Im Fernsehen bezeichnet procedural ein Seriengenre, bei dem innerhalb einer Episode ein Problem vorgestellt, untersucht und auch gelöst wird. Im Deutschen kann man solch eine Serie also als „Episodenserie“ bezeichnen.
Diese Serien spielen oftmals - wenn auch nicht immer - im Polizei- oder Strafverfolgungsmilieu. Die Dramaturgie für ein Polizei-procedural (zum Beispiel Law & Order, NYPD Blue oder Criminal Minds) folgt einem relativ fixen Verlauf: Ein Verbrechen wird begangen und entdeckt, es folgen intensive Ermittlungen, die zur Identifizierung des (mutmaßlichen) Täters führen und am Ende der Episode wird der Täter verhaftet, verurteilt.
Dabei konzentrieren sich klassische Serien dieses Genres auf zumeist nur einen Fall pro Folge. In moderneren Varianten wird in mehreren Fällen parallel ermittelt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei stets auf der Ermittlungsarbeit. Mitunter ist dem Zuschauer vorab die Identität des Täters bekannt, wodurch die klassische „Whodunnit“-Struktur durchbrochen wird.
Bei einem Arzt-Procedural (House oder Grey's Anatomy) ist die Krankheit sozusagen das Verbrechen und die Verhaftung des Täter ist gleichzusetzen mit der richtigen - sprich: heilenden - Medikation.
Die Detailgenauigkeit der Ermittlungen auf die Spitze getrieben haben die „Forensic Procedurals“ des CSI: Crime Scene Investigation-Franchises, die durch ihren immensen Erfolg ein eigenes Subgenre erschufen. Hier spielen Zeugenbefragungen und Täterpsychologie eine Nebenrolle. Was zählt, sind Spuren von Kleidungsfasern, Lackreste oder sonst irgendwie zurückgelassene Beweise für die Täterschaft.
Theoretisch können von einem procedural unendlich viele Folgen produziert werden, denn es geht immer um Variationen der Fälle. Darüber hinaus ist ein (Haupt-)Darsteller relativ mühelos durch einen neuen ersetzbar (siehe den Erfolg von Law & Order über zwanzig Jahre).
Für die ausstrahlenden Sender haben procedurals einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Sie laufen auch in der Syndication gut. Zudem spielt bei manchen procedurals die Ausstrahlungsreihenfolge keine Rolle, was die Programmplanung vereinfacht. Und entscheidet sich der Sender, die Serie abzusetzen, sind Fans zwar enttäuscht, bleiben aber in der Regel nicht mit offenen Fragen und ungelösten Handlungssträngen zurück.
Da es bei dieser Art Serien (von Law & Order also zum Beispiel abgesehen) oft keine übergreifenden Handlungsbögen gibt, kann der Zuschauer auch nur einzelne Folgen genießen. Er findet sich bei jeder beliebigen Folge unabhängig von irgendeinem Vorwissen schnell zurecht. Allerdings würde so andererseits keine Entwicklung stattfinden. Episodenserien werden deshalb oft für mangelnde Charakterzeichnung und -entwicklung der Rollen kritisiert. Dem Privatleben der Hauptcharaktere wird denn auch nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Es geht oft allein um die Lösung der Fälle.