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Euphoria 1x10

Euphoria 1x10

Episode Staffel 1, Episode 10
(Euphoria 1x10)
Deutscher Titel der Episode So wunderschön wie das Meer
Titel der Episode im Original F-k Anyone Who's Not a Sea Blob
Erstausstrahlung der Episode in den USA Sonntag, 24. Januar 2021 (HBO)
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Montag, 25. Januar 2021

Während der Weihnachtsferien schaut Jules (Hunter Schafer) auf das vergangene Jahr zurück.

Was den Wettbewerb um den besseren Episodentitel angeht, hatte F-k Anyone Who's Not a Sea Blob - das nun veröffentlichte zweite Euphoria-Special - stets einen klaren Vorteil gegenüber Trouble Don't Last Always, der ersten der beiden Sonderausgaben (die als Brücke zwischen Staffel eins und zwei gedacht sind). Wobei „Wettbewerb“ in diesem Zusammenhang wohl eh die falsche Wortwahl wäre, denn eigentlich gehen die zwei Folgen Hand in Hand und ergänzen sich in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt - auch, wenn jeder oder jede seinen oder ihren Favoriten haben dürfte. Enttäuscht hat uns der Serienschöpfer Sam Levinson, der beim Drehbuch diesmal Unterstützung von der Jules-Darstellerin Hunter Schafer erhielt, zumindest nicht. Das wäre für ihn auch neu...

Was passiert?

Jules' Therapiesitzung beginnt mit einer erstaunlich langen Musiksequenz, in der wir durch eine Nahaufnahme auf die Pupille der jungen Frau die bisherigen Ereignisse aus Euphoria sehr kunstvoll Revue passieren lassen. Dazu erklingt das perfekt ausgewählte Lorde-Lied „Liability“. Darin heißt es: „You're a little much for me, you're a liability“ (zu Deutsch: „Du bist etwas viel für mich, du bist eine Belastung“). Dieses Gefühl trägt Jules mit sich herum, seitdem ihre Mutter Amy (Pell James) sie im Stich gelassen hat.

Amy, von der wir bislang nicht viel gesehen haben, ist der Schlüssel, um Jules' Psyche zu verstehen - und sie ist auch der Grund, warum ihre Beziehung mit Rue (Zendaya) womöglich zum Scheitern verurteilt war. Die Erkenntnis, dass schon ihre Mutter drogensüchtig war, erweitert unseren Blick auf das, was im Finale der Auftaktstaffel am Bahngleis vorgefallen war. Wir Zuschauerinnen und Zuschauer waren geneigt, uns auf die Seite von Rue zu schlagen. Ihre Liebe schien einfach aufrichtiger, während Jules immer etwas unverbindlich wirkte, was für jemanden so Labiles wie Rue gefährlich sein kann.

Und tatsächlich verrät Jules in ihrer Session mit Dr. Mandy Nichols (Lauren Weedman), dass sie noch immer an Tyler hängt, dem Alter Ego von Nate (Jacob Elordi), mit dem dieser sie gecatfisht hatte. Mit ihrem „Brieffreund“ habe sie sogar den besten Sex ihres Lebens gehabt, auch wenn dieser nur in Form von Sexting stattgefunden habe. Regisseur Levinson inszeniert die Flashbacks gleichermaßen erotisch als auch bedrohlich, genauso wie Jules sie rückblickend wahrscheinlich wahrnimmt. Der Ausdruck „kunstvoll“ scheint auch in diesem Kontext wieder den Nagel auf den Kopf zu treffen.

Hinzu kommen Szenen am Meer - für Jules offenbar eine Art Gottheit -, die fast an schwelgerische Parfümwerbungen erinnern. Doch Euphoria bleibt bei all dem Pathos eigentlich immer gerade so noch stilsicher. Für die junge Schauspielerin Schafer dienen diese Einstellungen wohl als beste Bewerbungsunterlagen für die kommenden Emmy Awards...

Euphoria ist hierzulande bei Sky Ticket zu finden...

Interessant wird es vor allem, als die Therapeutin die sich immer stärker aufdrängende Parallele zwischen Rue und Jules' Mutter Amy anspricht, die ihre Patientin selbst bislang verdrängt hatte. Damit beginnt die nächste kunstvolle Musiksequenz, in der Jules fragt: „Was passiert, wenn sie einen Rückfall hat und ich nicht da bin?“ Abwechselnd werden nun Bilder von schönen Erinnerungen mit Rue und traurigen Erinnerungen mit ihrer Mutter eingeblendet. HBO hat es irgendwie geschafft, Rosalia und Billie Eilish, zwei der größten Sängerinnen der Euphoria-Generation, dazu zu überreden, eigens für diese Szene gemeinsam einen Song zu schreiben. Der Titel lautet „Lo Vas a Olvidar“ (zu Deutsch: „Du wirst vergessen“).

Schade, dass es nicht so leicht ist. Dass Jules das Trauma mit ihrer Mutter nicht vergessen hat, sehen wir, als ihr Vater David (John Ales) sie darum bittet, der inzwischen ausgenüchterten Amy zu verzeihen. Das Ganze endet in erneuter Frustration. Dafür besteht aber vielleicht noch Hoffnung für sie und Rue, obwohl Jules natürlich große Angst hat.

Showrunner Sam Levinson schließt nun den Bogen zum ersten Special und klärt auf, dass die verwirrenden Szenen vom Zusammenleben in New York ein Lost-artiges gemeinsames Fegefeuer darstellen, auch wenn Jules und Rue nicht tot sind. In der Realität - falls es diese im Universum von Euphoria überhaupt gibt - sind beide geblieben, wo sie waren. Am Ende werden sie sogar wieder vereint, denn Rue traut sich, mit dem schüchternen Vorwand, sie sei gerade zufällig in der Nähe gewesen, an Jules' Tür zu klopfen. Ein wunderschöner Moment und trotzdem kein Happy End, denn wirklich repariert ist zwischen den beiden ja noch nichts. Was im Gedächtnis bleiben wird, ist die letzte Einstellung der Episode, in der Jules weinend unter ihrem Dachfenster liegt, auf das der Regen prasselt...

Fazit

F-k Anyone Who's Not a Sea Blob, das zweite Euphoria-Special, dürfte für die Fans der gefeierten HBO-Serie erneut ein audio-visueller Hochgenuss und zugleich eine emotionale Härteprüfung gewesen sein. Wie schon die Rue-Folge kurz vor Weihnachten - die mir persönlich noch ein bisschen besser gefallen hat - fungiert auch diese Ausgabe als eine Art Psychoanalyse, in dem Fall aber von Jules (und diesmal sogar in einer echten Therapiesitzung). War Trouble Don't Last Always noch mehr ein dialoglastiges Kammerspiel, haben wir es hier nun aber mit einer sensorischen Traumreise zu tun. Und auch das zentrale Thema unterscheidet sich: Bei Rue dreht sich viel um Schmerz und Betäubungsmittel, bei Jules derweil um Identität und Sexualität.

Sie habe ihre gesamte Weiblichkeit darauf ausgelegt, was Männer von ihr erwarten und sei inzwischen nur noch gelangweilt von der Einfachheit männlicher Vorstellungen. Und doch bleibt sie besessen von einem Mann, den es nicht mal wirklich gab, der sie aber noch immer in ihren Träumen heimsucht. Aufpassen muss sie auch, dass sie sich nicht zu sehr für Rue aufopfert, die vielleicht die wahre „Liability“ (Belastung) in der Beziehung ist. Am besten, Jules betet weiterhin das Meer an und konzentriert sich erstmal nur noch darauf...

Hier abschließend der Trailer zur Euphoria-Episode F-k Anyone Who's Not a Sea Blob:

Euphoria ist hierzulande bei Sky Ticket zu finden...

Euphoria 1x10 Trailer

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