In der Episode Bombshells der Serie House erleben wir was passieren kann, wenn Ängste und Bedenken monatelang unterdrückt werden - sie brechen unkontrolliert aus, in Form von bizarren Träumen. Und die Ärzte am Princeton Plainsboro werden von diesen emotionalen Bomben nicht weniger terrorisiert, als von echten...
Die Episode Bombschells aus der Serie House beginnt heiter vergnügt, nicht jedoch ohne böse Vorzeichen: „It's like dating a ten-year-old.“ Diese Bemerkung von Cuddy (Lisa Edelstein), als House (Hugh Laurie) sich einen albernen Scherz mit ihr erlaubt, erweist sich als tiefgreifender als zu erwarten war - von dort wird es immer düsterer und schließlich werden die schlimmsten Befürchtungen wahr, wenn auch nicht die offensichtlichsten...
Cuddy hat ein Nierenproblem - belegt durch Blut im Urin - und die zunächst unklaren Untersuchungsergebnisse zerren an ihren Nerven. Sie befürchtet das Schlimmste: Krebs. Daher setzt sie sogar ihren letzten Willen auf und regelt damit die Vormundschaft für Rachel. House tut die Bedenken seiner Liebsten ab: Er gibt sich Cuddy sowie auch Wilson (Robert Sean Leonard) gegenüber lässig sarkastisch, scheint damit aber vor allem sich selbst von der es-ist-sicher-nichts-Ernstes-Devise überzeugen zu wollen.
Als Cuddy ihre Beziehungen als medizinische und administrative Leiterin des Krankenhauses nicht spielen lässt, um einen sofortigen Termin für die Ergebnis bringende Biopsie zu bekommen, reagiert der sonst so gleichgültige Zyniker plötzlich hysterisch. Die Patientin selbst weist ihn scharf auf sein widersprüchliches Verhalten hin: „But I'm not sick, right?“ Jetzt muss selbst House kapitulieren: „Good Point!“ Lautet seine Antwort.
Cuddys Unterbewusstsein verarbeitet die Angst vor einer tödlichen Krankheit und die Tatsache, dass ihr Auserwählter äußerst unreif auf echte Probleme reagiert, in verschiedenen verstörenden Träumen.
Die Sitcom-Kostprobe, in der House und Wilson als Eltern für die mittlerweile achtjährige Rachel (Emily Hahn) fungieren, weil Cuddy nicht mehr unter den Lebenden weilt, ist zum schießen. Wenn die Serie House abgesetzt werden sollte, sollten sich sämtliche Sitcom-Produzenten um diesen Stoff mit den Darstellern Hugh Laurie und Robert Sean Leonard reißen.
Alle Traumsequenzen in dieser Episode sind aufwändig inszeniert und überaus bedeutungsschwanger. Besonders gelungen ist die wiederkehrende Naschsucht von House. Erst als Cuddys zur Betreuung der Patienten angerückte Schwester Julia (Paula Marshall) bemerkt, dass Rachel die Schlaftabletten auf dem Nachttisch ihrer Mutter als Naschwerk bezeichnet, wird Cuddy klar: Die Süßigkeiten in ihren Träumen stehen für Tabletten (Vicodin).
Die Essenz aller Träume: Huddy als Paar sind ein Trugschluss! House ist nach wie vor verantwortungslos und unfähig, den (wirklichen) Ernst des Lebens ohne Drogen zu meistern. Cuddy hat vergeblich versucht sich einzureden, dass ihre Liebe ihm Kraft gibt. Doch schließlich fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: Als House nach langem Hin und Her schließlich an Cuddys Krankenbett auftaucht, um Beistand zu leisten, war er mit Vicodin zugedröhnt.
Beide sind determiniert: Cuddy hat nun einmal bestimmte Ansprüche und Bedürfnisse. House hat Angst vor Schmerz, und somit auch vor menschlicher Nähe. Deshalb bekommt sie in dieser Beziehung nicht was sie will/braucht, er hingegen ist offenbar zu einem Leben ohne Liebe mit Drogen verdammt.
Die Episode Bombshells greift beim Showdown passenderweise auf den Staffelauftakt Now What? zurück: Die Ausgangssituation ist wieder ein herber Verlust. Doch da es diesmal Cuddy ist, die House verliert, wird er dieses Mal nicht gerettet als er im Badezimmer mit seiner Sucht hadert. Es ist ironisch, einleuchtend und tragisch zugleich: Cuddy ist der Auslöser für seinen Rückfall.
Hat Sie überreagiert, weil sie von der zermürbenden Ungewissheit der vergangen Tage noch angeschlagen war? War sie zu streng mit House? Immerhin wusste sie ja um seine labile psychische Verfassung und seine Macken. Ist das Huddy-Aus endgültig und der Vicodin-Rückfall eine Abwärtsspirale zurück in die Abhängigkeit?
Die Angst vor der Angst ist ein tragisches Dilemma, denn sie führt oft zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen: House hatte Angst davor, Cuddy zu verlieren (Tod), weshalb er zum Vicodin griff, um diese Angst zu betäuben - was aber wiederum dazu führte, dass er Cuddy tatsächlich verlor (in romantischer Hinsicht).
Die wahrscheinlich einzige Möglichkeit seine Sucht zeitlebens zu bekämpfen: Der Arzt muss diesen Teufelskreis durchbrechen, sich dem Schmerz stellen und erleben, dass er ihn aushalten kann. Darauf hätten Wilson und Foreman (Omar Epps) House hinweisen sollen, anstatt ihn mit Vorwürfen zu bombardieren, er habe als Cuddys Partner in ihrer Zeit der quälenden Ungewissheit für Cuddy da zu sein.
Obwohl Houses Umgebung mittlerweile so gut mit seinen tagtäglichen Manipulationen umzugehen weiß, ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie alle den verkorksten Diagnostiker so behandeln, als wüssten sie nicht wie er tickt...
Darsteller | Rolle | |
---|---|---|
Robert Sean Leonard | …………… | Dr. James Wilson |
Hugh Laurie | …………… | Dr. Gregory House |
Lisa Edelstein | …………… | Dr. Lisa Cuddy |
Omar Epps | …………… | Dr. Eric Foreman |
Jesse Spencer | …………… | Dr. Robert Chase |
Peter Jacobson | …………… | Dr. Chris Taub |
Amber Tamblyn | …………… | Martha M. Masters |
Paula Marshall | …………… | Julia Cuddy |
Brett DelBuono | …………… | Ryan |
Lesley Fera | …………… | Kay |
Ken Garito | …………… | Todd |
Emily Hahn | …………… | Rachel Cuddy (Dream) |
Beau Dremann | …………… | Police Officer |
Lee Simpson | …………… | Hayes |
Liz Benoit | …………… | Nurse Anne |
Chuck McCollum | …………… | Urologist |
Kai Schmoll | …………… | Lawyer |
Bobbin Bergstrom | …………… | Nurse |
Martha Nichols | …………… | Dancer #1 |
Noelle Marsh | …………… | Dancer #2 |
Allison Holker | …………… | Dancer #3 |
Dominic Chaiduang | …………… | Dancer #4 |
Katie Schaar | …………… | Dancer #5 |
Ryan Ramirez | …………… | Dancer #6 |
Chaz Buzan | …………… | Dancer #7 |
Scott Myrick | …………… | Dancer #8 |
Billy Bell | …………… | Dancer #9 |
William Wingfield | …………… | Dancer #10 |
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