - wahrscheinlich sogar eher um die 500.000, wenn überhaupt.
Fazit: Bat-Meh
Mir ist leider völlig unklar für wen diese Serie sein soll. Comicfans erkennen die eingebauten Figuren kaum wieder. „Court of Owls“-Fans dürften ernüchtert sein über die Small-Budget-Adaption, Arrowverse-Fans sind eh zum Abschied bereit und hatten vielleicht schon genug ähnliche DC-Formate und Batman-TV-Fans erhalten wieder einmal nichts Halbes und nichts Ganzes, sondern einen ganzen Haufen von halbgaren B-Sidekicks mit schwammigen Charakterisierungen und kaum Charisma und Bildschirm-Präsenz. De facto könnte die Serie wie „Birds of Prey“ auch aus dem Jahr 2002 stammen, man merkt kaum Unterschiede.
The CW hat in der Vergangenheit bewiesen, dass man mit einer gewissen Formelhaftigkeit die DC-Helden zu Serienhelden machen kann, auch wenn sich diverse Muster dabei im Lauf der Zeit wiederholt und auch ganz klar abgenutzt haben. Inzwischen sind durch Streamingdienste wie HBO Max und Disney+ die Ansprüche an Formate von DC und Marvel aber massiv gestiegen, sodass eine solche Pilotfolge kaum einen mehr ernsthaft begeistern dürfte. Wenn doch, will ich niemanden den Spaß am Format absprechen. Womöglich ist es genau das, was einige jüngere Zuschauer wollen, die nicht so tief mit den Comics oder den vorherigen Serien verwurzelt sind und dann wünsche ich gute Unterhaltung in den nächsten 12 Folgen.
Dennoch kann ich nicht nachvollziehen, wer dieses Format für serienreif gehalten hat, denn das geht deutlich besser. Schade, dass die meisten Zeichentrickserien rund um good old Bats mehr zu bieten hatten, als die Realserien in den letzten 20 Jahren. Mehr als zwei dubiose Eulen-Münzen von fünf sind da nicht drin.
Gotham Knights: Serientrailer - Fight for Gotham
Hier auch noch der Trailer zur nächsten Folge: