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Aus den Träumen junger Menschen zu profitieren, ist ein großes Geschäft. Es müssen nicht Lehrstücke sein, die man da präsentiert bekommt, aber man sollte seinen Respekt vor dem Publikum immerhin dadurch zeigen, sie nicht für dumm zu verkaufen. Im Idealfall schaffen Film- und Fernsehschaffende es, ein starkes und gleichberechtigtes Weltbild in eine unterhaltsame Story zu betten. Das Negativbeispiel kann man sich hingegen bei Famous in Love anschauen.

Worum es geht

Paige (Bella Thorne, „Shake it Up!“) wäre furchtbar gerne nicht nur eine Collegestudentin, die unerklärlicherweise in einer WG wohnt, die vom The OC-Set stammen könnte, sie wäre außerdem gerne Schauspielerin. Zu Beginn der Pilotepisode überredet ihre beste Freundin Cassandra (Georgie Flores) sie, zu dem Casting eines Blockbusters zu gehen.

Dass sie den Part bekommt, ist schon klar, bevor wir sie das erste Mal schauspielen sehen. In erster Linie natürlich, weil die Story so flach und durchschaubar ist, dass man fast bis zum Staffelfinale durchschauen kann, aber auch, weil der Star des Films, Rainer (Carter Jenkins), sie durch die Fensterscheibe in einer Masse von Mädchen erspäht und seine braunen Traumaugen verdächtig lange auf ihr ruhen lässt.

Aber, nein, nicht doch, dabei ist das doch jetzt gerade die Zeit, in der Paige und ihr Mitbewohner Jake (Charlie DePew) sich endlich näherkommen. Rein optisch würde es zwar keinen Unterschied machen, ob sie nun mit dem einen sportlich-attraktiven Brünetten oder dem anderen attraktiv-sportlichen Brünetten zusammenkommt, aber aus Wohlwollen den Autoren gegenüber setzen wir mal voraus, dass die beiden in der zweiten Hälfte der ersten Staffel leichte Charaktermerkmale entwickeln, die sie voneinander absetzen. Also abgesehen davon, dass sie beide um Paiges Herz kämpfen und ziemlich dreamy sind...

Doch da ist noch der vierte im Bunde, Jordan (Keith Powers, Faking It). Dieser übernimmt rein rechnerisch den dritten im Liebesdreieck des Films „Locked“, ist aber für die Serie Famous in Love der vierte in einer furchtbaren Konstellation, die es erstrebenswert erscheinen lässt, möglichst allen Männern in Reichweite früher oder später den Kopf zu verdrehen.

Im Verlauf der Episode bekommt Paige ihr Vorsprechen sowohl mit Rainer als auch mit Jordan, nebenbei machen sich jedoch auch gestandene Stars Hoffnung auf einen Platz auf dem Filmposter, darunter Alexis (Niki Koss), eine alte Freundin von Rainer. Hinter der Produktion steht übrigens dessen Mutter Nina (Perrey Reeves, Entourage), ein echter Big Shot in Hollywood, die schon mal einen Klatschreporter bei den Eiern packt, um ihn einzuschüchtern - und zwar wortwörtlich.

Am Ende hat Paige die Rolle, ihren Platz im Rampenlicht und mehrere Herzen, die ihr zufliegen. Wie sie das geschafft hat? Dazu gehen wir in die Frage über, wie die Serie sich in ihrer Pilotepisode präsentiert.

Wie kommt es rüber?

Paige stolpert sich durch ihr erstes Vorsprechen und bezaubert ihre Co-Stars mit ungefiltertem Geplappere und dadurch, dass sie Türen nicht richtig öffnen kann. Jede Entscheidung lässt sie sich von jemand anderem, in der Regel ihrer besten Freundin, vorreden und von einem seltsam eingeschobenen „Ich will das so sehr!“ abgesehen gibt es keinen Ehrgeiz oder Zielstrebigkeit von der zukünftigen Starschauspielerin zu entdecken.

Wo soll uns das hinführen und wieso reduzieren die Famous in Love-Macher ihr Publikum darauf, möglichst viele Typen um sich zu versammeln, deren Herzen ihnen zufliegen? Die gesamte Story basiert auf dem Jungmädchentraum vom Rampenlicht und der großen Liebe, doch man muss keinen ausgeprägten Bildungsauftrag in sich fühlen, um zu erkennen, dass diese Interessen mit mehr Fingerspitzengefühl und Menschenverstand umgesetzt werden können. Denn was der Freeform-Produktion fehlt, ist nicht nur die Geduld, ihre Zuschauer ernst zu nehmen, sondern auch die Größe, eine Geschichte zu erzählen, die auch nur einen Hauch Originalität in sich trägt.

Romantik neu zu erfinden, ist überaus schwierig, doch Serien wie The Vampire Diaries und Reign haben es geschafft, sich immerhin einen Teilaspekt zu erobern, in dem sie glänzen können. In den ersten Episoden der Serie „Famous in Love“ gibt es von solchen Ansprüchen an die eigene Produktion jedoch keine Spur.

Seelenlose Serien mit Drehbüchern, in die entweder zu viele oder zu wenige Menschen Ideen investiert haben und denen man durch die Mattscheibe ansieht, dass es in erster Linie um den Profit geht, sind schon ärgerlich genug. Doch wenn das Publikum junge Menschen sind, die ihren Weg noch finden müssen und das auch über Serien und Filme tun, dann fühlt sich das geradezu niederträchtig an. „Famous in Love“ ist eine harmlose, charakterlose Romantikproduktion, die sich dadurch gefährlich macht, dass sie ihre Zuschauer nicht ernst nimmt.

Trailer zur Serie „Famous in Love“: