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Der Schwarm 1x08

Der Schwarm 1x08

Episode Staffel 1, Episode 8
(Der Schwarm 1x08)
Titel der Episode im Original Folge 8
Erstausstrahlung der Episode in Deutschland Donnerstag, 9. März 2023 (ZDF)
Erstausstrahlung der Episode in der Mediathek Mittwoch, 8. März 2023
Autoren Steven Lally, Marissa Lestrade, Chris Lunt
Regisseur Philipp Stölzl

Aito Mifune (Takuya Kimura) wird per Helikopter eingeflogen, um sich an Bord der Thorvaldson persönlich über die bisherigen Forschungsergebnisse zu informieren. Mit weiteren Experimenten wollen die Wissenschaftler um Dr. Sigur Johanson (Alexander Karim) möglichst viel über die Yrr herausfinden.

Als Dr. Cécile Roche (Cecile De France) ein Mittel entdeckt, mit dem die Yrr vielleicht zu töten wären, gibt es Streit auf der Thorvaldson. Charlie Wagner (Leonie Benesch) ist überzeugt, dass auch die Yrr ein Interesse an den intelligenten, aber für sie gefährlichen Menschen haben. Andere der Wissenschaftler und Captain Jasper Alban (Oliver Masucci) sind dafür, eine mögliche Waffe gegen die Yrr zumindest im Moonpool zu testen.

Die Gruppe beschließt, das Experiment zu wagen. Doch die Folgen des Versuchs sind verheerend. In einer aussichtslosen Situation trifft Charlie eine einsame Entscheidung.

(Text: ZDF)

Persönliche Befindlichkeiten

Ich äußere mich innerhalb einer Kritik nur äußerst selten und ungern aus der Ich-Perspektive. Die Distanz, die ein professioneller Blick auf ein Produkt erfordert, geht ein Stück weit verloren, wenn man als Reviewer beginnt, die Dinge persönlich zu nehmen. Beim Schauen von Der Schwarm fiel es mir jedoch zunehmend schwer, mich an diesen Grundsatz zu halten, denn ich bin enttäuscht und verärgert darüber, was Frank Doelger und sein Team da auf die Mattscheibe gebracht haben. Ich bin ein Fan von Schätzings Geschichte. Ich besitze das Werk als Printausgabe, Hörbuch und Hörspiel und mag jede dieser Fassungen auf ihre Art. Die TV-Adaption mag ich hingegen leider nicht - und das hat seine, eben auch teilweise persönlichen, Gründe.

Das Kreuz mit der Adaption

Auf Schätzings Kritik, dass es bei der TV-Version mehr „pilchert als schwärme“, antwortete Doelger, dass er die Werke einiger der angesehensten Autoren der englischen Sprache adaptiert hätte und dass er den Autoren sagte, ein Film oder eine Serie müsse stets für sich allein stehen. Dem ist selbstverständlich zuzustimmen.

Die „Lord of the Rings“-Trilogie erzählte Tolkiens Meisterstück ebenso auf ihre Weise, wie es als Serie The Witcher oder Shadow and Bone tun. Doch alle genannten haben eines gemeinsam: Sie hangeln sich nicht nur an einigen wichtigen Stellen entlang, sondern gehen mit Feingefühl an die Sache heran. Peter Jackson verstand sowohl die Vorlage als auch die Intention genauso, wie es Lauren Schmidt und Eric Heisserer taten. Sie erschufen eigenständige Umsetzungen, die genau deshalb sowohl Fans als auch Nicht-Fans begeisterten. Frank Doelger schaffte genau dies nicht. Viel mehr als ein paar Schlüsselmomente, die dann auch noch viel zu oft visuell semioptimal in Szene gesetzt sind, bleiben bei genauerer Betrachtung von „Der Schwarm“ nicht.

In der Versenkung verschwunden

Schauen wir uns beispielsweise die Figuren näher an. Doelgers Totschlagargument, dass der Roman vielen „älteren weißen Männern eine Bühne“ gäbe, zieht nicht. Nichts sprach und spricht dagegen, Figuren neu zu interpretieren und zu besetzen. Dr. Johanson ist nun schwarz? Bitteschön. Leon Anawak 20 Jahre jünger? Wo ist das Problem? Schwierig wird es dann, wenn wichtige, spannende und im Roman hervorragend ausgearbeitete Protagonisten einfach ausgetauscht werden - und das schlecht.

Jack „Greywolf“ O'Bannon ist beispielsweise einer der wichtigsten Handlungsträger in Schätzings Story. Er war beim Militär und leitete dort für das U.S. Navy Marine Mammal Programm ein Delfin-Projekt, bis er nicht mehr ertrug, was man den Tieren antat. Er wurde zum Umweltaktivisten und trägt später dazu bei, mehr über die Yrr herauszufinden. Schätzing baute jene abstoßende Militärpraxis der Dressur zu Kampfzwecken nicht willkürlich ein und stellte seinen Helden als Umweltfreund und politisch aktiven Menschen dar. Entsprechend wäre es ein guter Ansatz gewesen, zumindest diesen Teil der Figur nicht unter den Tisch fallen zu lassen, zumal das NMMP nach wie vor existiert und eine kritische Betrachtung durchaus angemessen ist.

Blass bleibt blass

Statt die Chance aber beim Schopf zu packen, erhält Greywolf jedoch lediglich einen nichtssagenden Kurzauftritt und wird im Wesentlichen durch die von Leonie Benesch gespielte Charlie Wagner ersetzt. Nur funktioniert die Figur in vielerlei Hinsicht nicht. Das beginnt schon damit, dass sie Doelgers Lieblingsprämisse, ganz normale, junge Menschen zu Helden werden zu lassen ad absurdum führt. Charlie mag klug und talentiert sein, ist aber auch besserwisserisch und verhält sich immer wieder als Doktorandin unprofessionell. Damit entspricht sie in gewisser Weise einer typischen Mary-Sue-Figur, die immer alles weiß, gegen jede Logik agiert und natürlich Recht damit hat. Das kommt vor allem im kruden und unglaubwürdigen Finale zum Tragen, in dem sie sich in hunderten Metern Tiefe, nur in Badekleidung gehüllt, in die Arme der Yrr treiben lässt.

Nun ist es eine Tatsache, dass es der Österreicher Herbert Nitsch 2007 fertigbrachte, 214 Meter mit einem einzigen Luftzug zu tauchen. Charlie befindet sich aber unter Wasser in völliger Dunkelheit und damit mindestens 600 Meter unter dem Wasser, eine Tiefe, in der nicht einmal das Tauchen mit Druckanzügen mehr möglich ist. Doch selbst ohne derartige Szenen, die an der Glaubwürdigkeit der Serie nagen, bleibt Charlie eine permanent blasse Protagonistin. Über vier Folgen hinweg fällt sie lediglich durch ihre fortgesetzten Streitigkeiten mit ihrer Professorin und mit einer langweiligen Liebelei auf. Das ändert sich auch im dritten Drittel der Staffel nicht grundlegend, so dass am Ende völlig unverständlich bleibt, warum sie zur Hauptfigur wird.

Hinzu kommt zu allem Überfluss, dass Benesch bei ihrer eigenen Synchronisation fast einzuschlafen scheint. Es macht schlicht keinen Spaß, der Figur zu folgen, nicht in Englisch und schon gar nicht in Deutsch. Insofern erwiesen sich die Vorschusslorbeeren für die junge Schauspielern zumindest in Der Schwarm als arg übertrieben, weil sich ihr Spiel der schlechten Figurenzeichnung anpasst und unmotiviert wirkt.

Action-Armut

Kommen wir damit zu zwei weiteren spannenden Akteuren, die es nicht in die Show schafften. „Der Schwarm“ ist nicht nur ein auf wissenschaftlicher Ebene hervorragend recherchierter und mahnender Roman, sondern hat auch eine militärkritische Komponente. Welche Leserin und welcher Leser erinnert sich nicht gerne an General Commander Judith Li, der die Koordination über die Reaktion der Yrr-Angriffe übertragen wurde und die große Machtambitionen hegt? Auch ihr Komplize Jack Vanderbilt, stellvertretender Direktor der CIA und durch und durch ein unsympathischer, schmieriger Typ, fehlt in der Adaption. Um es in einen Satz zu bringen: Das Militär spielt bei Doelger überhaupt keine Rolle.

Ersetzt wird der für das Werk essentielle, weil actionreichste Teil durch die Mifune-Stiftung, die nun eine Forschungsreise finanziert, in der Anawak, Charlie, Johanson, Dr. Roche und die S.E.T.I.-Forscherin Samantha Crowe (Actrice Sharon Duncan-Brewster ist übrigens eines der wenigen Highlights) mehr oder weniger ereignislos durch die Arktis schippern. Jegliche Actionmomente der Buchvorlage wurden damit eliminiert, übrig bleiben mehr oder weniger kryptische Anspielungen, einige nett animierte Szenen mit den Yrr und der bereits oben angesprochene Staffelabschluss, der auf eine Fortsetzung anspielt.

Fazit

Rekapitulieren wir also stichpunktartig: ein schwacher Beginn, blass gezeichnete Figuren, eine Story, die darauf hinweist, dass Doelger die Vorlage weder verstanden hat noch ihr wohlgesonnen ist, mittelmäßige CGI und eine stellenweise lahme Inszenierung. Darf man sich da als Fan ärgern? Ja, ich darf. Im zweiten Teil der Season keimte bei mir kurz Hoffnung auf.

In den Folgen fünf und sechs nimmt die Geschichte nämlich endlich die Fahrt auf, die ich mir erhofft hatte. Doch als dann der Tsunami über weite Teile der Welt hineinbricht und diese ins Chaos stürzt, geschieht in der Show, Sie erraten es vielleicht, nichts. Was wären das für Szenen gewesen, hätte sich Doelger zumindest eine Folge lang auf die Auswirkungen an Land konzentriert und dem Publikum nicht nur erzählt, sondern auch gezeigt, wozu die Yrr wirklich in der Lage sind?

Von ihrer Macht ist aber nichts zu spüren. Ein paar Szenen auf einem kleinen Fernsehbildschirm reichen einfach nicht, um zu verdeutlichen, dass sämtliche Küsten Nordeuropas in Trümmern liegen, der Schifffahrtverkehr praktisch nicht mehr existiert und Orcas mordend durch das Meer ziehen. Stattdessen serviert man uns ein halb-esoterisches Finale, um eine Figur zu pushen, die bisher eher unauffällig nebenherlief.

Dennoch hat das ZDF einen wahren Hit gelandet. Wie DWDL meldet, verzeichnet Der Schwarm wahre Traum-Quoten, sowohl linear als auch in der Mediathek. Das deutet darauf hin, dass uns möglicherweise eine zweite Staffel ins Haus flattert. Ob die an der generellen Ausrichtung etwas ändern wird, bezweifele ich allerdings. Immerhin: Der insgesamt gelungene Mittelteil, die guten Leistungen von Sharon Duncan Brewster, Alexander Karim, Cecile de France und Joshua Odjick machen ebenso Hoffnung, wie die visuell ansprechende Präsentation der Yrr. Deshalb gibt es dann doch knappe drei von fünf Methanwürmern.

Hier abschließend noch der Trailer zur Serie „Der Schwarm“:

Schauspieler in der Episode Der Schwarm 1x08

Darsteller   Rolle
Alexander Karim …………… Dr. Sigur Johanson
Cecile De France …………… Dr. Cécile Roche
Leonie Benesch …………… Charlie Wagner
Joshua Odjick …………… Leon Anawak
Takehiro Hira …………… Riku Sato
Krista Kosonen …………… Tina Lund
Rosabell Laurenti Sellers …………… Alicia Delaware
Barbara Sukowa …………… Prof. Katherina Lehmann
Oliver Masucci …………… Capt. Jasper Alban
Klaas Heufer-Umlauf …………… Roscovitz
Lydia Wilson …………… Sara Thompson
Takuya Kimura …………… Mifune
Sharon Duncan-Brewster …………… Samantha Crowe
Alba Gaïa Kraghede Bellugi …………… Isabelle Roche
Alessandra Arcangeli …………… Lilitha
Andrea Guo …………… Jess
Astrid Meloni …………… Mother
Bruce McGuire …………… Clive Roberts
Christian Burruano …………… Miguel Gilberto
Claudia Jurt …………… Dr. Natalia Oliviera
David Menkin …………… Stephen Peak
David Vormweg …………… Tomas
Denise McNee …………… Betty Harkins
Dutch Johnson …………… Jack Greywolf O'Bannon
Eidin Jalali …………… Rahim Amir
Beth McCreton …………… Co-Pilot
Elizabeth Kinnear …………… Lizzie Stringer
Enrica Cortese …………… Alaina
Eva Röse …………… Erika Skaugen
Fabien Lucciarini …………… Lucien Bisset
Francis Pardeilhan …………… Bouquillon
Franziska Weisz …………… Granelli
Gerald Kyd …………… Michael Roche
Gerhard Koloneci …………… Demiri
Hal Yamanouchi …………… Capt. Akito Nakamura
Havana Alfarano …………… Maria
Isnaba Na Montche …………… Mesuli
Jack Greenlees …………… Douglas MacKinnon
Jacopo Olmo Antinori …………… Elijah
Jason Prempeh …………… Rafal Keita (as Jason Derek Prempeh)
Jucinei Adriano Cardoso …………… Juan (as Jucinei Cardoso)
Kari Corbett …………… Iona
Maddalena Vallecchi Williams …………… RCMP Officer
Marcus Marcelli …………… Naval Officer
Margot Vanilla Caricati …………… Young Girl
Marleen Scholten …………… Laura Crowe
Maxence Dinant …………… French Driver
Melanie Neu …………… Chrissy Morton
Michele Favaro …………… Max
Nathalie Rapti Gomez …………… Receptionist
Paolo Bernardini …………… Aide
Pavel Zelinskiy …………… Ivan Devinik
Rachel Braunschweig …………… Miss Astier
Richard Ulfsäter …………… Kåre
Rune Temte …………… Aaren Stone
Sheena Hao …………… Weei Fu
Thierry Toscan …………… Fishmonger
Valeria Milillo …………… Francesca Delaware
Violetta Jackson …………… Sophia (as Violetta Calderini-Jackson)
Vittorio Fiorini …………… Louis Roche
Wayne Charles Baker …………… Kit
Yonv Joseph …………… Mousa Kofi

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