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Zwei Ärzte untersuchen die verstümmelten und toten Patienten eines Neurochirurgen aus Dallas.
Vertrauen ist die wichtigste Fähigkeit für unseren sozialen Zusammenhalt. Wenn diejenigen, denen wir am allermeisten vertrauen müssen, dieses Vertrauen missbrauchen, ist das so ziemlich das Unheimlichste, was man sich nur vorstellen kann. Genau um diese Gruselvorstellung geht es in der neuen Peacock-Miniserie Dr. Death, in der ein soziopathischer Arzt das Leben seiner Patientinnen und Patienten gefährdet. Das Schlimmste daran: Die Geschichte wurde von einem wahren Fall inspiriert, der bereits als Wondery-Podcast für Aufsehen sorgte.
Serienschöpfer von Dr. Death ist der Produzent Patrick Macmanus (Happy!, Marco Polo). Er schrieb auch die nun veröffentlichte Pilotepisode mit dem Titel Diplos. Die Regie übernahm derweil Maggie Kiley, die schon bei Dirty John - einer früheren Podcast-Adaption, die sich um Betrüger dreht - mitgewirkt hatte. Die Titelrolle spielt Joshua Jackson (The Affair, Dawson's Creek), nachdem der „Fifty Shades of Grey“-Star Jamie Dornan aus Termingründen abspringen musste. Die Helden der Serie werden vom genialen Duo Alec Baldwin (30 Rock) und Christian Slater (Mr. Robot) gespielt.
Hierzulande hat sich die RTL-Plattform TVNOW die Rechte an Dr. Death gesichert. Ein Starttermin fehlt jedoch noch.
Eine wichtige Sache vorweg: Dr. Death heißt natürlich nicht tatsächlich Dr. Death - dann hätten seine Patienten beziehungsweise deren Angehörige auch wirklich keinen Grund, sich über seine tödlichen Operationen zu beschweren. Sein echter Name lautet Christopher Duntsch (Jackson). Allerdings lernen wir zunächst nicht ihn kennen, sondern seine Gegenspieler: Dr. Robert Henderson (Baldwin) und Dr. Randall Kirby (Slater). Dr. Henderson untersucht gerade einen verunglückten Fall seines Kollegen, während Dr. Kirby den hippokratischen Eidbrecher schon seit Jahren jagt.
Vor allem der Charakter von Christian Slater hebt sich auf Anhieb positiv hervor, durch seine sympathisch unkonventionelle Art. Er wirkt weniger wie ein Arzt als wie ein Showman, was ein Image wäre, das man eigentlich für den Titelantihelden erwartet hätte - eben ein Blender, der mit seinem Charme seine Verbrechen überstrahlt. Doch so ist Dr. Death alias Dr. Duntsch gar nicht. Als wir ihn erstmals treffen, ist man fast ein wenig enttäuscht, wie farblos er erscheint...
Der Schurke verkörpert geradezu das Gegenteil von Charme, sondern unterdrückt kritische Stimmen seitens seiner OP-Hilfen eher durch Einschüchterung. Vor allem seinen jungen Assistenten, gespielt von Hubert Point-Du Jour, nimmt er rasch in die Mangel, um ja keinen Zweifel aufkommen zu lassen, wer hier der Boss ist. Man kann schon nachvollziehen, dass sich der junge Pfleger davon beeindrucken lässt und so verdrängt, wie grob fahrlässig sich der Chirurg verhält. Inkompetenz wird sehr oft verschleiert durch Autorität. Verwunderlicher ist derweil, dass sich auch die Chefin von Dr. Duntsch ebenfalls von ihm zum Schweigen bringen lässt. Rechnet sie einfach nicht mit solchen Abgründen eines Menschen?
Das ganze Ausmaß der psychischen Störung des Mediziners wird erst in den persönlichen Gesprächen mit seinem Vater und seiner Exfrau deutlich. Hier lässt er seinem ganzen Narzissmus freien Lauf und tönt, dass er der beste Arzt der Welt sei. Noch kann man rätseln, ob er tatsächlich ganz genau weiß, was er tut - oder ob er einfach nur unfähig ist und sich das nicht eingesteht. Beides wäre gleichermaßen verwerflich, zumal wir schon in Episode eins sehen, wie viel Leid er verursacht...
Alles in allem kein schlechter Start für Dr. Death. Die Peacock-Miniserie leitet geduldig ihre Prämisse ein, zeigt in Sachen Inszenierung aber keine großen Auffälligkeiten. Die größte Stärke wird im weiteren Verlauf wahrscheinlich in der Spannung liegen, die vielleicht schon dadurch gebrochen wird, dass wir vorab erfahren, dass der Titelcharakter am Ende entlarvt werden wird. Wie es dazu kommt, könnte trotzdem interessant zu sehen sein.
Eine Schwäche liegt für mich darin, dass Dr. Death, gespielt von Joshua Jackson, als Figur nicht sonderlich faszinierend scheint. Er hat keine einzigartige Aura, die erklären würde, dass er so lang mit seinen Taten durchkam. Dem Ersteindruck nach ist er einfach ein pathologischer Narzisst und Soziopath, der aber auch in seinem Vorgehen keine besondere Brillanz beweist. Da die Geschichte auf wahren Ereignissen beruht, ist man andererseits fast froh, dass Dr. Death nicht zur überlebensgroßen Legende verklärt wird.
Außerdem hat die Serie ja ihre strahlenden Helden mit Alec Baldwin und vor allem Christian Slater. Letzterer bringt sogar einen Hauch von Humor in die sonst so düstere Krimiserie. In den weiteren Kapiteln des Achtteilers wird auch Slaters Mr. Robot-Kollegin Grace Gummer eine entscheidende Rolle einnehmen. Nachdem wir zunächst nur die Pilotepisode sehen konnten, können wir noch kein zuverlässiges Urteil zur Serie abgeben. Dranbleiben will man aber schon.
Hier abschließend noch der Trailer zur neuen Peacock-Miniserie „Dr. Death“:
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
AnnaSophia Robb | …………… | Michelle Shughart |
Christian Slater | …………… | |
Joshua Jackson | …………… | Christopher Duntsch |
Alec Baldwin | …………… | |
Grace Gummer | …………… | |
Carrie Preston | …………… | Robbie McClung |
Molly Griggs | …………… | Wendy Young |
Fredric Lehne | …………… | Don Duntsch |
Maryann Plunkett | …………… | |
Ali Marsh | …………… | Evelyn |
Kelly Kirklyn | …………… | Dorothy Burke |
Smitty Chai | …………… | Nurse #1 |
Dennis Funny | …………… | Prisoner |
Lenny Grossman | …………… | Party attendee |
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