In Meereen ist unterdessen der Tag der großen Gladiatorenkämpfe gekommen, was Daenerys (Emilia Clarke) nicht ganz gefällt. Sie beaufsichtigt widerwillig die traditionellen Festspiele, während die verschiedensten Kämpfer ihre Kräfte zur Schau stellen. Jedoch kommt es zum überraschenden Auftritt eines alten Bekannten sowie einer äußerst brenzligen Situation, die Daenerys und ihresgleichen in große Gefahr bringt.
Es ist wahrlich keine einfache Aufgabe, in die Fußstapfen der rundum gelungenen und mitreißenden Episode Hardhome zu treten. Die Ereignisse aus der achten Episode der fünften Staffel von Game of Thrones sind nur schwer zu toppen, auch wenn The Dance of Dragons alles versucht, um in ähnliche Sphären aufzusteigen. Dies gelingt der Episode auch bisweilen, insgesamt drückt man jedoch wieder ein wenig auf die Bremse, wodurch zwangsläufig nicht ganz das hervorragende und packende Erzähltempo der letzten Folge erreicht wird.
Die Drehbuchautoren David Benioff und D. B. Weiss geben uns gerade zu Beginn der Episode eine kleine Ruhepause, wobei dies mitnichten bedeutet, dass die Handlung vielerorts stillsteht. Ganz im Gegenteil sogar - gleich in mehreren Handlungssträngen begibt man sich auf hochinteressante Pfade, die dramatische Konsequenzen haben könnten. Unter der Führung des erfahrenen Fernsehregisseurs David Nutter, der unter anderem die Episode The Rains of Castamere aus der dritten Staffel inszenierte und die fatale „Red Wedding“ auf Film bannte, wird uns mit „The Dance of Dragons“ eine bisweilen sehr unaufgeregte Episode präsentiert. In den richtigen Momenten zieht sie das Tempo an und hält zahlreiche dramatische Augenblicke für den Zuschauer bereit - insbesondere am Ende der Episode.
A good heart
Die mitunter größte Stärke dieser Episode liegt in ihrem wohldurchdachten Aufbau der einzelnen Szenen, in denen oft sukzessive immer mehr Spannung generiert wird, die sich dann in bestimmten Fällen auch noch entlädt und somit für einige ergreifende Momentaufnahmen sorgen kann. Die ersten Szenen dieser Episode sind vor allem von einer erdrückenden Tristesse geprägt, sei es an der Wall oder auch in Stannis' (Stephen Dillane) Lager, über dem stets ein unheimliches Gefühl der kurz bevorstehenden Katastrophe schwebt. Vor allem in Castle Black werden wir weiter hingehalten, wobei die Zeichen deutlicher nicht sein könnten, dass Jons (Kit Harington) Plan mit den evakuierten Wildlings einfach unschön enden muss. Er und die geretteten Anhänger des Free Folk - darunter auch Publikumsliebling Wun Wun - werden zunächst nur zögerlich von Jons Vertreter Ser Alliser Thorne (Owen Teale) in den Tunnel unter der Wall eingelassen.
Man sieht dem erfahrenen Throne bei seinem Anblick der Wildling-Masse durchaus an, dass er ein mulmiges Gefühl bei der ganzen Sache hat, was er dem gutherzigen Jon wie so oft auch direkt ins Gesicht sagt. Dieser macht sich derweil Vorwürfe, versagt zu haben, wobei Sam (John Bradley) ihn ein wenig aufbaut und darauf hinweist, dass er viele Familien gerettet hat und sich nichts zu Schulden hat kommen lassen. Seine Mitstreiter der Night's Watch beäugen unterdessen sehr kritisch die Durchreise der Wildlings, welche nun südlich der Wall angesiedelt werden. Die Macher übertreiben es schon beinahe mit ihrem foreshadowing, denn auch hier darf ein erneut sehr enttäuschter Blick von Olly (Brenock O'Connor) in Richtung Jon nicht fehlen.
Kit Harington als Jon Snow in %26bdquo;The Dance of Dragons%26ldquo; © HBO
Disaster
Man spielt jetzt schon seit mehreren Episoden mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und hat bis dato mehr als nur einen Wink mit dem Zaunpfahl eingebaut. Eine geschickte Finte der Autoren oder die Ruhe vor dem Sturm und der finalen Eskalation? Wirklich subtil gehen sie hier zumindest nicht vor, jedoch kann man auch nicht abstreiten, dass sie die Spannung gekonnt auf die Spitze treiben - was auch immer ihre Pläne für das Staffelfinale Mother's Mercy in der nächsten Woche sein mögen.
Während wir die Wall schon wieder recht schnell verlassen und weiter auf die Folter gespannt werden, kommt es im Handlungsstrang um Stannis zu einem einschneidenden Ereignis, das einem die Haare zu Berge stehen lässt. So verschlechtert sich die Situation für seine Mannen zunächst drastisch, nachdem Ramsay (Iwan Rheon) und einige seiner Schergen im Feindeslager erfolgreich Feuer legten, wodurch Chaos ausbrach und am nächsten Morgen von Davos (Liam Cunningham) leidvoll festgestellt werden muss, dass nicht nur etliche Belagerungswaffen, sondern auch der restliche Proviant von Stannis' Gefolgschaft zerstört wurde.
True to himself
Es sieht sehr düster für Stannis aus, der von Davos nahezu angefleht wird, den Marsch in Richtung Winterfell abzubrechen und nach Castle Black zurückzukehren, selbst wenn sogar für diese Tour nicht wirklich Nahrung verfügbar ist. Doch sie sitzen nun einmal fest, während die Boltons sie geschickt bluten lassen und der Winter Stannis' Soldaten sichtlich zusetzt. Ein kurzer, verräterischer Blick auf Melisandre (Carice van Houten) und Selyse (Tara Fitzgerald) sagt dann mehr als tausend Worte und lässt die schlimmsten Befürchtungen vieler Zuschauer innerhalb kürzester Zeit wahr werden.
Davos wird erst einmal von Stannis „aus dem Weg geräumt“, soll der ehemalige Schmuggler doch zurück nach Castle Black reiten, um Lord Commander Jon Snow um neuen Proviant und Unterstützung zu bitten, für welchen die Night's Watch eines Tages entlohnt werden wird. Davos würde natürlich lieber an der Seite seines Königs bleiben, respektiert aber den Befehl von Stannis ohne weitere Widerworte. Ein kurzer Abschiedsbesuch bei Shireen (Kerry Ingram) verdeutlicht dann noch einmal, wie sehr die junge Königstochter Davos ans Herz gewachsen ist. Sie hat ihm nicht nur das Lesen beigebracht, sondern auch stets an seine eigenen Kinder erinnert, für die Davos leider nie wirklich Zeit hatte.
No other way
Die letzte Hoffnung, Shireen würde vielleicht doch nicht in die Hände Melisandres und ihres Lord of Light fallen, nimmt uns dann eine hochdramatische Szene zwischen dem aufgeweckten Mädchen und ihrem Vater. Über einen Vergleich mit der Geschichte der Targaryens und dem einstigen „Dance of the Dragons“, eine Art Bürgerkrieg innerhalb der mächtigen Familie um die Thronfolge, probiert sich Stannis dann daran, seiner Tochter zu vermitteln, wie schwer es sein kann, Entscheidungen treffen zu müssen. Oft ist es sogar so, dass einem gar keine andere Wahl gelassen wird, um das zu tun, was man tun muss, um sein Schicksal zu erfüllen. Shireen erklärt sich dann sofort bereit, ihrem Vater zu helfen, was die ganze Szene nur noch umso tragischer macht. Vor allem Stephen Dillanes leerer, bisweilen verzweifelter Blick brennt sich dem Zuschauer ins Gedächtnis, ist sein Charakter doch nur wenige Schritte davor, etwas Schreckliches zu tun.
Und so kommt es, wie es kommen musste und die zunächst unerschrockene Shireen wird in Richtung Scheiterhaufen. Bei ihr macht sich sofort Panik breit, was von der jungen Kerry Ingram durch unangenehme Hilfeschreie hervorragend rübergebracht wird. Den versammelten Soldaten merkt man deutliches Unbehagen an, als Melisandre Shireen den Flammen opfert. Stannis blickt wie entgeistert ob dieses unmenschlichen Opfers, während seine Frau Selyse ihm zuspricht, dass es die richtige Entscheidung war. Als sich deren Tochter dann jedoch ein letztes Mal hilfesuchend an ihre Eltern wendet, brechen aus Selyse plötzlich Mutterinstinkte hervor, so dass sie es schließlich ist, der Stannis sagen muss, dass es keine andere Möglichkeit gibt, ihrer Misere zu entkommen.
Liam Cunningham und Kerry Ingram als Davos und Shireen in %26bdquo;The Dance of Dragons%26ldquo; © HBO
Your daughter
Es handelt sich hierbei um eine extrem bedrückende Sequenz, in der einem die furchtbaren Hilfe- beziehungsweise Schmerzensschreie Shireens durch Mark und Bein gehen. Durch eine sehr taktvolle Inszenierung und den hervorragenden, dezenten Einsatz von Musik entwickelt sich hier eine emotionale Wucht, die den Zuschauer mitten ins Herz trifft. Die Darsteller leisten dann ihr Übriges, sei es Tara Fitzgerald, deren Figur letztlich hilflos zusammenbricht oder vor allem auch Stephen Dillane, dessen Mimik ausgezeichnet ist.
Man sieht Stannis förmlich an, wie schwer ihm diese Entscheidung gefallen ist und dass ein Teil von ihm nie dazu bereit war, ein solches Opfer einzugehen. Nun wird sich zeigen, ob Shireens Leben es wirklich wert war, um Stannis' Vorhaben neuen Aufschwung zu geben. Ein Konflikt mit Davos scheint derweil unvermeidbar, sobald dieser von dem Tod Shireens erfahren wird. Vor allem zwischen ihm und Melisandre könnte es zu neuen Auseinandersetzungen kommen. Stannis selbst muss nun mit dieser Last leben, was großartig durch einfache Mittel eingefangen wird und sich in seinem wettergegerbten Gesicht zeigt.
Breaking the bread
Harter Tobak, den man uns hier auftischt - und dabei ist dies nicht die einzige unangenehme Szene, in The Dance of Dragons vorgeführt wird. Doch, bevor wir uns nach Braavos begeben, bietet sich ein Abstecher nach Dorne an, welches im Vergleich ein wenig leichter und weniger finster angehaucht ist. Das Schöne daran ist, dass Dorne mir persönlich hier besser als jemals zuvor gefällt. Dies mag vielleicht an dem vollwertigen Auftritt von Alexander Siddig als Prince Doran Martell liegen, den wir endlich mal länger als nur ein paar Sekunden zu sehen bekommen. Was aber auch auffällt, ist, dass man den Figuren in Dorne nun in der Tat etwas mehr Zeit und Spielraum gewährt, dabei auf etwaige Hüpfeinlagen verzichtet und die Charaktere einfach mal über ein paar simple Plattitüden hinaus interagieren lässt. Und, wie wir wissen, zeigt sich Game of Thrones meistens genau dann auch von seiner besten Seite.
Zu Beginn dieses Handlungsstrangs sehen wir Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) innerhalb des herrlichen Palasts der Water Gardens, wo er von Doran, dessen Sohn Trystane (Toby Sebastian), Myrcella (Nell Tiger Free) und auch Ellaria (Indira Varma) empfangen wird. Myrcella fällt zunächst mit ihrer Aufmüpfigkeit auf, während Doran Jaime erst einmal zur Rede stellt. Dieser begründet die geheime Infiltration, um Myrcella zu befreien, damit, dass eine eindeutige Drohung in King's Landing eintraf, die Mutter Cersei (Lena Headey) bekanntermaßen in helle Aufruhr versetzte. Interessant ist hier jedoch, dass Myrcellas Medaillon aus ihren Gemächern entwendet wurde und Doran folglich fragend in Richtung Ellaria blickt, deren Reaktion nicht ganz eindeutig zu lesen ist. Steckt sie oder vielleicht jemand ganz anderes hinter diesem Komplott?
Conditions
Doran will auf jeden Fall seiner diplomatischen Linie treu bleiben und keinen offenen Konflikt mit der Krone riskieren, weiß er doch, was ein Krieg für sein Land bedeuten würde. Siddig nimmt man hier die geballte Erfahrung des Taktikers Doran komplett ab, gleichzeitig baut der erfahrene Darsteller einige vielsagende Nuancen in sein Spiel ein, die keine Zweifel daran lassen, dass er die Tode seines Bruders Oberyns sowie seiner Schwester Elias keinesfalls vergessen hat. Doch es spricht für seine Weitsicht, nach außen friedvoll zu handeln, was die heißblütige Ellaria nicht gutheißen kann. Für Jaime und seine Absichten verläuft das Gespräch gut, Doran schwört Tommen die Treue und entlässt Myrcella gen King's Landing, jedoch nur gemeinsam mit ihrem Verlobten Trystane, welcher in der königlichen Hauptstadt dann den Platz im Small Council einnehmen soll, den Oberyn innehatte.
Jaime nickt dies ab, während Doran ein riskantes Spiel betreibt. Zum einen weiß er, dass die Fehde zwischen seiner Familie und den Lannisters sehr tief geht, selbst wenn Myrcella und Trystane eines Tages heiraten sollten. Dies wäre wohl der einfachste Weg, um das Problem zu lösen, jedoch benötigt es auch Zeit. Nun setzt er Trystane in King's Landing durchaus einer gewissen Gefahr aus, kann diesen jedoch auch als direkten Informanten dafür nutzen, was die Absichten der Krone sind. Man wird hier Dorans Charakter aus der Buchvorlage durchaus gerecht, taktiert er doch stets vorsichtig, ohne aber sein Ziel aus den Augen zu verlieren.
Indira Varma als Ellaria Sand in %26bdquo;The Dance of Dragons%26ldquo; © HBO
The value of mercy
Da stellt Ellaria schon das komplette Gegenteil dar. Sie kommt weit mehr nach der Art ihres verstorbenen Gatten. Doch sie knickt später ein und präsentiert sich im Gespräch mit Jaime als auch gegenüber Doran plötzlich überraschend handzahm - auch, weil Doran deutliche Worte verliert. Oder spielt sie jetzt einfach mit, um vielleicht irgendwann doch ihre Rache zu bekommen? Es wäre ihr zuzutrauen, wobei ihre Tränen aufrichtig wirken.
Interessant ist übrigens die Erwähnung von vier Töchtern Ellarias, von denen wir erst drei kennengelernt haben. Was die Sand Snakes betrifft, gibt es bereits einige Abweichungen zu den Büchern. Zu der noch unbekannten vierten Tochter Ellarias dürften einige (Buch-)Leser aber vielleicht schon Theorien haben. Bei den inhaftierten Töchtern Oberyns tut sich derweil nicht besonders viel, jedoch muss man den Machern lassen, dass sie es recht gut fertigbringen, die Beziehung der Schwestern untereinander - genauer: Nymeria (Jessica Henwick) und Tyene (Rosabell Laurenti Sellers) - zu illustrieren.
Dies gibt den Figuren erneut etwas mehr Profil, besser wäre es aber gewesen, man hätte schon ein wenig früher damit angefangen und nicht erst so kurz vor dem Ende der Staffel. Ich kann mir nur vorstellen, dass man Dorne behutsam für die sechste Staffel aufbauen wollte, was bis jetzt wiederum eher mäßig funktioniert. Zwischen Bronn (Jerome Flynn) und der liebestollen Tyene könnte sich noch eine kleine Nebenhandlung anbahnen, von der man aber auch nicht so recht weiß, was man erwarten soll.
Der Söldner selbst wird wieder auf freien Fuß gesetzt und darf sich über das gnädige Verhalten Trystanes freuen, der dem Credo seines Vaters folgt. Eine kleine „Revanche“ für Bronns Angriff gibt es jedoch durch den stämmigen Areo Hotah (Deobia Oparei), was für einen amüsanten kleinen Moment sorgt. Generell ist es jedes Mal ein großer Spaß, den einfachen Bronn im Zusammenspiel mit Hochgeborenen zu sehen, die er wie jeden anderen behandelt.
A girl has work to do
In Braavos findet sich derweil ein Charakter ein, der ebenfalls schon mehrfach für einige witzige Augenblicke in der Serie gesorgt hatte. Mace Tyrell (Roger Ashton-Griffiths) kommt nun nämlich gemeinsam mit seiner Eskorte Ser Meryn Trant (Ian Beattie) in der Handelsmetropole an, wo er sogleich von Tycho Nestoris (Mark Gatiss) im Namen der Iron Bank in Emfpang genommen wird.
Abermals zeigt sich Mace als Karikatur seiner selbst, was jedoch nur eine Randnotiz ist, liegt der Fokus hier doch ganz eindeutig auf Arya (Maisie Williams). Diese ist kurz davor, ihren ersten Auftragsmord für die Faceless Men in die Tat umzusetzen, zögert jedoch und lässt den skrupellosen Geschäftsmann links liegen, als sie Meryn Trant sieht. Dieser hatte einst Syrio Forel auf dem Gewissen und nun stellt sich die Frage, wie Arya vorgehen wird: Hat sie ihr altes Ich vergessen und ist sie nun ein treuer Diener des Many-Faced God? Oder kann sie sich nicht von ihren Rachegedanken, ihrer persönlichen Agenda sowie ihrer Liste der Todeskandidaten trennen, auf welcher auch Trants Name steht? Eher letzteres ist der Fall, verfolgt Arya doch Mace und Trant durch die Stadt.
Während sich Mace gewohnt etwas tölpelhaft präsentiert, verliert Arya Trant nicht eine Sekunde aus den Augen. Erneut baut sich eine intensive Spannung auf, die wenig später den Höhepunkt erreicht, als sie ihn und ein paar seiner Soldaten bis zu einem Bordell verfolgt. Ob es jetzt notwendig gewesen ist, aus Ser Meryn Trant ein pädophiles Scheusal zu machen, erschließt sich mir nicht ganz, war Aryas Motivation, ihn zu töten, doch bereits mehr als vorhanden. Die Szenen in dem Etablissement erfüllen einen mit Ekel und lassen hoffen, dass Arya Trant ein Ende bereitet, bevor dieser weitere Gräueltaten vollführen kann. Erneut führt man dem Zuschauer die raue Welt von Game of Thrones vor Augen und wandelt dabei hart an der Grenze, was ein unschönes Gefühl hinterlässt. Auch, dass Arya selbst in unmittelbarer Gefahr schwebt, als sie Trant hinterherspioniert, ist schaudererregend.
Second chances
Zurück im House of Black and White verspricht Arya Jaqen (Tom Wlaschiha), ihrer eigentlichen Zielperson am nächsten Tag den Garaus zu machen, wobei wir uns sicher sein können, dass sie sich um Trant kümmern wird. Dabei kann ich mir bereits jetzt vorstellen, wie sie in seine unmittelbare Nähe kommen will, um dann zuzuschlagen. Auch hier baut man sehr behutsam eine Art Anspannung auf, die sich effektiv auf die Zuschauerschaft überträgt. Viele aus dem Publikum werden sich wohl zweifellos gewünscht haben, dass Arya bereits in dieser Episode zur Tat schreiten würde, um Meryn Trant Einhalt zu gebieten, was wir nun aber sehr wahrscheinlich im Staffelfinale sehen werden.
Maisie Williams als Arya in %26bdquo;The Dance of Dragons%26ldquo; © HBO
Great games
Bis zu diesem Zeitpunkt bewegt sich die Handlung von The Dance of Dragons eher gemächlich voran, auch wenn immer wieder Nadelstiche gesetzt werden, die emotional ins Schwarze treffen und ihre dramatische Wirkung alles andere als verfehlen. Auch die Handlung in Meereen profitiert zunächst von einem behutsamen Aufbau, bis sich die Situation in der fulminanten Kampfarena Daznak's Pit immer mehr hochschaukelt und schlussendlich eskaliert. Die Aufnahmen der gewaltigen Stätte, für die eine alte Stierkampfarena im spanischen Osuna genutzt und mit Computereffekten bearbeitet wurde, erinnern an das altehrwürdige Kolosseum von Rom und rufen Erinnerungen an die verschiedensten Sandalenfilme in einem hervor.
Es dauert nicht lange, da kommt es auch schon zur ersten Auseinandersetzung zwischen einem kräftigen Gladiator und einem flinken Kämpfer. Sie findet jedoch ein äußerst abruptes Ende, bei dem nicht wenige vor Überraschung kurz auflachen werden. Geschickt verwebt man dieses Duell mit einer starken Dialogszene zwischen Daenerys (Emilia Clarke), Daario (Michiel Huisman) und Hizdahr (Joel Fry), in der deutlich wird, warum Daenerys von dem verwegenen Söldner so dermaßen angetan ist.
Doch auch Hizdahr hat nicht Unrecht, wenn er Daenerys indirekt dafür kritisiert, dass sie glaubt zu wissen, was die Gladiatoren in der Arena wollen und was nicht. Den Traditionen der Metropole wird von vielen abgöttisch gefolgt und Daenerys ist und bleibt eine Besetzerin in einer fremden Stadt, deren Kultur eigen, aber sehr stark ausgesprägt ist. Tyrion (Peter Dinklage), der zuvor noch einen kleinen Seitenhieb von Hizdahr einstecken musste, steht seiner neuen Königin jedoch bei und revanchiert sich verbal bei dem eloquenten Hizdahr. Er ist nämlich, ähnlich wie sie, von diesen blutigen Schaukämpfen extrem angewidert.
For glory
Hier greifen zahlreiche sehenswerte Charaktermomente unter den verschiedenen Figuren wunderbar ineinander, was auch an den sehr guten Darbietungen der einzelnen Schauspieler liegt. So ist deren Unterhaltung für lange Zeit das eigentliche Highlight, bis es dann zu einem weiteren Scharmützel kommt, das Daenerys' ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt. Denn plötzlich findet sich Jorah (Iain Glen) in der Arena ein und möchte seinen Wert ein letztes Mal unter Beweis stellen. Im Kampf mit den erprobten Gladiatoren sieht der Ritter aus Westeros zunächst etwas schlechter als noch in der kleinen Kampfarena vor einigen Episoden aus. Vor allem der geschickte Braavosi setzt Jorah stark zu. Daenerys verfolgt das Geschehen gespannt, wobei sich in ihrem Gesicht mit der Zeit immer deutlicher zeigt, dass sie nicht mit ansehen möchte, wie Jorah vor ihren Augen umgebracht wird.
For the Queen
Die Meute ist alles andere als erfreut, als der Lokalmatador von Jorah besiegt wird. Dieser greift dann plötzlich zu einem Speer und wirft diesen in Richtung Daenerys - jedoch, um einen Son of the Harpy niederzustrecken, welcher die Königin hinterrücks attackieren wollte. Wie aus dem Nichts sind etliche von den maskierten Rebellen zu sehen, das markante Musikstück zu den Sons of the Harpy ist zu vernehmen und binnen weniger Sekunden bricht eine verheerende Massenpanik mit zahlreichen Toten aus. Darunter ist auch Daenerys' Gatte Hizdahr zu finden, was durchaus überraschend ist (vor allem für Buchleser). Regisseur David Nutter behält jedoch stets den Überblick und lässt die Szenerie nie zu konfus oder unübersichtlich werden, wodurch man als Zuschauer wiederum uneingeschränkt gepackt ist und mitfiebert.
Jorah kann sich schließlich bis zu Daenerys durchschlagen, als dann wiederum deutlich wird, dass Daenerys ihn sehr wohl braucht und froh ist, dass er wieder an ihrer Seite ist. Tyrion geht in dem blutigen Massaker fast etwas unter, bewahrt dann jedoch Missandei (Nathalie Emmanuel) heldenhaft vor einem schrecklichen Schicksal. Die Flucht aus der Arena gestaltet sich aber als unmöglich und so werden Daenerys und ihre Gefolgschaft von den Sons of the Harpy eingekesselt. Deren Übermacht ist nicht von der Hand zu weisen und so scheint das letzte Stündlein der Mother of Dragons geschlagen zu haben - würde nicht plötzlich ein lautes Brüllen erschallen, das für eine gespenstische Ruhe innerhalb der Arena sorgt.
Fly
Aus einer Feuerwalze bricht auf einmal Drogon hervor und stellt sich schützend vor seine „Mutter“, die zuvor allem Anschein nach ein letztes Stoßgebet gen Himmel entsandte, welches letztlich in gewisser Weise erhört wurde. In einem epischen Moment kracht Drogon auf den sandigen Boden hernieder und setzt dem bereits vorherrschenden Chaos noch einmal die Krone auf. Dabei wirkt die Szene jedoch tatsächlich noch ein wenig kontrollierter als in der Buchvorlage, wo es ebenfalls zu diesem Vorfall kommt. Die Sons of the Harpy attackieren die geflügelte Bestie, welche sich zur Wehr setzt und mit alles vernichtendem Drachenfeuer antwortet. In all dem Getümmel fasst sich Daenerys dann ein Herz und will ihrem lädierten Drachen zur Seite stehen, weshalb sie auf dessen Rücken klettert und auf diesem dann davonfliegt.
Ihre Gefolgschaft um Tyrion, Jorah, Daario und Missandei blickt ihr wie versteinert hinterher, während Drogon immer höher und höher steigt. Man kann nicht oft genug erwähnen, wie gewaltig dieser Moment ist, sowohl emotional als auch visuell. Die Animationen sind schlichtweg fantastisch, ebenso die zahlreichen Effekte. Und nun, da Daenerys Meereen den Rücken zugewandt hat, wird sich zeigen müssen, wohin sie die gigantischen Drachenschwingen Drogons führen werden. Auch ihre treuen Untergebenen werden gerade jetzt auf die Probe gestellt. Die Handlung in Meereen nimmt so kurz vor dem bevorstehenden Staffelfinale noch einmal eine entscheidende Wendung, die wahrscheinlich nicht wenige auf dem falschen Fuß erwischt hat.
Joel Fry und Emilia Clarke als Hizdahr zo Loraq und Daenerys Targaryen in %26bdquo;The Dance of Dragons%26ldquo; © HBO
Fazit
Die Episode The Dance of Dragons liefert genau das an ihrem Ende ab: Die Szenen in der großen Kampfarena von Meereen nehmen innerhalb kürzester Zeit ein mitreißendes Tempo auf und enden schließlich mit der atemberaubenden Flucht von Daenerys auf dem Rücken ihres größten Drachen. Die Schauwerte sind wie so oft beeindruckend, doch auch die kleinen Nuancen, die hier von den einzelnen Darstellern und ihren Figuren ausgehen, tragen zu diesem sehr gelungenen Handlungsstrang bei. Der Plan der Macher und Regisseur David Nutter geht in dieser Folge gleich mehrfach auf, indem sie sehr unaufgeregt die verschiedenen Handlungsstränge auf den Weg bringen, um letztlich vielerorts spannende Highlights zu setzen.
Insgesamt kommt „The Dance of Dragons“ zwar nicht an das exzellente Hardhome heran, die neunte Episode der fünften Staffel des Fantasyepos gehört aber dennoch mit zu den besten Folgen dieser Staffel und fährt an ihrem Ende noch einmal sehr schwere Geschütze auf. Die Handlung gestaltet sich mancherorts nicht immer besonders subtil, dafür wird aber hervorragend und äußerst clever Spannung für das Staffelfinale etabliert, das sicher noch mit dem einen oder anderen Paukenschlag aufwarten wird. Die tollen Leistungen der einzelnen Darsteller an den verschiedensten Handlungsorten tragen dann noch dazu bei, dass die Vorfreude auf die Finalepisode Mother's Mercy gleich noch einmal gesteigert wird.